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topplus CO₂ als Rohstoff

Chemieunternehmen Covestro: „Wir sind auf der Suche nach biogenem CO₂“

CO₂ ist ein wichtiger Rohstoff in der Chemieindustrie. Die Nachfrage nach CO₂ aus Bioenergieanlagen anstelle von CO₂ aus fossilen Quellen steigt, berichtet das Unternehmen Covestro.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Covestro AG ist ein Werkstoffhersteller mit Sitz in Leverkusen. Das Unternehmen ist 2015 aus der ehemaligen Kunststoffsparte der Bayer AG hervorgegangen. Es entwickelt, produziert und vertreibt Polymer-Werkstoffe an etwa 50 Standorten in Europa, Asien und Amerika.

Ein wichtiger Rohstoff für die Produktion ist CO₂. Bislang fiel dieses als Abfallprodukt der Ammoniakproduktion in großen Mengen an. Warum neuerdings CO₂ aus erneuerbaren Energien wie Biomethan- oder Bioethanolanlagen interessant für das Unternehmen ist, erläutert Bernd Letmathe, Leiter des Einkaufsbereichs für „Technische Gase“ bei der Covestro Deutschland AG.

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Sie suchen seit einigen Jahren bereits biogenes CO₂. Warum?

Letmathe: CO₂ ist für uns ein wichtiger Rohstoff in der Kunststoffproduktion. Bislang funktioniert das CO₂-Geschäft in der Kunststoffindustrie im Verbund mit mehreren Anlagen. Wir setzen vor allem CO₂ ein, das bei der Ammoniakproduktion auf Basis von Erdgas anfällt. Dabei übergeben die benachbarten Ammoniakanlagen den Rohstoff per Leitung an unsere Werke.

Da die Industrie dekarbonisiert und künftig grüner Ammoniak importiert werden soll, ist davon auszugehen, dass CO₂ nicht mehr in den gewohnten Mengen anfällt. Daher suchen wir schon länger nach Alternativen. Die Situation hatte sich im letzten Jahr verschärft, weil die Produktion von Ammoniak aufgrund des hohen Erdgaspreises vielerorts eingestellt wurde. Das hat dazu geführt, dass CO₂ am Markt knapp wurde. Auch darum sind Alternativen nötig.

Und schließlich haben wir uns selbst Klimaziele gegeben, mit denen wir verhindern wollen, dass immer neuer Kohlenstoff in Form von fossilen Rohstoffen aus der Erde geholt wird. All das hat dazu geführt, dass wir uns für biogenes CO₂ interessieren, das bei der Gasaufbereitung in Biomethananlagen oder bei der Bioethanolherstellung anfällt.

Mit welchen Mengen rechnen Sie?

Letmathe: Wir brauchen mehrere 10.000 t CO₂ im Jahr, die wir heute schon mit unserer Technologie einsetzen. Die Mengen, die heute in der Bioenergiebranche anfallen, könnten wir also mit Leichtigkeit verwerten. Das Problem ist aber der Transport.

Inwiefern?

Letmathe: Anders als ein großes Ammoniakwerk steht eine dezentrale Biomethananlage nicht nebenan im Chempark. Das CO₂ muss also verflüssigt und per Lkw transportiert werden. Das verursacht höhere Kosten als das bisherige Verfahren.

Wir können zwar einen Teil der Kosten an unsere Käufer durchleiten, aber können nur sehr begrenzt mehr für das CO₂ bezahlen. Daher ist die Belieferung aus dezentral gelegenen Anlagen für uns nur wirtschaftlich, wenn das CO₂ nicht wesentlich teurer ist. Dafür wäre eine Fördersystematik günstig, bei der der Anlagenbetreiber z.B. einen finanziellen Mehrwert hätte, wenn er das CO₂ auffängt und es nachweislich stofflich genutzt wird.

Es gibt Pläne für den Bau von CO₂-Pipelines z.B. von Norddeutschland in Richtung Ruhrgebiet. Würde das die Kosten reduzieren?

Letmathe: Im Prinzip ja. Eine Pipeline lohnt sich aber nur bei Großanlagen wie ein Zementwerk, wo an einer Stelle viele 100.000 t CO₂ entstehen. Wenn eine Biogasanlage fernab jeder Infrastruktur liegt und mit 1.000 bis 5.000 t im Jahr die Menge CO₂ produziert, die bei einer Großanlage am Tag anfällt, lohnt sich keine Pipeline.

Was wäre aus Ihrer Sicht nötig, damit Sie das biogene CO₂ nutzen können?

Letmathe: Zum einen ist ein Bündler wichtig, der größere Mengen CO₂ vermarktet. Denn wir können nicht mit einer Vielzahl von Landwirten verhandeln. Zudem brauchen wir nachhaltige Logistikkonzepte. Es wäre kontraproduktiv, wenn wir biogenes CO₂ auffangen, es dann aber mit Diesel-Lkw transportieren. Wünschenswert wäre z.B. ein Transport mit CNG oder LNG als Kraftstoff. Denn wir stellen neben den Kosten auch immer eine CO₂-Bilanz für den gesamten Prozess auf.

Welche Qualitätsstandards fordern Sie? Muss das CO₂ lebensmitteltauglich sein?

Letmathe: Nein, den dafür nötigen Standard der European Industrial Gases Association (EIGA) benötigen wir für unsere chemischen Prozesse nicht. Wir brauchen ein Gas mit 99,9 % CO₂-Gehalt.

Wie wird sich der Markt langfristig entwickeln? So wäre es doch denkbar, dass Unternehmen wie Covestro selbst in Direct Air Capture investiert und CO₂ aus der Luft gewinnt.

Letmathe: Das kann ich aus Sicht eines Einkäufers nicht abschließend bewerten. Allerdings ist unser CO₂-Bedarf so hoch, dass wir es mit Sicherheit lieber am Markt einkaufen als mit hohem Energieaufwand selbst produzieren. Die grüne Energie benötigen wir für unsere Prozesse.

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