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Grünschnittkompost als Einstreu für Pferde?

Harald Unseld prüfte in seiner Masterarbeit, ob man Pferdeställe mit Grünschnittkompost statt mit Stroh einstreuen kann.

Lesezeit: 3 Minuten

Fragen rund um die Pferdehaltung interessieren Harald Unseld (43) besonders brennend. Der Vollerwerbslandwirt aus Langenau bei Ulm hat vor drei Jahren seinen Anbindestall für Milchkühe und eine Halle in einen Offenstall mit großzügigem Freigelände für 28 Pensionspferde umgebaut.

Um sich für den neuen Betriebszweig zu ­qualifizieren, begann der wissbegierige Landwirt mit 37 Jahren ein Agrarstudium an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Weil ihm die Hochschulreife fehlte, musste er zuvor ein Auswahlverfahren und eine Aufnahmeprüfung bestehen. Obwohl er seinen Betrieb weiter im Vollerwerb führte, hängte er an den Bachelor- einen Masterstudiengang und schloss diesen 2024 erfolgreich ab.

Kosten und Liegeverhalten

Seine Masterarbeit widmete Unseld der Frage, ob sich Grünschnittkompost als Strohersatz in der Pferdehaltung eignet. Dabei versuchte er folgende Punkte zu klären:

  • Wie hoch sind die Zukaufspreise und die Arbeitskosten von Grünschnittkompost im Vergleich zu Stroh?

  • Wie wirkt sich die Art der Einstreu auf das Liegeverhalten der Pferde aus?

  • Welche Luftschadstoffbelastung verursacht Kompost im Vergleich zu Stroh?

Die Versuche dazu führte er zum einen im Liegebereich von sechs Einzel-Paddockboxen auf dem Versuchsgut der Hochschule Nürtingen-Geislingen durch. Zum anderen in seiner betriebseigenen Liegehalle mit 156 m2, zu der 28 Pferde Zugang haben.

Die Liegeflächen wurden in den Einzelboxen auf 25 cm mit Grünschnittkompost gefüllt, in der Liegehalle auf 20 cm Höhe. In der letzten Versuchswoche wurde auf den Kompost eine Strohschicht aufgebracht, um die Liegedauer der Pferde zu steigern. Zuvor waren die Liegeflächen der Ställe nur mit Stroh eingestreut.

Kompost kostet weniger

Der Pferdehalter und Student ermittelte mittels Stoppuhren, KI-gesteuerten Kameras und Sensoren die tägliche Entmistungszeit, die Mistmenge, die Liegedauer der Pferde sowie die NH3- und Feinstaubkonzentration in den Ställen.

Bei den Kosten fürs Einstreuen, die sich aus den Zukaufspreisen und den Entmistungskosten zusammensetzen, war Kompost klar überlegen. Dieser kostete pro Einzelbox und Jahr 728 €, Kompost mit Stroh 999 € und Stroh 1.361 €. Im Bewegungsstall waren die Unterschiede noch deutlicher: Pro Quadratmeter und Jahr lag Kompost bei 14 €, Kompost mit Stroh bei 16 € und reines Stroh bei 32 €.

Längere Liegedauer auf Stroh

Allerdings ließ das Liegeverhalten bei reinem Kompost zu wünschen übrig. So betrug die Liegedauer der Pferde in den Einzelboxen auf Stroh 14 %, auf Kompost mit Stroh 12,5 % und auf reinem Kompost 6,9 %.

Die NH3-Messwerte lagen im Bewegungsstall und in den Einzelboxen bei allen drei Einstreuarten nahe beieinander und bewegten sich im unbedenklichen Bereich. Die Feinstaubmessungen im Boxenhaltungsversuch für die Partikelgrößen PM2.5 (8 µg/m3)und PM10 (9 µg/m3) ergaben bei reiner Stroheinstreu sehr niedrige Mittelwerte, während Grünschnittkompost mit Stroh die höchsten Werte (PM2.5: 35 µg/m3, PM10: 42 µg/m3) aufwies. Die Messwerte bei reinem Kompost lagen dazwischen.

Laut Unseld kann Grünschnittkompost unter wirtschaftlichen Aspekten als Einstreu empfohlen werden, solange Liegeverhalten und Feinstaubwerte beachtet werden. Mit einer Strohschicht auf dem Kompost lässt sich das Liegeverhalten der Pferde deutlich verbessern.

Harald Unseld hat so viel Freude am Forschen gefunden, dass er als Zuerwerb eine Teilzeitstelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Nürtingen-Geislingen angetreten hat und seine Promotion startet. Das Thema: „Ermittlung von Tierwohlfaktoren mithilfe von digitaler Technik in der Pferdehaltung.“

Parallel dazu entwickelt er zusammen mit seinem Sohn, der nach seiner Ausbildung als Baumaschinenmechatroniker noch eine landwirtschaftliche Lehre absolviert hat, seinen Pensionspferdebetrieb weiter und plant, seinen Bewegungsstall auf 60 Plätze zu erweitern.

Steckbrief

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Harald Unseld, Langenau (BW)

Alter: 43

Abschluss:Master Nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft

Betrieb:75 ha, 28 Pensionspferde

Ansatz: Unseld prüfte, ob es sinnvoll ist, Pferdeställe statt mit Stroh mit Grünschnittkompost einzustreuen. Kriterien dabei waren die Kosten, das Liegeverhalten der Pferde und die Schadstoffbelastung.

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