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Projekt prüft Abschuss

Saatkrähen fallen über Bayerns Maisfelder her

Die Saatkrähenpopulation nimmt immer weiter zu und mit ihr steigen die Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen. Ein Pilotprojekt testet Vergrämungsmaßnahmen und diskutiert die vereinzelte Bejagung.

Lesezeit: 4 Minuten

„Die Saatkrähen fressen einfach nach dem Säen den ganzen Mais raus. Bis Anfang Juni kann man nachsäen. Das kostet dann nochmal circa 100 € pro Hektar“, schilderte der Hurlacher Biolandwirt Stefan Wild dem Münchner Merkur.

So wie ihm geht es vielen Landwirten. Schwärme von Saatkrähen fallen über die frisch gesäten Felder her und richten große Schäden an.  Das Problem: Anders als die Rabenkrähen (schwarzer Schnabel) stehen die Saatkrähen (grauer Schnabel) unter Artenschutz und dürfen weder gejagt noch vergrämt werden.

Den Bauern bleibt daher nichts anderes übrig, als möglichst spät auszusäen, wenn es mit 20 bis 25 Grad recht warm ist. Dann wächst der Keimling schneller und schmeckt den Vögeln nicht mehr. Eine weitere Möglichkeit ist, mit bis zu 11 cm den Mais tiefer zu legen. Für die Tiefe muss der Boden jedoch warm sein, damit der Keimling es in die richtige Richtung nach oben schafft. Ist es zu kalt, wächst er nach unten und verfault, berichtet Landwirt Wild.

Der Praktiker hat es auch mit Schreckschuss-Apparaten versucht, für die er eine Genehmigung einholte. Seiner Erfahrung nach sind die Tiere aber und lernen, dass davon keine Gefahr ausgeht. Sie blieben dann irgendwann sitzen.

Bundesrat lehnte Bejagung ab

Laut Merkur gab es 2023 in Oberbayern 8.949 Brutpaare – 1.163 mehr als im Vorjahr. Da die Tiere seit 1977 nicht mehr bejagt werden dürfen, wächst der Bestand. Bayern stellte 2023 einen Antrag auf Herabstufung des Schutzstatus und Aufnahme in die Liste der jagbaren Arten, den aber der Bundesrat ablehnte. Aktuell soll nach einem Antrag der Freien Wähler ein Pilotprojekt zur „letalen Entnahme“ einzelner Tiere aus Kolonien gestartet werden.

Parallel dazu bemüht sich der Bayerische Bauernverband (BBV) seit Langem um einen finanziellen Ausgleich vom Staat für geschädigte Landwirte. Dafür sammelt der BBV auch aktuell wieder Daten zu Fraßschäden, die die Landwirte melden, so der Merkur weiter.

LfU-Projekt will Lösung suchen

Seit 2020 läuft zudem ein LfU-Projekt zum Saatkrähenmanagement. Das ist jedoch sehr schwierig, weil die Krähen heute statt in Feldgehölzen in Dörfern und Städten brüten. Sie kommen nur noch zum Fressen in die Agrarlandschaft. Neben Maisfeldern besuchen sie auch Müllhalden und Silagehaufen.

Laut LfU betrugen die Schäden in der Modellregion bei Donauwörth im Jahr 2021 rund 100.000 € auf 135 ha. 2023 konnten die Schäden massiv reduziert werden auf rund 7.000 €; da gab es nur noch vier Schadensereignissen auf 11 ha. Das LfU schlussfolgert, dass Schäden nicht vorhersagbar sind, man könne auch nicht von einem Jahr auf das nächste schließen oder Schäden auf ganz Bayern hochrechnen.

Die Fachleute stellen weiter fest, dass Kolonien schrumpfen und wachsen – wobei die Tiere bei der Auswahl ihrer Brutgebiete relativ launisch zu sein scheinen.

Beim Vergrämen weichen die Krähen einfach aus

Weitere Erkenntnis ist, dass Vergrämen wenig Erfolg hat. Vertreibt man die Vögel erfolgreich aus einem Dorf, siedeln sie einfach zum nächsten über. Zudem führe Vergrämung zur Aufspaltung von Kolonien, die dann jeweils für sich wieder wachsen – weil dann Jungvögel früher brüten, die sonst von den ‚Alteingesessenen‘ am Nestbau gehindert werden, heißt es.

Vogelschützer gegen Bejagung

Für Naturliebhaber ist das Saatkrähenproblem ohnehin menschengemacht, weil wir den Lebensraum der Tiere verändert hätten. Auch der Plan Einzeltiere zu schießen, kommt nicht gut an, weil das nicht die Ursache, sondern die Symptome bekämpfe. Vogelschützer meinen, man müsse die Saatkrähen in Ruhe lassen, dann wären sie gute Schädlingsvernichter.

So müsse es für die Krähen ausgewiesene Tabu- oder Ruhezonen geben, in denen auf Vergrämung verzichtet wird und Saatkrähen geduldet sind.

Die Landwirte hingegen wünschen sich eine Bejagung und finanzielle Entschädigung. In den kommenden Wochen und Monaten geht es auf politischer Ebene nun darum, die beiden Seiten irgendwie zusammenzubringen.

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