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Biostimulanzien: Landwirt schwört auf Mykorrhizapilze gegen Trockenheit

Für Michael Cordts aus Niedersachsen stellen Mykorrhizapilze einen wichtigen Hebel im Kampf gegen die Trockenheit dar. Der Biobauer setzt sie im Rahmen verschiedener EIP Agri-Projekte ein.

Lesezeit: 6 Minuten

Die größte Herausforderung für Michael Cordts ist es, mit den immer niedrigeren Niederschlagsmengen und dem limitierten Wasser aus der Beregnung auf den sandigen Böden noch ausreichende Erträge zu erzielen. „Auf unserem Standort erreichten wir in der Vergangenheit im langjährigen Schnitt durchaus 550 mm. Seit drei, vier Jahren bewegen wir uns aber eher auf dem Niveau von nur 250 bis 300 mm/m² und Jahr“, sagt Cordts.

Der Landwirt bewirtschaftet bei Schnega/Molden im nordöstlichen Niedersachsen einen Ackerbaubetrieb mit rund 170 ha nach Biolandrichtlinien. Zum Betrieb gehören auch 20 ha Grünland, auf denen eine Rinderherde mit rund 30 Tieren weidet.

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Die Böden auf seinem Betrieb haben mit ihren 18 bis 35 Bodenpunkten kein besonders hohes Wasserspeichervermögen, einen Großteil der Flächen kann Cordts aber beregnen. „Bei diesen Bedingungen kann man sich vorstellen, dass sich bei uns alles ums Wasser dreht. Dazu zählt die Optimierung unser Beregnungstechnik genauso wie ein guter Mykorrhizabesatz im Boden“, erklärt er.

Pilze als Starthilfe in den Bioackerbau

Cordts hat seinen Betrieb 2012 auf Bio umgestellt. Rückblickend waren die ersten Jahre nach der Umstellung keine einfachen. „Die Erträge sanken und irgendwie habe ich mich wie in einem Loch gefühlt“, so der Ackerbauer. Heute weiß er, dass es Zeit braucht, bis sich der Boden an die neue Bewirtschaftungsform angepasst hat und wieder aufbaut. „In solchen Phasen klammert man sich an jeden Strohhalm und ist bereit, viel auszuprobieren. Als dann die Firma Inoq mit der Idee von Versuchen zu Mykorrhizapilzen auf mich zukam, war ich sofort dabei.“

Besonders interessant erschien Michael Cordts der Einsatz, weil sich die Wasseraufnahmefähigkeit der Kulturpflanzen durch die Symbiose mit den Pilzen verbessern sollte. Im Gegensatz zu den Haarwurzeln der Pflanzen kann das deutlich feinere Pilzgeflecht zusätzliches Wasser aufnehmen und speichern. Hinzu kommt, dass das weit verzweigte Myzel den Pflanzen zusätzliche Nährstoffe zur Verfügung stellen soll.

Die ersten kleinen Versuche hat Cordts 2015 zusammen mit der Firma Inoq durchgeführt. Zum Einsatz kam das Mittel Inoq Advantage in den Kulturen Körnermais und Soja. Seit 2016 ist er Partner in verschiedenen EIP Agri-Projekten (mehr dazu unter „EIP Agri-Projekte“) zu Mykorrhiza, wodurch sich der Einsatz mit dem Bodenpilz beim ihm in Versuchen ausgeweitet hat. „Durch die Teilnahme an den Projekten setzt man sich noch mal anders mit dem Thema auseinander. Mein Wissen über Mykorrhiza ist in der Zeit zwar enorm gewachsen, vermutlich weiß ich aber immer noch nur ein Bruchteil von dieser komplexen Materie“, sagt Cordts.

Kein standardmäßiger Einsatz

In seiner fünfgliedrigen Fruchtfolge bestehend aus Kartoffeln, Dinkel, Körnermais, Sojabohne und Wintergerste, setzt Michael Cordts im Rahmen der EIP-Projekte heute die Mykorrhiza nur noch im Mais ein – und dort auch nicht jedes Jahr und nicht vor dem gesamten Mais, sondern flächenspezifisch und insbesondere auf den Grenzstandorten. „Meine Einschätzung ist, und die wurde mir durch projektbegleitende Untersuchungen häufig bestätigt, dass ich auf den schwachen Standorten im Mais die höchsten Effekte erziele“, so Cordts.

In der Sojabohne setzt der Biobauer heute keine Mykorrhiza mehr ein, weil die Leguminose – anders als der Mais – ein Wurzelsystem besitzt, welches sehr schnell in tiefere Bodenschichten vordringt. Seiner Erfahrung nach stehen ihr dadurch größere Wasservorräte zur Verfügung. Außerdem vermutet er, dass die Sojabohne, die bei ihm auf den Mais folgt, von den ein Jahr zuvor ausgebrachten Pilzen profitiert.

„Dank der projektbegleitenden Untersuchungen weiß ich heute auch, dass ich per se einen guten Mykorrhizabesatz in meinen Böden habe – vermutlich wegen der ökologischen Bewirtschaftung. Deshalb bringe ich auf Flächen, die nicht in einem Projekt sind aktuell keine Pilze aus“, erklärt der Ackerbauer.

Anwendung denkbar einfach

Michael Cordts sammelt seit mittlerweile sieben Jahren Erfahrungen mit Mykorrhizapilzen. Das von ihm angewendete Produkt Inoq Advantage wurde im Laufe der Zeit durch eine verbesserte Formulierung immer anwenderfreundlicher.

Nahezu gleich geblieben sind aber die enthaltenen Pilzarten. Dazu zählen die vier arbuskulären Mykorrhizapilzen Rhizoglomus irregulare, Funneliformis mosseae, F. caledonium, F. geosporum. Diese sind mit Blähton, welcher als Trägermaterial fungiert und die Ausbringung erst praktikabel macht, vermischt.

Bei dem Produkt handelt sich also um eine körnige Substanz, die mit der richtigen Technik denkbar einfach auszubringen ist. „Ich bringe das Substrat mit einem Granulatstreuer aus, den ich auf die Einzelkornsämaschine montiert habe. Dieser bläst 15 bis 20 kg/ha des Substrats direkt in den Saatschlitz, sodass die Pilze nicht an der Luft austrocknen“, erklärt Cordts. „Bei ausreichender Feuchtigkeit besiedelt der Pilz von dort aus die Wurzeln der Kulturpflanzen und breitet sich weiter aus.“

Den Körnermais legt Michael Cordts – genau wie die Sojabohne – mit einem Reihenabstand von 50 cm. Hinsichtlich der Anwendung erhofft sich Cordts neue Erkenntnisse aus dem aktuellen EIP-Projekt „BioSeed“. In diesem wird u. a. untersucht, welchen Effekt die Mykorrhizierung von Zwischenfrüchten auf den nachfolgenden Mais hat.

Nicht günstig, aber hilfreich

Der Biobauer weiß, dass der Preis für die Mykorrhizapilze mit ca. 120 €/ha viele Berufskollegen abschreckt. Er hofft aber, dass eine größere und optimierte Produktion der Pilze den Preis künftig etwas reduziert. Auf die Frage, ob er nach dem Einsatz Effekte beobachten konnte, antwortet Cords: „Generell unterliegt wir in der Landwirtschaft immer den Jahreseffekten, weshalb ich keine Standardaussage treffen kann. Auffallend war aber z. B. im letz- ten Jahr, dass der mit Mykorrhiza behandelte Mais im Wuchs bis zur Blüte zunächst sogar zurückblieb. Gedroschen hat er später dann rund eine Tonne mehr als die Kontrollparzellen.“

Die Mykorrhizapilze helfen uns, mit der Trockenheit besser zurechtzukommen

Dass anfänglich Stocken des Maises, erklärt er damit, dass der Pilz dem Mais Energie für seine eigene Entwicklung entzogen hat. Danach kam der „Wasserhalteeffekt“ des Pilzes zum tragen. Durch die Teilnahme am Projekt weiß er, dass sich unter einem Landsberger Gemenge (Inkarnatklee, Wicke, Welches Weidelgras), welches er zurzeit als Zwischenfrucht vor Mais anbaut, Mykorrhizapilze viel besser entwickeln als z. B. unter einer artenreiche Zwischenfruchtmischung. Als Grund dafür vermutet er, dass in diesen „gängigen“ Mischung auch Komponenten enthalten sind, wie z. B. Senf oder Ölrettich, die keine Symbiose mit Mykorrhizapilzen eingehen – diese vielleicht sogar hemmen.

Erfahrungen konnte Cordts auch hinsichtlich Bodenbearbeitung sammeln. So stellte er fest, dass ein aufgebauter Mykorrhizabesatz nicht durch Bodenbearbeitung – auch nicht durch den Pflugeinsatz – nennenswert geschwächt wird.

Für Standorte wie seinen, ist sich Michael Cordts sicher, werden vor dem Hintergrund des anhaltenden Klimawandels Biostimulanzien-Produkte immer wichtiger. „Für mich stellen Mykorrhizapilze eine Art Versicherung dar. Ich vermute, dass wir künftig diese und andere Produkte, die abiotischen Stress mindern können, vermehrt einsetzen müssen“, so Michael Cordts.

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