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Neues Konzept für Mulch im Mais

Lebendmulch im Ackerbau hat viel Potenzial, z. B. in Sachen Erosionsschutz. Simon Drese wollte wissen, unter welchen Bedingungen Lebendmulch im Maisanbau funktionieren könnte.

Lesezeit: 5 Minuten

Erosionsschutz, mehr Humus, Nitratfixierung: Ein Lebendmulch aus Klee, also sozusagen eine dauerhafte Untersaat, kann sehr viele positive Effekte haben. Doch wie reagiert die Hauptfrucht ertraglich auf solch eine Untersaat, die über mehrere Jahre auf dem Acker bleibt? Und wie lässt sich der Klee regulieren?

Steckbrief

- 2. Platz der Kategorie Pflanzenbau und Technik

- Simon Drese, Obertiefenbach (­Rheinland-Pfalz)

- Alter: 23

- Abschluss: Bachelor Agrarwirtschaft

- Betrieb: Becker-Drese GbR (Eltern), 200 ha Ackerbau, 100 ha Grünland, 140 Milchkühe mit Nachzucht, Biogasanlage

- Ansatz: Simon Drese testete Klee als dauerhaftes Lebendmulchsystem im Mais und untersuchte verschiedene chemische und Regulierungsvarianten auf dessen Wirksamkeit.Forschungsprojekt

Forschungsprojekt

Das wollte Simon Drese aus dem rheinland-pfälzischen Obertiefenbach in seiner Bachelorarbeit an der TH Bingen herausfinden. Er war damit Teil des 2019 in Rheinland-Pfalz initiierten Forschungsprojektes „Dauerhafter Lebendmulch im Ackerbau“ (DaLeA). Ziel des Projektes ist eine praxistaugliche Etablierung von einem dauerhaft auf der Fläche stehenden Lebendmulch über diverse Fruchtfolgen. Dreses Thema war die chemische und mechanische Regulierung von Klee in Mais.

Sechs Versuchsvarianten

„Für mich war das ein spannendes Thema: Auf der einen Seite hat Lebendmulch das Potenzial vielen Problemen im Maisanbau, wie dem Verlust der biologischen Vielfalt oder der Erosionsanfälligkeit entgegenzuwirken. Auf der anderen Seite muss das Ganze auch in der landwirtschaftlichen Praxis funktionieren“, so Drese. „In meiner Arbeit habe ich versucht, eine Regulierungsvariante zu finden, die nur wenig schlechtere Erträge gegenüber dem Standardanbau ohne Mulch hat und gleichzeitig weniger Herbizide braucht.“

Simon Drese begann im Frühjahr 2022 mit seiner Arbeit auf einer 0,5 ha großen Versuchsfläche von Gut Westerwald, einem der Projektbetriebe. Dort war 2020 der zwergwüchsige Klee als dauerhafter Lebendmulch zusammen mit Ackerbohnen als Hauptfrucht etabliert worden. 2021 war die Hauptkultur Weizen. Nach der Weizenernte beweideten Schafe die Fläche.

Das Lebendmulchsystem muss auch in der ackerbaulichen Praxis funktionieren.“



Simon Drese

Im April 2022 wurde der stark wüchsige Klee gemulcht, am 11. Mai erfolgte die Maisaussaat mit einem Reihenabstand von 50 cm. Zur Saatvorbereitung nutzte Drese eine angepasste Direktsaatmaschine, deren Vorwerkzeug den Klee innerhalb der Saatreihen beiseite räumte und deren Säschare den Unterfußdünger ablegten. Den Mais selbst brachte Drese in einem zweiten Arbeitsgang mit einer Ein­zelkornsämaschine in 5 cm Tiefe, zusammen mit einem Mikrogranulat, ein. Für die Kleeregulierung erprobte der Landwirt sechs Varianten:

  • Ohne Regulierung
  • Zweimaliger Einsatz einer dafür entwickelten Reihenmesserwalze
  • Bandapplikation von Pflanzenschutzmitteln (PSM)
  • Flächige Applikation von PSM
  • Kombination aus Bandapplikation und Reihenmesserwalze
  • Kombination aus Bandapplikation und flächiger Applikation von PSM

Aufgrund der Trockenheit im Sommer 2022 erntete Drese den Mais schon am 10. August, da insbesondere bei der unregulierten Variante die Vertrocknung des Bestandes drohte. „Das war schon eine große Herausforderung, den Versuch bei solch einem Extremwetter durchzuführen“, erinnert sich Drese.

Bandapplikation im Vorteil

Im Ergebnis stellte er fest, dass der Lebendmulch zwar positive Effekte z. B. auf Umwelt und Bodenbiologie zeigte, aber alle Varianten unter einem Ertrag von 15 t/ha Trockenmasse blieben und nur zwei mehr als 10 t/ha brachten. „Die Ursache: Bei allen Regulierungsvarianten war die Konkurrenz durch den Lebendmulch einfach zu groß.“

„Dieses Ergebnis zeichnete sich letztlich schon frühzeitig ab“, so Simon Drese. „Denn anders als die klassische Untersaat, braucht der Klee das gesamte Frühjahr über Wasser für sein schnelles Wachstum, dementsprechend geringer ist die Wasserverfügbarkeit für den Mais. Die Trockenheit hat das Problem dann nochmal verschärft.“

Allerdings: „Innerhalb der verschiedenen Regulierungsvarianten gab es signifikante Unterschiede, z. B. bei den Trockenmasseerträgen. Dabei zeigten sich insbesondere die drei Varianten mit Bandapplikation (Varianten 3, 5, 6) den anderen überlegen. Die Reduzierung des Lebendmulchanteils innerhalb der Maisreihen durch die Bandapplikation wirkte sich offensichtlich ertragssteigernd aus. Der zusätzliche Einsatz der Reihenmesserwalze bzw. der Flächenapplikation konnte den Ertrag tendenziell noch steigern“, berichtet der junge Landwirt.

Weitere Versuche notwendig

Überrascht von den Ergebnissen war der Landwirt nicht. „Die Anwendung von Lebendmulch im Ackerbau ist noch in der Entwicklung. Bei den vorherigen Versuchen im Jahr 2021 in Weizenbeständen hat es schon recht gut funktioniert und auch im Mais zeigte der Lebendmulch sein Potenzial“, erläutert Simon Drese. Damit das noch besser funktioniert, seien weitere Versuche mit angepassten Bedingungen notwendig. Wichtig sei vor allen Dingen, den Klee früher und stärker im Wachstum zu bremsen, damit der Mais besser wachsen könne.

„Am meisten Potenzial hat dabei wohl das Vorziehen der Bandapplikation vor den Aussaatzeitpunkt vom Mais. Anschließend kann der vitale Klee außerhalb des Bandes z. B. durch die Reihenmesserwalze in Schach gehalten werden“, erläutert Simon Drese. Zudem könnte der Mais in weiteren Reihen von z. B. 75 cm ausgesät und die Spritzbänder etwas erweitern werden, um die Konkurrenzsituation von vorneherein zu entschärfen. Eine weitere Möglichkeit: Die Herbizidanwendung zu splitten, um den Klee über einen längeren Zeitraum klein zu halten.

„Boden hat so viel Potenzial“

Auch wenn die konkrete Anwendung von Lebendmulch im Mais in der betrieblichen Praxis noch nicht funktioniert, nimmt Landwirt Simon Drese viel mit aus seiner Arbeit und der Mitwirkung im DaLeA-Projekt.

„Die Versuche mit dem Lebendmulch haben noch mal meinen Blick dafür geschärft, dass der Boden nicht nur in der Lage ist, Nahrungsmittel zu produzieren, sondern gleichzeitig ökologische Erfolge erbringen kann“, resümiert der junge Landwirt.

In diese Richtung möchte Simon Drese sich im elterlichen Betrieb dann auch gerne weiter ausprobieren. So hat er zum Beispiel in diesem Herbst mit seinem Vater entschieden, Ackerbohnen, die als Vorkultur standen und in der nächsten Kultur (Gerste) noch mal durchkamen, einfach stehen zu lassen. „Die Ackerbohnen werden im Winter schon abfrieren“, ist sich Landwirt Drese sicher. „Früher hätten wir Herbizide eingesetzt oder noch mal den Boden bearbeitet“.

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