Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Reportage

Wie Landwirt Johannes Finke 25 Kulturen anbaut und vermarktet

Der Biolandbetrieb „Finkes Hof“ produziert auf rund 100 ha 25 Gemüsesorten und vermarktet diese teilweise direkt ab Hof sowie an den Groß- und Einzelhandel. Das erfordert ein gutes Konzept.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Hof der Finkes in Borken war vor 35 Jahren ein klassischer Schwei­­nemastbetrieb. Kurz danach stellte Johannes Finke den Betrieb auf ökologische Landwirtschaft um und begann mit dem Bio-Gemüseanbau. Zunächst ging die Vermarktung, unter den skeptischen Augen der Berufskollegen, klein im eigenen Hofladen los. Doch mit der Zeit wuchs die Anbaufläche.

Heute sind es rund 100 ha und be­eindruckende 25 verschiedene Ackerfrüchte, unter anderem Möhren, Blumenkohl, Sellerie, aber auch Roggen und Kartoffeln. Der Hofladen ist zwar gut bestückt – neben Gemüse gibt es z. B. auch Fleisch und Eier aus eigener Produktion. Aber für die Vermarktung des eigenen Gemüses macht er mittlerweile den kleinsten Anteil aus.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Hälfte ihrer Ernte geht in den Naturkost-Großhandel und ein Drittel in den Lebensmitteleinzelhandel z. B. über das Regionalprogramm der Edeka. Einen weiteren kleineren Teil mit rund 8 % machen Erbsen und Buschbohnen aus, die eine Frosterei abnimmt und als Tiefkühlgemüse vermarktet.

Eingespieltes Team

Wenn man Johannes Finke zuhört, merkt man, dass er über die Jahre Anbau und Vermarktung fein aufeinander abgestimmt hat. Und seit gut fünf Jahren ist auch Sohn Maximilian Finke als staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt voll im Betrieb eingestiegen. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Maximilian hat nach und nach die Vermarktung übernommen, Johannes ist im Anbau stärker engagiert. Doch beides ist immer eng verzahnt miteinander. Für die Vermarktung führen sie mit den Einkäufern von LEH und Co. in regelmäßigen Abständen ihre Gespräche. Dabei werden Werbeangebote bereits für den Anbau berücksichtigt. Wenn zum Beispiel in einer Woche Möhren in den Auslageheften im Angebot sind, kann schnell die dreifache Menge nachgefragt werden. Dafür muss passend gepflanzt werden. Bei spezielleren Produkten, an denen es den Finkes nicht mangelt, z. B. Pastinaken, kann auch schon mal zehnmal mehr als die normale Menge durch eine Werbeaktion über die Ladentheke gehen.

Mit den meisten Einkäufern kann man gut reden.
Maximilian Finke

Faire Geschäftsbeziehungen

„Mit den meisten Einkäufern kann man gut reden“, sagt Maximilan Finke. Über die Jahre habe sich natürlich einiges verschoben. Die Dis­counter setzen auch stark auf Bio und jagen dem Naturkosthandel Marktanteile ab, was langfristig die Preise drückt. Aber trotzdem sei der Umgang zwischen Landwirtschaft und Handel fair. Im Naturkosthandel habe man tendenziell noch etwas mehr Spielraum bei der Preisgestaltung als beim LEH, so Johannes Finke. Dafür ist in den letzten Jahren hauptsächlich der Absatz über den LEH gewachsen.

Die Frostereien seien am unflexibelsten. Diese haben ihren Sitz in den Niederlanden – obschon ein Teil der Ware in Deutschland verkauft wird. Einmal im Jahr fahren Finkes als Vertreter einer Anbaugemeinschaft mit anderen Betrieben hinter die deutsch-niederländische Grenze und schließen einen Jahresvertrag für das kommende Anbaujahr ab. „Beim Preis lässt sich da meist nicht viel machen“, sagt Finke Junior. Obwohl das TK-Gemüse dadurch für die Finkes nicht der lukrativste Zweig ist, ergibt es für sie Sinn. Denn Biobetriebe dürfen keinen mineralischen Dünger einsetzen und organischen Dünger nicht während der Vegetationsphase ausbringen. Gleichzeitig haben die Finkes mit rund 70 Schweinen, 550 Hühnern und etwas Damwild nur wenige Tiere. Also fällt nicht viel organischer Dünger an. Die Lösung: Durch den Anbau von Leguminosen wie Erbsen, bringen die Finkes Stickstoff in die Böden. Dadurch können sie auch in Kauf nehmen, dass der Absatz der Legumi­nosen nicht immer sehr lukrativ ist. Des Weiteren haben sie Klee und Lupine als Zwischenfrüchte auf ihren Äckern, um auch damit die Stick­stoffversorgung sicherzustellen. „Was dann noch fehlt, können wir mit Haarmehl Pellets ausgleichen“, so Maximilian Finke. Das ist orga­nischer Dünger aus sterilisierten Schweineborsten.

Weite Fruchtfolge

Die Fruchtfolge der Finkes ist fünfjährig. Dabei nutzen sie in einem Jahr Getreide wie z. B. Roggen als Gesundungsfrucht zwischen den Gemüsesorten sowie Lupine als Zwischenfrucht. Im zweiten Anbaujahr folgt in der Regel Kohlgemüse. Da ist von Weiß- über Rot- bis zu Palmkohl alles dabei. Im dritten Jahr bauen die Finkes Wurzelgemüse an und im vierten Erbsen und Buschbohnen. Den Abschluss bilden Kartoffeln, Rote Beete, Zuckermais und Zwiebeln im fünften Jahr. Die Fruchtfolge ist bewusst so weit gewählt, da sie als Biobetrieb nicht so viele Möglichkeiten beim Pflanzenschutz haben.

Nicht allein

Die ganze Arbeit schaffen die beiden selbstverständlich nicht allein. In der Landwirtschaft haben sie zehn Festangestellte und zwei Auszubildende. Dazu noch Mitarbeiter im Büro und Hofladen sowie einige Teilzeitkräfte. Gemessen am kleinen Anfang, sind sie weit gekommen. Und sie wachsen weiter, langsam und organisch. Im nächsten Jahr erweitern sie ihre Anbaufläche noch etwas auf 105 ha. Johannes Finke erinnerte sich im Gespräch an einen Kommentar eines Berufskollegen aus den Anfangsjahren, der sagte: „Ist ja schön hier, was du alles so machst, aber schade, dass es den Betrieb in vier Jahren nicht mehr gibt.“ Das war vor über 30 Jahren.

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.