Getreidestroh ist bei vielen Biogasanlagenbetreibern als Einsatzstoff beliebt. Eine besondere Form ist die Pelletierung, die dank neuer Maschinen schon auf dem Feld erfolgen kann (siehe Beitrag: Strohpellets statt Mais in der Biogasanlage).
Wegen der hohen Kosten und des enormen Energieaufwands für die Pelletierung stellen sich Anlagenbetreiber jedoch die Frage: Ist gehäckseltes Stroh eine Alternative? Wir haben dazu Wissenschaftler und Praktiker befragt, die die Vor- und Nachteile benennen.
Vorteile der Pelletierung
Die technischen Vorteile der Strohpelletierung sind erheblich, wie Prof. Walter Stinner vom Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) aus Leipzig erklärt:
- Kosteneinsparung bei Transport und Lagerung,
- einfache Lagerung in vorhandenen Gebäuden oder überdachten Fahrsilos,
- keine Verluste im Lager,
- besserer Abbau durch die Aufschlusswirkung (v.a. in Kombination mit Natronlauge) und damit höhere Gasausbeute,
- Vermeidung von Schwimmdecken,
- Automatisierbarkeit, was vor allem für die bedarfsgerechte Biogaserzeugung einer flexiblen Anlage Vorteile bringt.
Nachteile der Pelletierung
Dem gegenüber stehen geringe, aber erhebliche Nachteile, schränkt Stinner ein:
- Pelletierung kostet sehr viel Energie und Geld: übliche Prozessketten mit Ballen, Balleneinlagerung, Ballenauflöser, zugehörigen Mühlen und Pelletpresse dürften kaum unter 70 bis 100 €/t funktionieren.
- Damit ist die wirtschaftliche Umsetzbarkeit nur in sehr speziellen Fällen unter Nutzung o.g. Vorteile möglich.
- Zudem steigt regional der Strohpreis aufgrund des zunehmenden Einsatzes in Tierwohlställen.
Wie der Stroheinsatz gelingen kann
Eine mögliche Option ist es laut Stinner, wenn Tierhalter Strohpellets zunächst als Einstreu verwenden:
- Damit ist eine Doppelnutzung der teuren Pellets möglich.
- Entstaubte Pellets haben als Einstreu erhebliche Vorteile bezüglich Saugkraft und Hygiene. So kann sich damit z.B. bei Geflügel die Fußballengesundheit verbessern.
- Im Pferdestall oder bei güllebasierten Ställen, z.B. Liegeboxen, gibt es arbeitswirtschaftliche Vorteile. So kann man Strohpellets aus einem Hochsilo in eine darunter stehende Karre ablassen und einfach in die Box fahren. Zudem können automatische Einstreusysteme weitaus einfacher und staubfreier gestaltet werden.
Ergebnisse aus dem Projekt StroPellGas
Den Einsatz von Strohpellets als Biogassubstrat haben Wissenschaftler der Universität Göttingen und der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim/Holzminden/Göttingen im Forschungsprojekt „StroPellGas“ untersucht. Dabei haben die Projektbeteiligten über drei Jahre die Biogaserträge von Strohpellets aus der mobilen und der stationären Pelletierung sowie deren Einsatz als Co-Substrat untersucht. „Wir konnten eine etwas höhere Gasausbeute von rund 10 % feststellen“, berichtet Projektleiter Prof. Dr. Achim Loewen von der HAWK Göttingen.
Ob Häckselstroh Vorteile gegenüber Pellets hat, kommt darauf an, welche Anlagentechnik vorhanden ist und wie das Nutzungskonzept insgesamt aussehen soll. „Rechnerisch ist der Transport und die Lagerung von Pellets günstiger, dennoch ist der Transport von Quaderballen ein in der Praxis etabliertes Verfahren, dass nicht zwingend deutlich teurer sein muss“, sagt er. Hier liege das Problem eher bei der Fütterung, sofern keine spezielle Technik für den Eintrag vorhanden ist.
Erfahrungen aus der Praxis
Die Bioenergie Lüchow GmbH & Co. KG aus der Nähe von Rostock setzt seit über einem Jahr bereits Strohpellets ein. „Durch die Pelletierung erfolgt ein Aufschluss, der die Wachsschicht zerstört. Durch diesen Aufschluss wird die Verdaulichkeit soweit erhöht, dass die Gasausbeute fast doppelt so hoch wie die einer guten Maissilage ist“, erklärt Geschäftsführer Bernd Pommerehne.
Für ihn ist das Häckseln von Stroh keine Alternative: Die mechanische Behandlung reicht für eine hohe Gasausbeute nicht aus. „Nur durch den Druck und die Temperatur bei der Pelletierung erreicht man den nötigen Aufschluss“, lautet seine Erfahrung.