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Özdemir: "Gesunde Böden sind kein Automatismus"

Der Humusaufbau soll ein Hebel für den Klimaschutz in der Landwirtschaft sein. Doch wie gehen konventionelle und Biobetriebe damit um? Agrarminister Özdemir setzt dafür auf das Humus-Klima-Netz.

Lesezeit: 5 Minuten

Boden ist die wichtigste und nicht ersetzbare Ressource des Landwirts. Aber nur, wenn er gesund und fruchtbar ist. Das hat viel mit dem Humusgehalt und -aufbau zu tun, der im Mittelpunkt des Modell- und Demonstrationsvorhabens Humus-Klima-Netz steht. Dessen Zwischenergebnisse, aber auch neue Ansätze zur Humusmehrung sollen diesen Mittwoch in Berlin beim ersten Humus-Klima-Tag ausgewertet und diskutiert werden.

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Zum Auftakt des neuen Expertenforums stellte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am Dienstag fest, es werde zu oft vergessen, dass Böden das „Fundament“ von Landwirtschaft, aber auch einer intakten Natur und Umwelt sind. Humus aufbauen, das bedeute deshalb auch, das Klima zu schützen auf jedem Hektar Ackerboden. „Gesunde Böden sind aber kein Automatismus“, warnte Özdemir. Allein in Deutschland gingen täglich 50 ha verloren, daran hätten auch die Reduktionsziele der jeweiligen Bundesregierungen beim Flächenverlust nichts geändert. Umso wichtiger sei es, beim Schutz des bewirtschafteten Bodens und seiner Humusanteile spürbare Verbesserungen zu erzielen.

Hier leistet das Humus-Klima-Netz und die daran beteiligten 150 Praxisbetriebe nach Überzeugung des Ministers einen wichtigen Beitrag, damit der Humusaufbau vorankommt. „Ich finde es hervorragend, dass Bio- und konventionell wirtschaftende Höfe hier am selben Strang ziehen und gemeinsam mit der Wissenschaft praxistauglich erproben, wie man Humus mehren kann“, so Özdemir. Jeder Euro, den das BMEL hier investiere, zahle sich gleich mehrfach aus: Für mehr Fruchtbarkeit auf unseren Äckern, für mehr Pflanzengesundheit, stabilere Erträge, mehr Artenvielfalt und nicht zuletzt für mehr Klimaschutz.

Das Modell- und Demonstrationsvorhaben Humus-Klima-Netz umfasst 150 landwirtschaftliche Betriebe in ganz Deutschland. Die teilnehmenden Landwirte – je zur Hälfte ökologisch und konventionell wirtschaftend – erarbeiten in der Projektlaufzeit in dem auf zehn Jahre angelegten Projekt verschiedene Maßnahmen zum Humusaufbau und setzen diese betriebsindividuell um. Geleitet wird das Projekt vom BÖLW und dem Deutschen Bauernverband, das Thünen-Institut begleitet das Vorhaben wissenschaftlich. Die Förderung des Projektes erfolgt aus Mitteln des BMEL.

Andres: Nicht den Boden unter den Füßen verlieren

„Wir dürfen nicht den Boden unter den Füßen verlieren“, mahnte die BÖLW-Vorsitzende Tina Andres bei der Auftaktveranstaltung. Ein lebendiger und humusreicher Boden sei ein gemeinsames und verbindendes Thema aller Bäuerinnen und Bauern. Deshalb wolle der BÖLW zum ersten Mal in einem gemeinsamen Projekt mit dem Deutschen Bauernverband im Humus-Klima-Netz einen entscheidenden Beitrag leisten, die Landwirtschaft insgesamt klimafreundlicher aufzustellen.

Für den DBV-Umweltbeauftragten Eberhard Hartelt hat das Netzwerk-Projekt auch eine persönliche Komponente: Er wirtschaftet im Südwesten auf sehr tonigen Böden und hat nach eigenen Worten im vergangenen Jahr im Zuge der historischen Dürrewelle „mit seinen Böden mitgelitten“. Das habe ihm klar gemacht, dass die witterungsbedingten Herausforderungen immer größer werden und neue Lösungen zur Erhaltung gesunder und fruchtbarer Böden erfordern.

Die Trockenphasen der vergangenen Jahre hätten im Übrigen alle Betriebe gleich getroffen – ganz unabhängig von ihrer Wirtschaftsform, gibt Hartelt zu bedenken. Er begrüßt deshalb, dass sowohl Bio- als auch konventionelle Betriebe an dem Projekt zum praktischen Bodenschutz beteiligt sind.

Boden kann C-Senke oder -quelle sein

„In Deutschland sind unter landwirtschaftlichen Böden rund 2,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Das hat die Bodenzustandserhebung Landwirtschaft ergeben, die wir am Thünen-Institut auf mehr als 3.000 Standorten durchgeführt haben“, berichtete der Präsident des Thünen-Instituts, Prof. Folkhard Isermeyer. Wie dieser Vorrat sich zukünftig entwickelt und ob die Böden in Zukunft Quelle oder Senke für Kohlenstoff sind, hänge von vielen Einflussfaktoren ab. Das Humus-Klima-Netz bietet laut Isermeyer die Chance, Maßnahmen zum Humusaufbau gemeinsam mit der landwirtschaftlichen Praxis zu untersuchen und deren Klimaschutzbeitrag im Rahmen des Projektes wissenschaftlich zu bewerten.

Pflanzenkohle nicht immer die Lösung

Ackerböden leiden unter dem Klimawandel, sie können aber auch ein wichtiges Tool für den Klimaschutz sein. Laut Prof. Wulf Amelung von der Universität Bonn können über die humusmehrende Bewirtschaftung der Böden zwischen 10 und 25 % des Klimawandels abgefangen werden. Die Methoden dazu hängen allerdings sehr von den Bedingungen vor Ort ab. Was an dem einen gut klappt, muss auf anderen nicht unbedingt funktionieren.

Ein Beispiel dafür ist nach Amelungs Angaben die Einbringung von Pflanzenkohle, die beispielsweise in den Tropen enorme Vorteile für Erträge und Ertragsstabilität gebracht hat. In Amelungs eigenem Versuch war davon allerdings nicht viel übrig, unter bestimmten Bedingungen kehrte sich das Ergebnis bei Zugabe reiner Holzkohle sogar um. Bessere Resultate konnte der Bodenkundler bei der streifenförmigen Einbringung von Kompost erzielen. Auf Brandenburger Trockenstandorten konnten damit im Mais bis zu 56 % mehr Ertrag als ohne erreicht werden.

Bodenregenerierung ist möglich

Und zwei weitere positive Nachrichten konnte Amelung aus seinen Forschungsarbeiten mitbringen: In Nordrhein-Westfalen haben sich die durchschnittlichen Humusgehalte im Ackerboden in den vergangenen Jahren stabilisiert, im Kölner Raum sind die vorausgegangenen Humusverluste von 2013 sogar kompensiert worden. Ein zwischenzeitlich vergessenes Langzeitexperiment aus der DDR hat zudem ergeben, dass selbst bei vollständig entferntem Oberboden die Krume mit guter Bodenbewirtschaftung über rund 60 Jahre vollständig wiederaufgebaut werden kann.

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