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Geplante Erlösabschöpfung ist beherrschendes Thema auf EnergyDecentral

Auf der EnergyDecentral informierten Biogasanlagenbetreiber und Aussteller u.a. Niedersachsens neue Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte, welche Auswirkungen die Erlösabschöpfung haben würde.

Lesezeit: 5 Minuten

Die in der letzten Woche publik gewordenen Konzepte aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zur Abschöpfung von „Übererlösen“ der erneuerbaren Energien sorgen für erhebliche Verunsicherungen und Bedrohungslagen in der gesamten Branche. Insbesondere die in Niedersachsen stark vertretene Biogasbranche sieht sich in ihrer Existenz gefährdet.

Dies erfuhren heute mehrere Abgeordnete des Niedersächsischen Landtags, die sich auf Einladung des LEE und des Fachverbands Biogas im Rahmen der Energiemesse EnergyDecentral ein Bild von der Lage in der Biogas- und Erneuerbarenszene machten.

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Positives Investitionsklima für Erneuerbare nötig

LEE-Geschäftsführerin Silke Weyberg erklärt: „Die Diskussionen, Vorschlägen und Änderungen zu möglichen Abschöpfungsmechanismen bremsen in hohem Maße die Investitionsbereitschaft der Biogasanlagenbetreiber. Damit gerät die Energiewende insgesamt in Gefahr. Um die Transformation der Energiewende voranzubringen müssen wir ein positives Investitionsklima schaffen. Biogas sollte komplett aus dem Abschöpfungsmechanismus ausgenommen werden.

Das Prinzip, nach welchem nicht nach den tatsächlichen Gewinnen abgeschöpft werden soll, sondern die Erlöse, ist aus unserer Sicht fachlich nicht nachvollziehbar und bedroht die wirtschaftliche Grundlage der Anlagen in dramatischer Art und Weise.“

Steuermodell geeigneter als Erlösabschöpfung

Joost Kuhlenkamp, Referent für Bioenergie und Wärme beim LEE, ergänzt: „Deutlich geeigneter und effizienter wäre ein erweitertes Steuermodell, nach welchem die tatsächliche Gewinnstruktur der Unternehmen betrachtet wird und auf potenzielle Gewinnsteigerungen eine zusätzliche Steuer erhoben wird. Dieser Ansatz einer steuerlichen Lösung wird in dieser Form für Unternehmen Erdöl- und Kohlebranche angedacht und birgt im Hinblick auf die Bedrohung des wirtschaftlichen Betriebs und den Vertrauensverlust deutlich geringere Gefahren. Zumindest eine Gleichbehandlung der Erneuerbaren Branche ist erforderlich im Hinblick auf die erforderliche Energiewende.“

Praktiker schildern Betroffenheit

Auf dem Workshop des Kompetenzzentrums „Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie“ (3N) zum Thema „Biogas – regionales Energiepotenzial sichern und ausbauen“ informierten vier Biogasanlagenbetreiber über die aktuelle Situation.

Dabei spielte die geplante Erlösabschöpfung eine wichtige Rolle. Aber auch die teilweise überbordende Bürokratie sorgt dafür, dass Biogasanlagen ihr volles Potenzial lange nicht entfalten können:

  • Uwe Ringen von Drewes & Ringen betreibt mit seinem Berufskollegen Harm Drewes bei Breddorf (Landkreis Rotenburg/Wümme) zwei Biogasanlagen. Er hat allein fünf Jahre auf die Genehmigung warten müssen, um die Anlage von Mais auf Mist umstellen zu dürfen.
  • Dirk Huster-Klatte von der HK Bioenergie bemängelt, dass die Änderung von Mais auf Mist zwei Jahre lang gedauert hat. „Wir würden ja gern auf Alternativen umstellen, aber uns werden nur Steine in den Weg gelegt.“ Mit Blick auf die Erlösabschöpfung erklärte er, dass sich die Maispreise in diesem Jahr nahezu verdoppelt haben. Zudem gäbe es in Nordwestdeutschland immer mehr größere Firmen, die größere Biogasanlagen zur Biomethanproduktion errichten würden. Wegen der hohen Treibhausgaseinsparung und den damit verbundenen höheren Erlösen würden sie vor allem auf Wirtschaftsdünger setzen und damit die Preise erhöhen. Mist würde mittlerweile bis zu 50 €/t kosten. Landwirtschaftliche Biogasanlagen hätten es sehr schwer, da mitzuhalten. „Angesichts dieser Lage geht eine Erlösabschöpfung überhaupt nicht!“, unterstreicht er.
  • Gerd Clasen von der KBB Biogas aus dem Landkreis Verden erklärte, dass die Anlage jetzt von Vorortverstromung auf Biomethanproduktion umgestellt werden soll. „Wegen des fehlenden Inflationsausgleichs gefährdet schon die fixe EEG-Vergütung die Wirtschaftlichkeit. Das würde mit einer Erlösabschöpfung noch verstärkt“, sagte er. Bei Biomethan wäre das nicht der Fall.

220.000 € Mehrkosten

Bernhard Temmen von der Raiffeisengenossenschaft Emsland-Süd betreut als Geschäftsführer sieben Biogasanlagen. Er hat zur Veranschaulichung konkrete Zahlen für eine Anlage mit 500 kW Leistung mitgebracht. Diese hatte im Jahr 2022 Mehrkosten von insgesamt 220.000 €. Diese ergeben sich wie folgt:

  • Ankauf von 8000 t zusätzlichem Silomais: 96.000 €
  • Erntekosten Lohnunternehmer für 8000 t: 24.000 €
  • Mehrpreis für 2000 t Rüben: 40.000 €
  • Bezug von Strom zu höheren Preisen: 80.000 €
  • Höhere Preise für Ersatzteile und Löhne: 30.000 €

Davon abgezogen werden konnten zwar 20.000 € Einsparung, die die Gärrestentsorgung gekostet hätte. Denn der Druck, Nährstoffe exportieren zu müssen, hat laut Temmen extrem nachgelassen. Ebenso konnten sie beim Wärmeverkauf 30.000 € mehr Erlös erzielen. Aber trotzdem blieb unterm Strich ein Minus von 220.000 € oder 5,4 ct/kWh.

Landwirtschaftsministerin will sich einsetzen

Sehr dankbar waren die anwesenden Praktiker, dass Niedersachsens neue Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte den gesamten Biogas-Workshop über vier Stunden interessiert mitverfolgt hatte. „Die Dramatik ist sehr deutlich geworden. Ich werde mich für Sie sehr gern einsetzen, da es jetzt auch schnell gehen muss und hoffe, dass wir das Thema weiter bewegen können“, sagte sie.

Sie betonte, dass Biogasanlagenbetreiber keine abstrakten, großen Firmen seien, sondern persönlich ins Risiko gehen würden und es ihr Existenz sei, die jetzt bedroht sei. „Man hätte sich in den letzten Monaten viel Zeit sparen können, wenn man sich mit diesen komplexen Problemen befasst hätte, anstatt Scheinlösungen wie die Atomkraft zu diskutieren“, sagte sie unter viel Applaus der anwesenden Firmen und Praktiker.

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