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Kein Geld da

Sachsen verweigert frostgeschädigten Obst- und Weinbaubetrieben Hilfe

Ernüchterung bei den Obstbauern und Winzern in Sachsen. Nach den schweren Frostschäden hatten sie mit staalicher Unterstützung gerechnet. Nun bleiben sie auf dem Schaden sitzen.

Lesezeit: 5 Minuten

In der Nacht zum 23. April herrschte in den sächsischen Obst- und Weinbaugebieten über mehrere Stunden strammer Frost mit bis zu -7 °C in Bodennähe. Da die Obstbäume und Weinreben bereits weit fortgeschritten in voller Blüte standen, nahmen sie großen Schaden. Der Obstbauverband Sachsen & Sachsen-Anhalt spricht von Einbußen in Höhe von 50 bis 70 Mio. €.

Hoffnungen, dass das Land den Betrieben zur Seite springt, sind nun zerschlagen: Die Bauern erhalten kein Geld vom Freistaat. Wie der MDR aus dem sächsischen Finanzministerium erfuhr, fehle dafür schlicht das Geld. Das habe die letzte Steuerschätzung gezeigt. Der Landeshaushalt bekommt dieses Jahr Steuereinnahmen in Höhe von schätzungsweise 19,1 Mrd. € - das sind ungefähr 385 Mio. € weniger als bei der vorherigen Schätzung. Die Zeit von zusätzlichen Projekten und immer neuen Vorhaben sei vorbei, hatte Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) gesagt. "Im Staatshaushalt werden wir den Gürtel deutlich enger schnallen müssen."

Dagegen hatte Sachsens Umweltminister gerade erst finanzielle Hilfen für die betroffenen Bauern in Aussicht gestellt. Die Schäden seien dramatisch hoch, die Branche brauche Hilfe, die werde sie bekommen, teilte Minister Wolfram Günther (Grüne) in dieser Woche mit. Derzeit werden die konkreten Schäden erfasst.

Auch vom Bund werde es vorerst auch keine Hilfe geben, zitiert der MDR die Vorsitzende der Agrarministerkonferenz und Ressortchefin in Thüringen, Susanna Karawanskij (Linke). Sie erklärte, die Finanzhilfen seien Ländersache.

Antwort von Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther

„Die sächsischen Obst- und Weinbauern stehen nach den Frösten teilweise vor dem Totalverlust ihrer Ernte. Die Betroffenen können sich darauf verlassen: Es wird Hilfe geben. Die Absage des Finanzministeriums, den Obst- und Weinbauern aus dem Gesamthaushalt zu helfen, verunsichert die Branche. Und das ist unnötig. Die Instrumente, die Rahmenbedingungen stehen. Selbstverständlich gibt es im Haushalt, den das Finanzministerium selbst verwaltet, Vorsorge für solche Notlagen.

Und ich wiederhole: Das Finanzministerium verfügt über Haushaltsreste und -überschüsse, zum Beispiel aus den Härtefallhilfen aus der Energiekrise. Im Interesse der Obst- und Weinbauern braucht es innerhalb der Staatsregierung einen konstruktiven Umgang mit dem Thema. Nothilfen sind weder ein „Projekt“ noch ein „neues Vorhaben“, um es in den Worten des Finanzministers zu sagen.

Darüber hinaus: Nothilfen lassen sich nicht gegen Zukunftsaufgaben ausspielen. Mit zugenähten Taschen bekommen wir Sachsen nicht fit für die Zukunft.“

Vereinigte Hagel: "Regulierung der Frostschäden läuft auf Hochtouren"

Anders sieht es bei den Betrieben aus, die gegen Frost versichert waren. Betroffen waren laut der Vereinigten Hagelversicherung alle Anbaugebiete; am verheerendsten ist die Bilanz jedoch für den Großraum Heilbronn, Mittelbaden und das Taubertal. Rund 22.000 einzelne Flurstücke mit einer Gesamtfläche von etwa 5.000 ha wurden dabei im gesamten Land geschädigt. Diese gilt es nun einzeln zu bewerten.

Bei einer Gemeinschaftstaxe kamen in Löwenstein (Landkreis Heilbronn) rund 50 Sachverständige der Bezirksdirektion Stuttgart zusammen, um mit der Schadenregulierung der nächsten Tage zu beginnen. Bezirksdirektor Hans Ulrich Eppler gab zunächst einen Überblick über das gesamte Schadenausmaß und teilte die Zusammensetzung der einzelnen Kommissionen mit. Vorstandsmitglied Dr. Philipp Schönbach war ebenfalls zu der Gemeinschaftstaxe gekommen, auf rund 500 Mio. € schätzt er den Gesamtschaden in ganz Deutschland; etwa 2/3 davon entfallen auf den Weinbau.

Auch die Reben der Familie Rukwied waren vom Frost betroffen. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes zeigte sich betroffen, dankte aber zugleich der Versicherung für die schnelle Schadenregulierung.

Versicherungskammer Bayern meldet dramatische Schäden

„Für Obst und Wein kamen die Minusgrade zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Die entstandenen Schäden sind regional sehr differenziert. Aber auch in nicht vermuteten Frostlagen sind in diesem Jahr schwerste Frostschäden entstanden“, berichtet Markus Bergaentzle, Leiter Schaden Ernteversicherung bei der Versicherungskammer Bayern. 

In den Regionen Breisgau, Heilbronn und Sachsen waren die Frostnächte für den Wein besonders hart. Die meisten Schäden wurden der Versicherungskammer Bayern in Unterfranken gemeldet. So kam es in einigen Lagen zu Totalschäden.

Alle Schaden-Sachverständigen sind überregional im Einsatz

Alle Sachverständigen der Versicherungskammer Bayern in der Ernteversicherung sind derzeit in voller Besetzung überregional unterwegs. Sie sind selbst aktiv in der Landwirtschaft tätig und werden so eingesetzt, dass ihnen ihre eigene, langjährige Erfahrung in der Bewirtschaftung der geschädigten Kulturen zugutekommt. 

Das gesamte Schadenausmaß kann derzeit noch nicht beziffert werden. Sicher ist jedoch schon, dass es ein außerordentliches Schadenjahr in der Frostversicherung wird. Erst zur Erntezeit selbst steht fest, wieviel noch geerntet werden kann und welche Einbußen die Landwirte haben werden.

Eine Ernteversicherung ist für Betroffene die einzige Möglichkeit, das unberechenbare Wetterrisiko in Grenzen zu halten. Andernfalls kann dies schnell Existenz bedrohend sein. Dank der Förderung der Mehrgefahren­versicherung seit 2023 sind mehr landwirtschaftliche Betriebe gegen Frost versichert, so dass zumindest der finanzielle Verlust begrenzt ist.

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