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Agritechnica 2023

Trends in der Düngetechnik: Groß und präzise

Elektrische Dosiersysteme, aufwendige Steuerungen und neu entwickelte Pneumatikstreuer – die Agritechnica-Trends in der Düngetechnik für Sie im Überblick.

Lesezeit: 8 Minuten

SCHNELL GELESEN
Kleine und einfache Streuer gibt es mittlerweile auch mit Wiegeeinrichtungen. Die geschwindigkeitsabhängige Reglung ist fast Standard geworden.
Grenzstreusysteme werden immer wichtiger. Neben Randstreuschirmen und hydraulischen variablen Scheibendrehzahlen nimmt die Bedeutung von mittigen Grenzstreuschirmen zu.
Optimale Schaltpunkte in Kurvenfahrten und beim Fahren ins Vorgewende werden von intelligenten Softwarealgorithmen errechnet.

Neben der Leistungsfähigkeit haben die Hersteller die Präzision ihrer Düngerstreuer weiter verbessert. Dies ist insbesondere aufgrund strengerer Vorschriften und Maßnahmen zum Gewässerschutz von großer Bedeutung, da die Düngerkörner präzise an die gewünschten Stellen gelangen müssen. Die wichtigen Entwicklungstrends der letzten Jahre setzen sich fort. Dabei geht es vor allem um die exakte, geschwindigkeits- und standortabhängige Düngerausbringung. Diese Lösung ist zunehmend auch in den einfacheren Modellreihen verfügbar. Einsteigermodelle gibt es aber auch weiterhin mit Terminals ohne Isobus.

Ankuppeln mit elektrischen Stützrollen

Aufgrund großer Volumen und den damit verbundenen hohen Gewichten müssen die Streuer möglichst dicht an den Schlepper ran. Um nicht zwischen Schlepper und Streuer arbeiten zu müssen, hat Rauch ein System mit elektrisch angetriebenen Stützrollen entwickelt. So lässt sich der Streuer nach dem Ankuppeln der Schlauchverbindungen per App an den Schlepper navigieren. Dies soll auch per Kameraerkennung sogar automatisch gehen.

Mengensteuerung mit Drehmomentsensoren und/oder Waage

Wiegesysteme haben sich in den großen Baureihen durchgesetzt. Mit integrierten Neigungssensoren erreichen sie hohe Genauigkeiten. Die Dosierschieber stellen sich selbst ein. Die Dokumentation fällt mit den Wiegestreuern deutlich leichter. Doch auch in den kleineren Baureihen hält die Wiegetechnik weiter Einzug. So bietet Rauch seinen Eintrichterstreuer MDS mit separatem Wiegerahmen an. Das Terminal Quantron-A regelt die Dosierschieber.

Über viele Jahre hinweg hat Rauch als einziger Anbieter die Ausbringmenge über das Drehmoment im Antriebsstrang der Streuscheiben überwacht und gesteuert. Das zugehörige Patent ist inzwischen abgelaufen. So bietet auch Amazone eine ähnliche Entwicklung namens FlowControl für den Profi-Streuer ZA-TS an, jedoch immer in Verbindung mit einer Wiegeeinrichtung. Dadurch kalibriert sich das System selbst.

Rauch entwickelt seine Drehmomentmessung weiter. So kann das EMC-System am Großflächenstreuer Axent nicht nur beim Düngerstreuen, sondern jetzt auch beim Kalkstreuen eingesetzt werden.

Amazone bietet mit dem ZG-TX einen neuen Kombistreuer an. Dieser lässt sich innerhalb von 15 Minuten vom TS-Streuwerk auf ein Kalkstreuwerk umrüsten. Das Behältervolumen beträgt je nach Modell 6.800 bis 11.200 l mit bis zu 21 t zulässigem Gesamtgewicht.

Section Control und Variable Rate weiterentwickelt

Ein weiteres wichtiges Thema ist die automatische Teilbreitenschaltung (Section Control) sowie die variable Ausbringmenge (Variable Rate). Bei Streuern, die Arbeitsbreiten von deutlich über 40 m erreichen, ist dies eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe. Bei der Teilbreitenschaltung geht es nicht nur um die Halbseitenschaltung. Für eine echte Teilbreitenschaltung muss der Bordcomputer die Streubreite und die Düngermenge automatisch anpassen können. Bei einfacheren Streuern wird dies oft nur über die Regelung der Dosieröffnung versucht. Dabei schalten die Modelle nur Teilbreiten von außen nach innen ab.

Bei hochwertigeren Geräten kommt die Anpassung des Aufgabepunktes auf die Streuscheiben hinzu. Damit lassen sich die Teilbreiten von innen nach außen schalten. Streuer mit hydraulischem Antrieb können die Drehzahl der Scheiben anpassen. Das ist insbesondere am Feldrand wichtig. So stellte auch Kverneland einen hydraulischen Antrieb für seine Streuer Exacta TL Geospread vor. Die Streuer tragen den Zusatz iDC.

Beim Einfahren ins Vorgewende ist der Schaltpunkt wichtig. Bisher haben die Hersteller für jeden Dünger einen Wert ermittelt. Rauch hat nun seinen OptiPoint zur „pro“-Version weiterentwickelt. Dabei errechnet das System den optimalen Schaltpunkt auch im Zusammenhang mit Fahrgeschwindigkeit, den Felddaten und den Düngereigenschaften. Beim Einfahren ins Vorgewende soll das System dann ebenfalls den Aufgabepunkt verstellen, um vor dem Einbiegen in die Fahrgasse den optimalen Schaltpunkt zu legen. Das System soll ab 2024 verfügbar sein.

Für die variable Mengenanpassung innerhalb der Arbeitsbreite können die Streuerhersteller die Menge links und rechts unterschiedlich ansteuern. Dabei erfassen mehrere auf der Arbeitsbreite verteilte, virtuelle Applikationspunkte die Soll-Menge. Für jede Seite des Streuers wird dann die auszubringende Menge gemittelt.

Randstreusysteme jetzt auch direkt am Feldrand

Um mit dem Zweischeibenstreuer bis an die Feldgrenze genau arbeiten zu können, gibt es verschiedene Grenzstreusysteme. Weit verbreitet ist der Grenzstreuschirm, bei dem Lamellen in die Düngerflugbahn geschwenkt werden. Andere Wurfflügel auf den Scheiben sind eine weitere Möglichkeit, die Wurfweite des Düngers zu begrenzen. Hydraulische Antriebe spielen ihre Stärken ebenfalls beim Feldrandstreuen aus.

Bei all diesen Techniken fährt man in der ersten Fahrgasse. Dabei fällt die Querverteilung zum Ackerrand hin ab. Das sollen neue, mittig angeordnete Grenzstreuschirme, mit denen man direkt am Feldrand fährt, verhindern. Amazone hat mit dem GPS-ScenarioControl ein System im Programm, das die Schaltpunkte der Randstreueinrichtungen nach einmaliger Aufzeichnung immer wieder aufrufen kann. Rauch hat seinen Grenzstreuschirm überarbeitet und nennt ihn nun GSE pro. Damit soll man exakt bis zur Feldkante streuen können.

Mehr Kontrolle in Kurven und am Hang

Systeme zur Kontrolle des Windes mit einer Anpassung des Streubildes sind bereits seit einigen Jahre verfügbar. Eine interessante Innovation ist hingegen das CurveControl von Amazone, das den Einfluss der Kurvenfahrt auf das Streubild im Feld korrigiert. Dafür hat Amazone eine Silbermedaille von der DLG erhalten.

Die Wurfweite ist meist deutlich höher als die Arbeitsbreite. Daher ist die Berechnung des richtigen Aufgabepunktes und der Menge deutlich komplexer als bei der Pflanzenschutzspritze. Amazone hat dafür einen entsprechenden Algorithmus entwickelt. Der Bordcomputer verarbeitet die Daten und steuert den Aufgabepunkt, die Mengeneinstellung sowie die Scheibendrehzahl entsprechend.

Besonders Düngerstreuer, bei denen der Dünger durch den freien Fall auf die Scheibe fällt, sind am Hang anfällig für eine ungenaue Querverteilung. Mit optionalem Neigungssensor, zusammen mit einer Aufgabepunktverstellung, versuchen die Hersteller, diese Einflüsse bei Hangfahrten und Bergabfahrten zu kompensieren.

Zudem hat Amazone ein Hangset für seine mittlere Streuerbaureihe im Programm, welches den Dünger dichter zur Scheibe führt und so den Einfluss minimieren soll. Kverneland benötigt laut eigener Aussage solche Techniken nicht, da durch die Vorkammer auf der Scheibe der Aufgabepunkt auch am Hang gleich bleibt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für eine gute Querverteilung ist die Schonung des Düngers. Aus diesem Grund gibt es Ansätze, die Intensität des Rührwerks an die Düngermenge anzupassen, beispielsweise durch einen geregelten elektrischen Antrieb.

Die Qualität ist insbesondere bei großen Arbeitsbreiten wichtig. Zurzeit bieten Amazone und Rauch Systeme zur Überwachung der tatsächlichen Flugbahn an, die auf Radartechnologie basieren. Diese Technik hat sich bisher aufgrund ihrer hohen Kosten noch nicht weit verbreitet. Eine andere Möglichkeit zur Kontrolle besteht in der Verwendung von Streuschalen, obwohl diese von vielen Landwirten als zu aufwendig angesehen werden.

Rückkehr der Pneumatik

In den letzten Jahren hat die Präzision entlang der Feldränder immer mehr an Bedeutung gewonnen. Das Problem besteht darin, dass es schwierig ist, einen Düngerkorn genau an der Feldgrenze oder am Graben senkrecht auf den Boden fallen zu lassen. Daher ist es wichtig, ausreichend Abstand zu halten, insbesondere mit den verfügbaren Rand- und Grenzstreueinrichtungen.

Pneumatische Düngerstreuer arbeiten präzise bis zum Feldrand. Durch separate elektrisch angetriebene Dosiereinheiten für jede Teilbreite bieten diese Düngerstreuer viele Möglichkeiten für die genaue Düngung von Teilflächen. Auch bei Mischdüngern mit Schwankungen oder günstigen Partien in der Korngrößenverteilung ist die Ausbringgenauigkeit in der Regel höher.

Rauch bietet seine angebauten Düngerstreuer ab sofort auch mit 24 m Breite an. Zudem hat der Hersteller ein System entwickelt, das mit zwei Kameras die Auslässe auf beiden Seiten kontrolliert und so Blockaden erkennt.

Horsch ist mit dem gezogenen Streuer Xeric 14 FS mit Tandemachse und 14 m³ Volumen neu im Bereich der Pneumatikstreuer unterwegs. Die Arbeitsbreite beträgt bis zu 48 m. Das Gestänge soll über die Steuerung BoomControl, die von den Spritzen bekannt ist, auch bei Fahrgeschwindigkeiten bis 20 km/h ruhig liegen. Der Xeric bietet eine automatische Teilbreitenschaltung sowie eine variable Anpassung der Menge pro Teilbreite und passt die Mengen auch bei Kurvenfahrten an die jeweilige Gestängegeschwindigkeit an.

Dünger direkt in den Boden

Abseits der Oberflächendüngung gibt es Entwicklungen, den Dünger direkt in den Boden einzubringen. Lösungen hierfür sind bei Sämaschinen und Grubbern schon lange bekannt. Die Anzahl an verfügbaren Maschinen mit zweigeteiltem Tank oder in Kombination mit einem Fronttank nehmen in der letzten Zeit deutlich zu.

Auch die punktgenaue Applikation von Dünger bei der Einzelkornsaat ist praxisreif. Amazone bietet z.B. das System FertiSpot an, welches per elektrisch angetriebenen Paddel den Dünger in einer Vorkammer sammelt und genau unter oder bei empfindlichen Pflanzen auch direkt zwischen den einzelnen Körnern ablegt. Kverneland bietet das druckluftbasierte System Pudama für die punktgenaue Applikation an.

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