Die EU-Kommission hat neben ihren Plänen zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft auch eine Strategie zur Integration des Energiesystems vorgestellt. Sie soll den Rahmen für die Energiewende bilden. „Derzeit erfolgt der Energieverbrauch im Verkehr, in der Industrie, im Gas- und im Gebäudesektor mit jeweils getrennten Wertschöpfungsketten, Vorschriften, Infrastruktur, Planung und Betrieb. Damit kann die Klimaneutralität bis 2050 nicht auf kosteneffiziente Weise erreicht werden“, begründet die Kommission die Pläne.
Integration des Energiesystems bedeute, dass das System als ein Ganzes, unter Vernetzung verschiedener Energieträger, Infrastrukturen und Verbrauchssektoren, geplant und betrieben werde. Dazu nennt die Kommission konkrete Beispiele: So soll der Strom, mit dem die Fahrzeuge in Europa angetrieben werden, aus den Solarpaneelen von den Dächern stammen, während die Gebäude mit Wärme aus einer nahegelegenen Fabrik geheizt werden und die Fabrik wiederum mit sauberem Wasserstoff betrieben wird, der mit Offshore-Windenergie erzeugt wurde.
Abwärmenutzung und saubere Brenn- und Kraftstoffe
Diese Strategie ruht auf folgenden drei Säulen:
- Energieeffizienz: Erhebliches Potenzial bieten die Wiederverwendung von Abwärme aus Industrieanlagen, Rechenzentren oder anderen Quellen sowie die Energiegewinnung aus Bioabfall oder Kläranlagen.
- Elektrifizierung der Endverbrauchssektoren: Da der Anteil erneuerbarer Energien im Stromsektor am höchsten ist, will die EU zunehmend Strom nutzen, beispielsweise für Wärmepumpen in Gebäuden, Elektrofahrzeuge im Verkehr oder Elektroöfen in bestimmten Industriezweigen. Ein Netz von einer Million Ladestationen für Elektrofahrzeuge soll neben dem Ausbau der Solar- und Windkraft zu den sichtbaren Ergebnissen zählen.
- Für die Sektoren, in denen eine Elektrifizierung schwierig ist, wird in der Strategie die Nutzung saubererer Brennstoffe‚ z. B. von erneuerbarem Wasserstoff, nachhaltigen Biokraftstoffen und Biogas, vorgeschlagen. Die Kommission wird ein neues Klassifizierungs- und Zertifizierungssystem für erneuerbare und CO2-arme Brennstoffe vorschlagen.
Einfluss auf künftige Vorschriften
In der Strategie werden 38 Maßnahmen für ein integriertes Energiesystem aufgeführt. Dazu gehören die Überarbeitung der bestehenden Rechtsvorschriften, finanzielle Unterstützung, Erforschung und Einsatz neuer Technologien und digitaler Tools, Leitlinien für die Mitgliedstaaten zu steuerlichen Maßnahmen und dem Auslaufen von Subventionen für fossile Brennstoffe, eine Reform der Marktsteuerung und Infrastrukturplanung sowie bessere Informationen für Verbraucher. Die Analyse der bestehenden Hindernisse in diesen Bereichen soll in die konkreten Vorschläge einfließen, z. B. in die Überarbeitung der TEN-E-Verordnung bis Ende 2020 oder die Überarbeitung der Energiebesteuerungsrichtlinie und des Rechtsrahmens für den Gasmarkt im Jahr 2021.