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topplus Großanlage für Bio-LNG

Biogasanlage Friesoythe: Im Herbst kommen 120 Lkw Mist pro Tag

Die Biomethananlage mit LNG-Produktion der Firma nordfuel in Friesoythe will ab Herbst bis zu 485.000 t Mist im Jahr verarbeiten. Weitere Produkte sind CO₂ und Gärrestpellets.

Lesezeit: 5 Minuten

Ein 40 m-Kran senkt das Langachsrührwerk mit seinen fünf Paddeln langsam durch einen schmalen Schlitz in den 25 m hohen Behälter. „Heute werden hier die Rührwerke montiert“, erklärt Simon Detscher, Geschäftsführer der revis bioenergy GmbH aus Münster, die aktuell im niedersächsischen Friesoythe (Landkreis Cloppenburg) als Generalunternehmer eine gigantische Biogasanlage auf einem 13,5 ha großen Gelände baut. Bei einer Führung über die Baustelle erklärt Detscher, wie die Anlage funktioniert: Ziel ist die Produktion von Bio-LNG als Kraftstoff. Hierfür will die revis-Tochter nordfuel GmbH als künftige Betreiberin vor allem Mist vergären. Dieser wird per Lkw aus einem Umkreis von 50 bis maximal 100 km angeliefert. Pro Jahr werden in der 1. Ausbaustufe 485.000 t benötigt. Hat die Anlage in wenigen Jahren ihre volle Größe erreicht, sollen es sogar jährlich 1 Mio. t sein.

CNG als Kraftstoff

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Als Rohstoff will revis neben Rinder-, Pferde-, Puten- und Hähnchenmist auch separierte Güllefeststoffe einsetzen. Die Rindergülle wird dabei mit mobilen Separatoren auf den Betrieben in eine feste und eine flüssige Phase getrennt, damit keine Rohgülle transportiert werden muss. „Wir arbeiten hier mit einer dreistelligen Lieferantenzahl“, erklärt Detscher.

Pro Tag rechnet revis mit rund 150 Anlieferfahrzeugen. Die Lkw fahren mit CNG (komprimiertes Biomethan), das über eine eigene Tankstelle vor Ort vertankt wird. „CNG ist gegenüber Diesel nicht nur sehr klimaschonend, sondern auch günstig. Darum verbessern wir damit die Klimabilanz des Kraftstoffs“, sagt Detscher.

Automatisierte Anlieferung

Damit es kein Chaos gibt, ist die Logistik stark automatisiert: Jeder Lkw-Fahrer meldet sich per QR-Code an. Daraufhin weist ihm das Prozessleitsystem eines der sechs Tore an, durch die er zum Abkippen des Rohstoffs fahren muss. „Wir haben zwei parallele Anlieferlinien, um Wartezeiten zu reduzieren“, sagt Detscher.

Das Material wird in einen Bunker in einer Halle abgekippt, die mithilfe einer Luftschottanlage komplett mit Unterdruck betrieben wird. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Geruchsemissionen durch die Rolltore nach außen gelangen.

Vom Eintragsbunker wird der Mist per Kran automatisch in die Anmaischanlage verfrachtet. Hier wird das Material zerkleinert und Steine oder Metall abgeschieden. Anschließend wird es mit flüssigem Gärrest zu einem pumpfähigen Brei verarbeitet.

Dieser Substratbrei gelangt daraufhin in die Fermenter.

40 Behälter in zehn Linien

Auf der Anlage gibt es 40 Behälter in zehn parallelen Linien. Jede Linie besteht aus drei zylindrischen Hochbehältern als Fermenter und einem Nachgärer. Die 10.000 m3 fassenden Gärbehälter werden mesophil betrieben, also bei ca. 42 °C. Im ersten Behälter liegt der TS-Gehalt bei 15 bis 17% und sinkt auf ca. 12 % im Nachgärer. Die Verweilzeit soll deutlich über 100 Tagen liegen, so der Plan. „Damit es im Behälter keine Stickstoffhemmung gibt, haben wir verschiedene Maßnahmen ergriffen, u.a. eine spezielle Temperatursteuerung“, verrät Detscher. Mehr Details will er aus Wettbewerbsgründen nicht nennen.

Die Gasaufbereitung

Das entstehende Biogas wird entschwefelt und gelangt zunächst in zwei Gasspeicher mit je 3000 m3 Volumen. Von hier aus geht es weiter in die Entschwefelung und danach in die Gasaufbereitung. Per Druckwechselabsorption wird das CO₂ aus dem Biogas abgetrennt, es entsteht Biomethan. Die in den Kompressoren der Druckwechseladsorption anfallende Wärme verwendet nordfuel zum Beheizen der Fermenter.

„Sowohl das CO₂ als auch das Methan verflüssigen wir mithilfe einer Schraubenverdichteranlage“, erklärt der Geschäftsführer. Pro Jahr werden 7.400 m3 Biomethan produziert. Daraus können ca. 45.000 t Bio-LNG hergestellt werden. Ein Teil des Biomethans wird eingespeist, ein Teil als CNG vor-Ort genutzt und ein Teil verflüssigt. Des Weiteren fallen 103.000 t flüssiges CO₂ an.

Die Vermarktung

Der verbleibende Gärrest wird separiert, getrocknet und pelletiert. „Wir befinden uns hier in einer Nährstoffüberschussregion und können daher keinen Gärrest vor Ort verwerten. Darum ist ein Export nötig“, sagt Detscher.

Damit ergeben sich folgende Erlösquellen:

  • Ein Teil des produzierten Biomethans wird verdichtet und als CNG in den eigenen Lieferfahrzeugen eingesetzt. Die Betreibergesellschaft setzt aber nicht nur eigene Fahrzeuge ein, sondern arbeitet auch mit Speditionen zusammen.
  • Das Gros des Gases wird verflüssigt und als LNG verkauft. Auch die Verflüssigung und Vermarktung übernimmt nordfuel selbst.
  • Damit erhält das Unternehmen als Inverkehrbringer die Treibhausminderungsquote, die beim Verkauf von Bio-CNG oder Bio-LNG anfällt.
  • Das CO₂ soll industriell verwertet werden, entweder direkt in der chemischen Industrie oder als Trockeneis. Auf dem Nachbargelände entsteht gerade eine Anlage zur Produktion von E-Fuels. Auch dafür ist CO₂ nötig, das nordfuel liefern könnte.
  • Bei der Gärrestaufbereitung sollen jährlich rund 8000 t Ammoniak abgetrennt werden, das nordfuel an die chemische Industrie liefern will. Als Wasserstoffträger ist es u.a. zur Kraftstoffproduktion oder als Düngervorprodukt gefragt.
  • Die flüssigen Gärreste werden entweder intern zum Anmaischen verwendet oder per Vakuumverdampfung zu einleitfähigem Wasser aufbereitet.
  • Die rund 100.000 t pelletierten Feststoffe sollen vor allem als Brennstoff in Großkraftwerken eingesetzt werden. Hierfür ist die Nähe zum Küstenkanal ideal, auf dem sie per Schiff abtransportiert werden können.

Weitergehende Informationen finden Sie auf der Projektseite: www.nordfuel.de oder www.gruene-kraftstoffe-kuestenkanal.de

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