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Nestlé zu CO2 : „Verbraucherinnen und Verbraucher suchen dringend nach Orientierung!“

​Auf die Forderung nach mehr Transparenz beim Thema CO2 reagieren Lebensmittelhersteller. Wir haben bei Nestlé Deutschland nachgefragt, was das für die Landwirtschaft bedeutet.​​

Lesezeit: 5 Minuten

Anke Stübing ist seit sechs Jahren Head of Creating Shared Value bei Nestlé Deutschland, mit Sitz in Frankfurt. Ihre Aufgabe ist es, das Nachhaltigkeitsprogramm für Nestlé Deutschland aktiv zu gestalten. In den Fokusbereichen Environment, Social und Governance (ESG) arbeitet sie gemeinsam mit internen und externen Stakeholderinnen und Stakeholdern an Projekten zur Umsetzung der CSR-Ziele und Verbesserung des sozialen und ökologischen Fußabdrucks des Unternehmens.

Frau Stübing, 2021 hat Nestlé eine repräsentative Verbraucherumfrage mit dem Titel „So klimafreundlich is(s)t Deutschland“ durchgeführt. Was geht daraus hervor?

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Stübing: Vor allem, dass Klimaschutz ein großes Thema ist und bleibt – trotz Coronapandemie. Um ihren Teil beizutragen, zeigten sich die ca. 2.500 befragten Bürgerinnen und Bürger zwischen 14 und 84 Jahren bereit, ihre Ernährung umzustellen. Gerade beim Einkauf spielen Nachhaltigkeitskriterien für sie eine große Rolle.

Und was verstehen die Bürger unter „nachhaltig“?

Stübing: Auch das haben wir abgefragt; es wird sehr unterschiedlich definiert. Was deutlich wurde: Die Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich ein „Klimalabel“ auf Lebensmitteln, das Transparenz und Orientierung schafft. Eins, das mit dem Wust an unterschiedlichen Begriffen, z. B. „klimapositiv“ oder „klimaneutral“, aufräumt. Im Übrigens kann man ein Produkt nicht klimaneutral herstellen, man kann nur dessen Einfluss auf Klima und Umwelt senken.

Welche Konsequenzen hat Nestlé daraus gezogen?

Stübing: Die Ergebnisse haben uns darin bestätigt, dass in puncto CO2-Kennzeichnung auf Produkten einheitliche Standards und Berechnungsmethoden entwickelt werden müssen. Deshalb haben wir gemeinsam mit anderen Lebensmittelherstellern im Bundestag dafür gekämpft und schließlich die Initiative „Together for Carbon Labelling“ mitgegründet. Hierdurch wollen wir bezüglich der CO2-Äquivalente mehr Transparenz in der Lebensmittelindustrie schaffen und darüber hinaus gerne auch eine europäische Umweltkennzeichnung entwickeln. Wir bei Nestlé haben uns folgendes Ziel gesetzt: Die CO2-Emissionen bis 2050 so weit zu reduzieren, dass wir die „grüne Null“ erreichen.

Es ist nicht möglich, ein Produkt klimaneutral herzustellen. Aber wir können den Umwelteinfluss senken". - Anke Stübing

Eine grüne Null, ist das überhaupt möglich?

Stübing: Global betrachtet haben wir den Höhepunkt unseres Treibhausgasausstoßes bereits hinter uns gelassen, obwohl unser Geschäft weiter gewachsen ist. Wir haben es einerseits durch Projekte geschafft, die Treibhausgasemissionen in unseren eigenen Betrieben und unserer Lieferkette zu reduzieren. Andererseits konnten wir durch Investitionen in Projekte die Emissionen von Treibhausgasen speichern. Ich bin davon überzeug: Indem wir regenerative Landwirtschaft und Wiederaufforstung weiter vorantreiben und gleichzeitig Arbeitsprozesse neu denken und unsere Produktpalette neu ausrichten – etwa mit mehr pflanzlichen Angeboten – sind wir auf einem sehr guten Weg, die Grüne Null zu erreichen.

Wo entstehen die meisten Emissionen?

Stübing: Als wir unseren CO2-Fußabdruck zum ersten Mal berechnet haben, wurde ganz deutlich: Die meisten Emissionen fallen nicht etwa in den Werken an, sondern bei den Rohstoffen. Unsere großen Treiber sind Kaffee, Kakao und Milch.

Vor Ort produzierte Lebensmittel sparen Transportwege und Emissionen. Wie wichtig sind dabei regionale Produkte?

Stübing: Natürlich ist Regionalität richtig, wo es Sinn macht. Da aber Logistik einen eher kleineren Fußabdruck hat, sollte man das gezielt einsetzen. Auch ist Regionalität per se kein Kennzeichen für Nachhaltigkeit. Man sollte hier eher darauf achten, wie die Rohstoffe angebaut werden.

Was tut Nestlé konkret, um den CO2-Fußabdruck zu verringern?

Stübing: Bis 2025 sollen 20 % unserer Rohstoffe aus regenerativer Landwirtschaft stammen. Dazu müssen wir gleichermaßen an den Aspekten Wasser-/Düngemanagement, Tierhaltung, Böden und Biodiversität arbeiten. Unseren weltweit 500 000 Partnerlandwirtinnen und -landwirten helfen wir mit einem Stufenprogramm bei der Umstellung.

Welche Rolle spielen dabei die Nutztierhaltung und der Einsatz von Wirtschaftsdüngern wie Gülle und Mist?

Stübing: Die Nutztierhaltung wird zusammen mit der Bilanzierung von CO2-Äquivalenten betrachtet. Wir haben festgestellt, das größere Flächen für mehr Tierwohl mehr CO2 verursachen. Arbeitet man aber sehr gezielt mit Stallbelegungsplänen, findet sich auch hier ein gemeinsamer Ansatz. Gülle und Mist als Wirtschaftsdünger sollten ebenfalls zielgerichtet auf den Feldern eingesetzt werden.

Aber die Landwirte wirtschaften unter sehr unterschiedlichen Bedingungen. Wie soll die Umstellung in der Praxis fair erfolgen?

Stübing: Hof ist nicht gleich Hof, Boden ist nicht gleich Boden. Deshalb sollen sich der Bauer oder die Bäuerin aussuchen können, welche Bausteine sie umsetzen, also welche Maßnahmen sie im Rahmen eines Katalogs ergreifen. Sie selbst wissen am besten, was zu ihrem Betrieb passt. Wir werden aber auch niemanden verpflichten.

Regionalität per se ist kein Kennzeichen für Nachhaltigkeit." - Anke Stübing

Wie wollen Sie messen, ob Ihre Partnerlandwirte klimafreundlich arbeiten?

Stübing: Auf den „Klima-Milchfarmen“ in unserem Programm kann man konkret ermitteln, welche Maßnahmen im Betrieb funktionieren, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Will man herausfinden, wie insektenfreundlich ein Betrieb arbeitet, ist das schon schwieriger. Aber, gemeinsam mit unseren Landwirtinnen und Landwirten wollen wir konkrete Maßnahmen definieren.

Welche finanziellen Anreize kann die Lebensmittelindustrie bieten, wenn der CO2-Fußabdruck besser wird?

Stübing: Die betriebswirtschaftliche Betrachtung unseres Pilothofes läuft noch. Die Erfahrungsberichte aus anderen Ländern zeigen aber, dass sich nach vier bis fünf Jahren die Umstellung auf regenerative Landwirtschaft für die Landwirtinnen und Landwirte sehr wohl rechnet. Wir sehen es als Aufgabe der Industrie, diese Transformation mitzufinanzieren.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview und weitere Themen zum Klimaschutz in der Landwirtschaft finden Sie auch in dem top agrar-Spezial "Klimaschutz". Es liegt der Gesamtauflage der 1/23 bei.

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