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Zahlen, Erträge, Qualitäten

Ernteberichte aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt: Regen verhagelt Landwirten die Ernte

Ein nervenaufreibendes Getreidejahr mit einer anstrengenden Ernte geht zu Ende. Die Bauernverbände aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt haben ihre Ergebnisse gemeldet. Thüringen folgt Mittwoch.

Lesezeit: 8 Minuten

Nach dem DBV haben auch verschiedene Landesbauernverbände ihre Ernteberichte vorgelegt. Heute schauen wir dabei gezielt auf Ostdeutschland.

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Brandenburg: Regen verhagelt Bauern die Ernte

„Die Phasen des Erntestillstands in diesem Sommer haben uns deutlich unsere Angreifbarkeit vor Augen geführt. In der Landwirtschaft entscheidet die unberechenbare Größe Wetter den betrieblichen Erfolg maßgeblich mit. Das sagte Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes, zur Erntebilanz.

Die anhaltende Feuchtigkeit trieb Brandenburgs wichtigste Getreidearten, Weizen und Roggen, erneut in Keimstimmung. Die Pflanzen bildeten Auswüchse statt in die Keimruhe zu gehen, die die Ausreifung des gelben Korns befördert. Mehl von Getreide, das bereits in Keimstimmung ist, eignet sich jedoch nicht oder nur noch eingeschränkt zum Backen.

Bundesweit als auch in Brandenburg schmälern die Qualitätseinbußen durch zu viel Wasseraufnahme in den Brotgetreiden die Unternehmensbilanz. „Lediglich etwa 30 % unseres Brotgetreides erreicht in diesem Jahr Backqualität“, schätzt Henrik Wendorff, „etwa 70 % sind Futterqualität. Für uns Erzeuger macht der Verkauf von Brot- oder Futtergetreide einen Preisunterschied von etwa 25 Prozent aus.“

Kostenintensivste Ernte aller Zeiten

Die Landwirte treffen diese Erlöseinbußen laut Wendorff empfindlich, da sie die Bestellung und Pflege der diesjährigen Ernte unter Höchstpreisbedingungen für Energie und Betriebsmittel im Jahr 2022 vornehmen mussten. „Wir fahren die kostenintensivste Ernte aller Zeiten ein“, unterstreicht der Präsident.

Eine zahlenmäßige Unterlegung ist seiner Ansicht nach derzeit nur bedingt möglich, da mit Beginn der aktuellen Woche jeweils rund 20 % des Weizens und des Roggens noch auf den Feldern standen. Von 146.800 ha Anbaufläche mit Weizen stehen derzeit noch etwa 29.300 ha auf den Schlägen. Roggen nimmt mit 125.000 ha die zweitgrößte Anbaufläche in Beschlag – hier sind noch etwa 25.000 ha zu dreschen.

Besonderheit Nord-Süd-Gefälle – Brandenburger Roggen verliert

Die typische Brandenburger Nord-Süd Differenz der Agrarstandorte ist auch in diesem Jahr wieder deutlich sichtbar. Der Süden Brandenburgs hat durch seine geringeren Bodenwertzahlen niedrigere Erträge als der Norden.

Bei der Wintergerste wurde im Landkreis Oberspreewald-Lausitz mit 4,5 t/ha der niedrigste Ertrag eingefahren. Den höchsten Ertrag verzeichnete der Landkreis Havelland mit 8,4 t/ha. Im Durchschnitt brachten die Landwirte 6,4 t/ha Wintergerste in die Lager, fast 13 % mehr als das fünfjährige Mittel.

Die Zwischenbilanz für Weizen und Roggen liegen dagegen unter dem fünfjährigen Mittel. Wurden 2022 landesweit noch 6,1 t Weizen eingefahren liegt der Wert 2023 derzeit bei 5,7 t/ha (Mittelwert 5,8 t).

Sorge bereitet den Brandenburger Landwirten die Ertragsentwicklung beim Roggen. Vor zehn Jahren, 2013, wurden noch knapp 5 t/ha im Landesdurchschnitt geerntet. Seit 2018 werden 4 t/ha nur noch mühsam erreicht. Laut aktuellem Erntestand wird dieser Trend mit etwas über 4 t bestätigt. Insgesamt rechnen Brandenburgs Bauern mit einer Getreideernte unter 2,2 Mio. t.

Leguminosen weiterhin chancenlos

„Gedämpft müssen unsere Ertragserwartungen bei den Leguminosen Lupine, Erbse und Soja sein. Statt die wertvollen Eigenschaften der Hülsenfrüchte für eine erhebliche Verbesserung des Klimamanagements zu nutzen, nehmen die Pflanzenbauer Abstand vom Anbau – Rückschritt statt Fortschritt“, moniert Wendorff.

Ursache sind fehlende geeignete Instrumente des Ausgleichs des hohen Ausfallrisikos der wasserbedürftigen und schädlingsanfälligen Pflanzen. Das Land Brandenburg fördert derzeitig lediglich den Leguminosenanbau, wenn auf den Einsatz jeglicher Pflanzenschutzmittel verzichtet wird. Dies erhöht das betriebswirtschaftliche Risiko das Leguminosenanbaus trotz Förderung erheblich, bremst die Landwirte aus und verfehlt damit das übergeordnete Ziel für klimaangepassten Pflanzenbau, für mehr Vielfalt in der Agrarlandschaft und für die Unabhängigkeit von Importen.

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Sachsen-Anhalt: Stark absinkende Qualitäten

Auch die Bauern in Sachsen-Anhalt melden für Getreide und Raps unterdurchschnittliche Erträge.

Das Zeitfenster für die Ernte war klein und ein Nervenspiel für die Ackerbaubetriebe. Zusätzlich ist die Marktpreissituation durch stark volatile Märkte eine erhebliche wirtschaftliche Herausforderung und die anhaltend hohe Belastung durch bürokratische Vorgaben nimmt im Agrarland Sachsen-Anhalt nicht ab, sagt Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt.

„Betrieblich werden sich die mäßigen Erntemengen, lokale Ernteschäden und besonders die durchwachsenen Qualitäten auswirken. Wir setzen nun darauf, dass die Niederschläge für gute Ernten bei Rüben, Kartoffeln, Mais und Grünland sorgen. Unsere Betriebe werden sich an Klima, Wetter und Marktentwicklungen weiter anpassen – wenn sie die Möglichkeit dazu haben, im Rahmen der geplanten politischen Projekte in Berlin und Brüssel. Diese bereiten unseren Landwirtinnen und Landwirten größere Sorgen.“

Die Ernte im Detail

Die Ernte der Wintergerste ist beendet, sie konnte im Juni 2023 noch trocken eingefahren werden. Auf einer Anbaufläche von 104.707 ha in Sachsen-Anhalt wurden im Schnitt 74 dt/ha geerntet. Die Ernteergebnisse sind von regionalen, witterungsbedingten Schwankungen geprägt und reichen von weniger als 40 dt/ha bis über 90 dt/ha.

Für die Vermarktung der Sommergerste als Braugerste müssen definierte Qualitätsmerkmale erfüllt werden, wie ein bestimmter Proteingehalt und Vollgerstenanteil. Aufgrund einer zu kurzen Kornfüllungsphase haben sich die Körner 2023 schlecht ausgeprägt, was die Korngröße und das Korngewicht negativ beeinflusst hat. Ein hoher Schmachtkornanteil ist die Folge von zu geringen Niederschlägen im Mai und Juni und endet in einem durchschnittlichen Ertragsergebnis von 50,6 dt/ha.

Im Winterweizen führen Lager und feuchtes Stroh zu Ernteverzögerungen. Erst hat die Trockenheit während der Kornfüllungsphase die Bestände getroffen, sodass es durch den trockenheits- und hitzebedingten Stress zur Ausbildung schlechter Qualitäten kam, wie einem hohen Anteil an Schmachtkorn und einem schlechten Eiweißgehalt. Anschließend litten die Bestände ab Ende Juli unter den ständig wiederkehrenden Niederschlägen, welche die Bestände regelrecht haben zusammenbrechen lassen.

Die regenbedingten Unterbrechungen haben dazu geführt, dass aktuell noch etwa ein Drittel der Winterweizenschläge in Sachsen-Anhalt noch nicht vollständig abgeerntet werden konnten. Der Dauerregen der vergangenen Wochen hat die Befahrbarkeit der Flächen erschwert.

Zusätzlich zu den Ernteverlusten müssen die Betriebe verschlechterte Qualitäten berücksichtigen. Durch die Regenfälle verändert sich bei den später geernteten Partien beispielsweise die sogenannte Fallzahl, welche insbesondere für die Erzeugung von Qualitäts- und Brotweizen ein wichtiges Qualitäts- und Preiskriterium ist. Der Ertrag liegt im Schnitt in Sachsen-Anhalt bei 69,8 dt/ha, wobei die Erntemenge im Süden mit 77 dt/ha höher ausfällt als im Norden Sachsen-Anhalts mit 61,7 dt/ha.

Auch im Winterroggen haben Niederschläge, feuchtes Stroh und starker Unkrautbesatz zu Ernteverzögerungen geführt. Der Erntefortschritt im Winterroggen ist sehr unterschiedlich. Einige Betriebe haben die Ernte bereits beendet, andere haben noch weit über 50 % der Flächen zu ernten. Hier treten vermehrt Qualitätsmängel auf, wie ein hoher Schmachtkornanteil, Auswuchs und schlechte Fallzahlergebnisse, wodurch der Anteil an vermarktungsfähigem Brotroggen gering ausfällt und damit der Anteil des Futterroggens deutlich steigt.

Der Winterroggen wird in Sachsen-Anhalt auf einer Fläche von 68.469 ha angebaut. Der Sommerroggen spielt mit einem Anbauumfang von 784 ha eine untergeordnete Rolle. Die Anbaugebiete sind vor allem in der Altmark und im Kreis Anhalt vorzufinden. Nach Auswertung der Erntemeldung beläuft sich der durchschnittliche Ertrag in Sachsen-Anhalt auf 40,1 dt/ha. Damit liegt der Ertrag nochmal 1,3 dt/ha unter dem Durchschnitt der Dürrejahre seit 2018.

Der Anbauumfang vom Winterraps hat sich in den vergangenen Jahren etwas ausgeweitet. 2023 wuchs die wichtigste Ölpflanze in Sachsen-Anhalt auf einer Fläche von ca. 136 900 ha, im Vorjahr waren es 127 269 ha. Der durchschnittliche Ertrag liegt bei 32 dt/ha, das ist 2 dt/ha unter der Prognose der Landwirtinnen und Landwirte. Bei beständigerer Witterung sind Erträge über 40dt/ha üblich.

Auch im Raps führten die Niederschläge zu einer ungleichmäßigen Abreife und verzögerten den Erntefortschritt. Die Vermarktung ist aufgrund sehr sprunghafter Erzeugerpreise seit Anfang 2022 schwierig. Im Frühjahr 2022 konnten noch Preisspitzen von 1.000 €/t verzeichnet werden, im Juni 2023 sind die Kurse zeitweise bei 400 €/t gelandet. Neben der wirtschaftlichen Bedeutung ist Winterraps als Blattfrucht in Sachsen-Anhalt für viele Betriebe ein unverzichtbarer Bestandteil der auch politisch gewünschten Fruchtfolge.

Der Anbau von Erbsen als Hülsenfrucht spielt hierzulande eine wichtige Rolle. Wie bei Raps und Getreide führten die Niederschläge der vergangenen Wochen zu ungleichmäßiger Abreife. Starke Spätverunkrautung brachte zudem Schwierigkeiten bei der Ernte mit sich. Einige Bestände sind durch die Witterung zusammengefallen und konnten nicht mehr gerettet werden, diese wurden notgedrungen gehäckselt. Der Ertrag beläuft sich auf ein miserables Ergebnis von 23 dt/ha und liegt somit deutlich unter dem Durchschnitt der letzten fünf Trockenjahre von 2018 bis 2022 (28,1 dt/ha). In den 10 Jahren vor der Dürre lagen die Erträge bei durchschnittlich 34 dt/ha.

Ähnlich wie bei den anderen Getreidearten gestaltete sich auch die Ernte der Triticale und des Dinkels schwierig. Triticale ist eine Kreuzung zwischen Roggen und Weizen und wächst in Sachsen-Anhalt auf einer Fläche von 15.885 ha. Das proteinreiche Erntegut wird als Futtergetreide verwertet. Der durchschnittliche Ertrag liegt Jahr 2023 bei 42,8 dt/ha (2022: 50 dt/ha). Die Bedeutung von Dinkel für die Ernährung hatte lange Zeit zugenommen. Die Vermarktung gestaltet sich in diesem Jahr jedoch sehr schwierig, da die Nachfrage abgenommen hat und teilweise noch Ware aus 2022 vorhanden ist. Nach Auswertung unserer Ernteumfrage beläuft sich das Ergebnis auf 54,9 dt/ha.

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Thüringen: Das Wetter spielte nicht mit

Ähnliches Bild in Thüringen: Jeder Regenschauer verschlechterte die Qualität des Getreides, insbesondere des Weizens. Das wechselhafte Wetter mit zahlreichen Niederschlägen, Gewittern und sogar Hagelstürmen führte zu einer erheblichen Verlängerung der Erntezeit, die an einigen Orten in Thüringen bis zum heutigen Tag noch nicht abgeschlossen ist, teilte der Präsidenten des Thüringer Bauernverbandes (TBV), Dr. Klaus Wagner, mit. Am kommenden Mittwoch präsentiert er zusammen mit Landwirtschaftsministerin Susanna Karwanskij die finalen Ergebnisse.

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