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Altes neu gedacht

Vom Plumpsklo auf den Acker: Projekt verspricht Recyclingdünger aus Komposttoiletten

Menschliche Fäkalien sind in der modernen Zeit allenfalls als (unbeliebter) Klärschlamm auf den Feldern gelandet. Ein Projekt will die Nährstoffe in Kot und Urin aber wieder direkt verfügbar machen.

Lesezeit: 3 Minuten

Der Einsatz von menschlichen Exkrementen als Dünger ist wahrscheinlich so alt wie der Ackerbau selbst. Mit dem Aufkommen von Mineraldünger und kommunalen Kläranlagen ist dieser Verwertungsweg in den vergangenen 150 Jahren aber sukzessive aus der Landwirtschaft verschwunden. Dabei gibt es gute Argumente dafür: Nährstoffrückgewinnung, Kreislaufwirtschaft und Reduzierung synthetischer Dünger. Zudem sind Komposttoiletten nicht mehr nur in Wohnwagen zu finden. Es gibt also einen nennenswerte und eher wachsende Rohstoffbasis.

Ein Projektteam im Brandenburger Landkreis Barnim macht sich nun auf, das gute alte Plumpsklo mit dem Vorhaben „zirkulierBAR“ ins nächste Jahrhundert zu bringen und dabei Nährstoffe zu erschließen, die der Ackerbau gut gebrauchen kann.

Stickstoff- und Humusdünger als Ergebnis

Bereits Mitte Oktober hat auf dem Gelände der Kreiswerke Barnim GmbH in Eberswalde im Rahmen des zirkulierBAR-Reallabors eine Urinaufbereitungsanlage sowie ein Humusregal zur Verwertung von Inhalten aus Trockentoiletten die Arbeit aufgenommen.

Hier werden künftig zwei Arten von Recyclingdüngern produziert: Aus dem getrennt gesammelten Urin entsteht in der Urinaufbereitungsanlage ein flüssiger Stickstoffdünger, der auch weitere Pflanzennährstoffe in hoher Konzentration enthält. Dieser mineralische Recyclingdünger ist in Zusammensetzung und Wirkung mit synthetischen Mineraldüngern, die energieaufwändig produziert werden, vergleichbar.

Die Fäkalien, welche im neu erbauten Humusregal aufbereitet werden, sind aufgrund ihres hohen Gehaltes an Phosphor sowie an organischer Substanz Grundbaustein für einen Recyclingkompost, der für den Humusaufbau in sandigen oder ausgelaugten Böden besonders gut einsetzbar ist und daher auch als „Humusdünger“ bezeichnet wird. Die Qualität von Fäkalkomposten wurde bereits in Pflanzversuchen getestet und ist nach Angaben der Projektverantwortlichen vergleichbar mit anderen qualitativ hochwertigen Komposten.

Schad- und Reststoffe werden ausgefiltert

Die neue zirkulierBAR-Forschungsanlage kann jährlich circa 200 m3 Feststoffe aus Trockentoiletten und 100 m3 getrennt gesammelten Urin zu Forschungs- und Versuchszwecken aufbereiten. Der Testbetrieb mit wissenschaftlicher Begleitforschung erstreckt sich zunächst über die Jahre 2023 und 2024.Die Rohstoffe werden derzeit vom Konsortiumspartner „Finizio - Future Sanitation“ mithilfe von Trockentoiletten auf Festivals, in Campinganlagen, öffentlichen Toiletten in Brandenburg und Berlin sowie Privathaushalten gewonnen.

Aber was ist mit möglichen Krankheitserregern und Medikamentenrückständen wie Antibiotika? Laut Projektleiterin Dr. Ariane Krause wird dazu in der flüssigen Phase auf Aktivkohlefiltration als Teil der Urinaufbereitung gesetzt. Anders als im Abwasser, wo Urin nur einen Anteil von 1 % ausmacht, kann so der Großteil der Arzneimittel-, Drogen- und Hormonreste entfernt werden. Die festen Fäkalien durchlaufen ihrerseits als Vorstufe zur Kompostierung eine Warmbehandlung von mindestens einer Woche bei 70°C. Das soll zuverlässig Krankheitserreger inaktivieren.

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