Moorvernässung steht in Mecklenburg-Vorpommern schon länger ganz oben auf der Agenda, wenn es um Klima- und Umweltschutz geht. Die ehrgeizigen Pläne der Landesregierung stoßen aber zunehmend auf Kritik.
Wie Schweriner Landwirtschaftsministerium auf Anfrage von top agrar bestätigte, sollen auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2040 jedes Jahr rechnerisch etwa 18.000 ha an ehemals trockengelegten Moorstandorten wiedervernässt werden. In Summe entspricht das mehr als 300.000 ha, was beinahe der Gesamtfläche des Landkreises Vorpommern-Rügen oder gut 13 % der Landesfläche von MV entspricht. Andere Stellen reden sogar von 17 % der Landesfläche.
Das Agrarressort begründet die Umwandlung dieser riesigen Fläche mit dem Klimawandel als „unverhandelbarem naturwissenschaftlichen Phänomen“. Um diesen abzumildern, müssten sämtliche Emissionen auch auf Landesebene bis 2040 auf null. Die früher trockengelegten Moore gelten der Landesregierung als die „mit Abstand größte Einzelquelle“ von Treibhausgasemissionen. Effektiver Klimaschutz sei daher nur mit Wiedervernässung dieser Flächen erreichbar. Die Landesregierung stützt sich dabei auf eine Sektorstudie, die laut dem Nordkurier zusätzlich empfiehlt, jährlich 1.000 ha Ackerland in Wald umzuwandeln.
Paludi soll es richten
Das ist natürlich mit gravierenden Folgen für die landwirtschaftliche Nutzung verbunden. Schwerin setzt hier auf Paludikulturen, wobei hier Absatz und breite wirtschaftliche Lösungen jenseits einzelner Nischen immer noch auf sich warten lassen. Bei der Weiternutzung sind laut dem Agrarressort dennoch keine Entschädigungen im eigentlichen Sinn vorgesehen, zumindest aber Erschwerniszulagen, etwa über die AUKM „Moorschonende Stauhaltung und Paludikulturen“. Nur wenn die Flächen komplett aus der Nutzung genommen werden, gibt es Entschädigungen, die sich (kapitalisiert) an den Einnahmeverlusten orientieren.
CDU: Gesellschaftlicher Frieden wird gefährdet
Beim agrarpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von MV, Thomas Diener, stoßen die Pläne der Landesregierung nicht nur wegen solcher Fragen auf Widerstand. Er denkt nicht, dass die Befürworter großangelegter Wiedervernässungen unlautere Ziele verfolgen. Der CDU-Politiker hält allerdings das Vorhaben für eine derart große Wiedervernässung eines erheblichen Teils von MV für „Wahnsinn“. Nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch Ortschaften müssten sich auf Flächenverluste einstellen, warnte Diener gegenüber dem Nordkurier.
Diener befürchtet dadurch eine Gefährdung des gesellschaftlichen Friedens und plädiert dringend für einen „Moorfrieden“, wie er in Brandenburg vorgemacht werde. Dort werde ausgerechnet von einem grünen Minister ein „sanfter Moorschutz“ vorangetrieben, der vor allem auf die Sicherung bestehender Feuchtgebiete setze und weiter landwirtschaftliche Nutzung ermögliche. Diener empfiehlt dem Landwirtschaftsminister von MV, Dr. Till Backhaus, deshalb, „seinen Furor zu bremsen und dem ländlichen Raum endlich die Hand zu reichen“.