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Grasernte: Schnitt nach Maß

Nach dem nassen Herbst stehen einige Grünlandwirte vor teils besonderen Herausforderungen. Hier finden Sie einige Tipps für eine optimale Nutzung, um hohe Futterqualitäten zu erzielen.

Lesezeit: 7 Minuten

Unser Autor: Dr. Tammo Peters, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Alles anders auf dem Grünland? Aufgrund der klimawandelbedingten milderen Temperaturen in den Wintermonaten verlängert sich nicht nur das Graswachstum im Herbst, auch im Frühjahr beginnt die Vegetation eher. So zeigen Studien und eigene Berechnungen, dass der Vegetationsbeginn im Grünland in den letzten 20 Jahren durchschnittlich rund 12 Tage früher einsetzte.

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Schnell gelesen

  • Viele Grünlandbestände starten dieses Jahr überständig in die Vegetation – beseitigen Sie diesen Aufwuchs frühzeitig.

  • Für Silage ist der erste Aufwuchs der wichtigste, um beste Qualitäten zu ernten, bleiben allerdings nur drei bis fünf Tage Zeit.

  • Heu eignet sich nicht nur für Pferde, sondern auch für Hochleistungstiere.

  • Weideertrag misst man besser, als das man ihn schätzt. Dabei helfen Platemeter und der Futterkeil.

Grünland im Frühjahr vorbereiten

Hinzu kommt, dass sich auch die Niederschlagsverteilung innerhalb des Jahres verändert, hin zu tendenziell trockeneren Sommern und niederschlags­reicheren Wintern – charakteristisch ist dafür sicherlich der Herbst 2023. Die teils arg hohen Niederschlagssummen führten vor allem an Standorten der nordwestdeutschen Tiefebene zu Staunässe. Dadurch konnten viele Landwirte im Herbst letzten Jahres einige Flächen nicht mehr befahren und Bestände nicht mehr ernten.

Die Gräser wuchsen jedoch aufgrund milder Temperaturen weiter, sodass viele Grasbestände zu lang in den Winter gegangen sind und nun überständig in die neue Vegetationsperiode starten. Bleibt die Frage: Was ist zu tun?

Alten Aufwuchs beseitigen

Bei  stark überständigen Beständen  sollte es das Ziel sein, diese Biomasse mit geringer photosynthetischer Aktivität und geringer Futterqualität so gut wie möglich zu beseitigen. Die Entscheidung, ob man hierbei bevorzugt mulchen, mähen oder striegeln sollte, hängt vom Zustand der Flächen und dem Grad der Überständigkeit des Aufwuchses ab.

Auch im  Weidemanagement  ist es wichtig, den optimalen Zeitpunkt des Wachstumsbeginns im Frühjahr abzupassen. Sofern es die Trittfestigkeit des Bodens zulässt, sollte man die Tiere auch bei geringem Futterangebot möglichst früh auf die Weide lassen. Die Weidesaison lässt sich so verlängern und das Ertragspotenzial der Weiden besser ausnutzen.

Nutzung zum richtigen Termin

Grundsätzlich spielt der Nutzungstermin bei Grünland eine entscheidende Rolle für hohe Erträge und Qualitäten – und damit für eine hohe Futternutzungseffizienz. Das Zusammenspiel der phänologischen Entwicklung mit der Bildung von Blütentrieben und vorteilhaften Witterungsbedingungen führt zu höchsten Ertragszuwächsen im Frühjahr, bei gleichzeitig höchsten Futterqualitäten. Der  Frühjahrsaufwuchs  ist somit besonders wichtig für hohe Milchleistungen aus dem Gras und einer effizienten und kostengünstigen Milchproduktion.

Allerdings beinhaltet der erste Aufwuchs nicht automatisch eine hohe Futterqualität – durch physiologische Alterungsprozesse kann die Siliereignung und Futterqualität schnell abnehmen. Insbesondere der Grad der Lignifizierung (Verholzung) beeinflusst die Verdaulichkeit und den Energiegehalt des Grundfutters. Ob für die Silage- oder Heuproduktion oder für die intensive Weidenutzung – wichtig ist es, optimale Nutzungstermine einzuhalten, um den bestmöglichen Kompromiss zwischen Ertrag, Futterqualität und gegebenenfalls Konservierungseignung zu erzielen.

Silage mit viel Energie ernten

In Schnittnutzungssystemen kann der erste Frühjahrsaufwuchs bis zu 50 % der Jahresernte ausmachen und ist somit besonders wichtig für die Betriebe. Der pflanzenbaulich  optimale Schnittzeitpunkt  im Frühjahr liegt zu Beginn des Ähren- oder Rispenschiebens von mindestens 50 % der bestandsbildenden Grasart. Bei entsprechenden Ertragsanteilen frühreifer Obergräser im Bestand empfiehlt sich im Vergleich zu reinen Weidelgrasbeständen ein deutlich früherer Nutzungszeitpunkt.

Wird allerdings zu spät geerntet, ist der TM-Ertrag zwar hoch, die Qualität (Rohprotein-, Energiegehalt) nimmt jedoch durch die voranschreitende Lignifizierung im generativen Wachstumsstadium der Pflanze rasant ab (siehe Übersicht 1).

Für Hochleistungssilagen empfiehlt es sich, für hohe Energiegehalte ab 6,5 MJ NEL/kg Trockenmasse (TM) einen maximalen Rohfasergehalt von 22 bis 23 % in der Silage einzuhalten. Denn höhere Fasergehalte verringern vor allem zusammen mit einem hohen Anwelkgrad die Verdichtbarkeit und erhöhen das Risiko für aeroben Verderb im Silierprozess.

Der Rohfasergehalt steigt je nach Witterung im Mai täglich um 0,3 bis 0,5 % je kg TM. Daraus resultiert, dass für die Mahd und Bergung des Futters mit höchster Energiedichte im ersten Aufwuchs nur drei bis maximal fünf Erntetage zur Verfügung stehen.

Der optimale Schnittzeitpunkt

Um die Entscheidung etwas leichter zu machen und den optimalen Schnittzeitpunkt vorherzusagen, gibt es seit vielen Jahrzehnten die  Reifeprüfung  im Grünland vieler Länderdienststellen der Offizialberatung. Dabei werden im wöchentlichen Rhythmus im Dauergrünland und Ackergras Ertrags- und Qualitätsdaten erhoben.

Diese Daten nutzt der Deutsche Wetterdienst (DWD), um mithilfe eines von der Universität Kiel (Abteilung Grünland und Futterbau/Ökologischer Landbau) entwickelten Prognosemodells Daten zum zukünftigen Wachstums- und Qualitätsverlauf des Grünlandes zu ­berechnen. Mit der Reifeprüfung kann die Abreifeentwicklung des ersten Aufwuchses besser eingeschätzt werden und so zum Beispiel rechtzeitig Absprachen mit dem Lohnunternehmen getroffen werden.

Nicht zu spät heuen

Der Schnittzeitpunkt für die Heuproduktion richtet sich stark nach der angestrebten Futternutzung. Auch Heu kann Energiegehalte über 6 MJ NEL je kg TM erreichen und eignet sich somit hervorragend zur Fütterung an  Hochleistungstiere. Jedoch sollte der Erntezeitpunkt nicht weit über das Ähren-/Rispenschieben hinausgehen, um entsprechend hohe Futterqualitäten zu erzielen.

Für die  Pferdefütterung  werden Grünlandbestände zu Beginn bis Mitte der Blüte bei einem Rohfasergehalt von etwa 25 bis 30 % und damit etwa zwei Wochen später geerntet als Grasaufwüchse für die Silageproduktion. Bei noch späteren Ernten übersteigen die Rohfasergehalte schnell 35 % in der Trockenmasse. Zudem verlagern die Pflanzen im Frühjahr in diesem Fall ihre Nährstoffe in die reproduktiven Organe (Samen in Ähren und Rispen), sodass die Futterqualität stark abnimmt.

Weide früh bestoßen

Während in schnittgenutzten Systemen über die Ernte-, Silier- und Fütterungsverfahren unvermeidbare TM-Verluste von bis zu 30 % auftreten, sind diese Verluste in optimierten Weidesystemen nicht vorhanden: Die Tiere nehmen das Futter in höchster Qualität ohne Verluste direkt von der Weide auf. Im professionellen Weidemanagement ist es das Ziel, eine möglichst hohe ­Futteraufnahme pro Tier und somit eine  hohe  Futternutzungseffizienz  zu erreichen – idealerweise über eine optimale Anpassung des Futterangebots an die Futternachfrage der Tiere.

Im Optimalfall sollte die Weidefläche im 3-Blattstadium des Weidelgrases bestoßen werden. Denn mit der Bildung des vierten Blattes beginnt das älteste Blatt in unteren Bestandesschichten abzusterben. Bei diesen jungen Aufwüchsen sind bei entsprechender Artenzusammensetzung mit hochwertigen Weidelgräsern sehr hohe Qualitäten (6,5 bis 7,5 MJ NEL/kg TM) mit hoher Verdaulichkeit der organischen Masse (83 bis 85 %) zu erzielen.

Eine intensive Beweidung über die Vegetationsperiode hält die Bestände dauerhaft kurz, sodass ein zusätzlich positiver Effekte auf das Wuchsverhalten entsteht: In kurze Bestände kann leichter Licht auch in die tieferen Bestandesschichten eindringen. Durch den so verstärkten Lichtreiz an den Triebknospen am Blattgrund bilden sich mehr Seitentriebe und somit eine hohe Triebdichte von bis zu 15.000 Trieben je m² (im Gegensatz zu ca. 8.000 Trieben/m² bei reiner Schnittnutzung). Die erhöhte Triebdichte hat langfristig einen sehr positiven Einfluss auf die Ertragsleistung, wie auch auf die Kon­kurrenzkraft der Hochleistungsgräser (Deutsches Weidelgras) und somit auf die Langlebigkeit eines Hochqualitätsgrünlands.

Aufwuchs messen bringt Sicherheit

Das Futterangebot und die -qualität sind jedoch über den Jahresverlauf starken witterungsbedingten Schwankungen unterworfen und können das Management enorm erschweren. Um die Grasbestände zu messen, kann man sich daher verschiedener Hilfsmittel bedienen, die in intensiven Weideregionen bereits standardmäßig eingesetzt werden.

So lässt sich z. B. durch eine wöchentliche Messung der Bestandshöhe mittels Platemeter (Bestandshöhen und -dichtemesser, auch Herbometer genannt) auf den Ertrag der jeweiligen Weidefläche schließen. Zudem kann man das aktuelle Futterangebot der Betriebsflächen mittels eines Futterkeils (oder „Grass-Wedge“) auswerten, wie Übersicht 2 am Beispiel der Rotationsweide zeigt. Dafür ordnet man die Daten der Aufwuchsmessung von verschiedenen Flächen nach Ertrag und kann so übersichtlich das Futterangebot auf den Weideflächen ablesen.

Kommentar: Gut geplant ist halb geerntet

Jedes Jahr steht man vor und auch in der Gras­erntesaison unter Stress: Wann genau ist die Schnittreife erreicht? Hält das Wetter? ­Letztes wird immer eine unkalkulierbare Herausforderung bleiben.

Setzen Sie dennoch alles daran, die Ernte möglichst frühzeitig zu ­planen. Das gilt gerade im Zusammenspiel mit Lohnunternehmern – oft entscheiden wenige Stunden ­darüber, ob die Silage eine Top­qualität erreicht, oder nicht.

Auch wenn Heu und Weide als „Ernteprodukte“ oft nur eine untergeordnete Rollen spielen, lohnt es sich dennoch, auch hier genau hin­zuschauen. Heu kann durchaus 6 MJ NEL je kg TM erreichen.

Friederike Mund

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