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Wärmekonzept mit Restholz aus der Region

Eine Freiflächen-Solarthermieanlage im bayerischen Hallerndorf senkt den Brennstoffbedarf im Sommer, der ansonsten aus Hackschnitzeln auf Basis von Schadholz gedeckt wird.

Lesezeit: 5 Minuten

Mit einem 5 km langen Nahwärmenetz versorgt die Heizzentrale der naturstrom AG im bayerischen Hallerndorf (Landkreis Forchheim) den Ort mit Wärme. Eine Besonderheit ist die 1.304 m2 große Solarthermieanlage, die auf einer Freifläche neben dem Holzheizwerk errichtet ist. Die Heizzentrale war eine der vielen Stationen der Spezial-Leserreise "Agrar-Energie" von top agrar und Farm-Tours Mitte Oktober 2023.

Die 2016 installierte Wärmelösung in Hallerndorf hat bereits eine interessante Geschichte. Sie wurde 2017 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung als „Projekt Nachhaltigkeit 2017“ ausgezeichnet. Ein Jahr später folgte im Oktober 2018 die Auszeichnung als „Energie-Kommune des Monats“ der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). Die AEE hob dabei auch das starke Engagement des damaligen Bürgermeisters Torsten Gunselmann hervor. „Für ein Neubaugebiet wollten wir erneuerbare Wärme und haben uns dann gefragt, warum eigentlich nicht für alle?“, zitiert die AEE den ehemaligen Amtschef.

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Der Energieversorger naturstrom baute die rund 4 Mio. € teure Heizzentrale inklusive Netz in nur 1,5 Jahren. Beim Start waren rund 70 Häuser angeschlossen, inzwischen sind es 109, darunter auch sechs kommunale Gebäude. Betreiber ist die NatCon Fränkische Schweiz GmbH & Co. KG, eine Tochtergesellschaft der naturstrom AG.

Installiert waren zunächst vier Heizkessel mit je 145 kW sowie ein Kessel mit 300 kW. Bei der Erweiterung des Wärmenetzes 2019 kamen 39 Anschlussnehmer dazu. Zwei der kleineren Kessel wurden im Nachgang durch einen Kessel mit 550 kW ersetzt. Als Brennstoff hat die als Betreiber des Heizwerks auf Holzhackschnitzel gesetzt. „Der Blick auf die Brennstoffpreise zeigt, dass die Nutzer von Holz-Energie von stabilen Preisen profitieren. Auch deshalb schlossen wir das Rathaus, die Feuerwehr und den Bauhof ans Netz an“, erklärte der damalige Bürgermeister Gunselmann im Jahr 2018.

Einsatz von Restholz aus der Region

Der Wärmeversorger legt großen Wert auf eine nachhaltige Beschaffung von Biomasse aus der Region. Das Stammholz wird von regionalen Forstunternehmen ausschließlich aus Franken erworben. Darunter befindet sich Schadholz und Restholz aus forstwirtschaftlichen Pflegemaßnahmen.

Die Logistik des Betriebs ist so organisiert:

  • Das im Wald auf ca. 40 % Feuchte vorgetrocknete Rundholz lagert zum größten Teil dezentral an den Waldstandorten.
  • Die Heizzentrale hält einen Vorrat, der während der Heizsaison für etwa einen Monat ausreicht, auf dem Gelände vor.
  • Im Winter kommt alle 10 bis 14 Tage kommt ein Lohnunternehmer mit einem großen Hacker, der daraus Hackschnitzel erstellt und befüllt den Hackschnitzelbunker, der 280 m3 Brennstoff fasst.

„Beim Hacken achten wir darauf, dass der Lohnunternehmer scharfe Messer verwendet und den Brennstoff vom Hacker per Förderband und nicht per Schleuderaustrag in den Bunker füllt“, sagt Ulrich Weidner, Geschäftsführer der NatCon Fränkische Schweiz. Denn ansonsten könnte es zu einem höheren Feinanteil kommen, der ineffizient verbrennt.

Pellets massiv verteuert

In anderen Heizwerken hat die naturstrom auf Pellets gesetzt. Allerdings stieg der Preis für den Brennstoff im Jahr 2022 schlagartig an, als der russische Einmarsch in die Ukraine den Energiemarkt auf den Kopf stellte. Aus Angst vor Lieferengpässen hatten viele Pellethändler und Privatkunden Pellets gebunkert. Das führte zu einem Preisanstieg genauso wie höhere Produktionskosten sowie Engpässe bei der Rohstoffversorgung. Denn wegen der schlechten Baukonjunktur hatten Sägewerke weniger Holz verarbeitet und damit weniger Sägespäne produziert, dem wichtigsten Rohstoff für die Holzpellets. „Wir hatten 2021 noch Pellets für 180 €/t gekauft, Mitte 2022 waren es plötzlich 600 €/t“, blickt Weidner zurück. „Man kann diesen Preisanstieg nicht einfach auf die Verbraucher umlegen“, sagt er.

Denn ein Wärmelieferant muss sich an die „Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme“ (AVBFernwärmeV) halten. Sie erlaubt zwar eine Preisgleitklausel im Wärmeliefervertrag. Aber diese muss bei privaten Anschlussnehmern zu 50 % aus einem Marktelement wie z.B. dem Fernwärmeindex und zu 50 % aus einem Marktelement wie z.B. dem Holzpelletpreis bestehen. Die Folge: der Wärmeanbieter bleibt immer auf einem Teil der Kosten sitzen. „Das war für uns der Grund, warum wir 2022 in anderen Betrieben so schnell wie möglich auf Holzhackschnitzel umgestellt haben“, sagt der Geschäftsführer.

Solarthermie senkt Brennstoffbedarf

Als wichtige Stütze zur Wärmeversorgung hat sich die Solarthermieanlage entwickelt. Die mit Röhrenkollektoren von Ritter Solar ausgestattete Anlage in Hallerndorf war 2016 das größte Solarthermiefeld in Bayern. Die Anlage produziert bei Sonnenschein ca. 4.000 kWh Wärme am Tag. Bezogen auf das ganze Jahr kann sie bis zu 25 % des Energiebedarfs decken. „Im Sommer ist sie fast die einzige Wärmequelle, die Heizkessel sind bis auf einen kleinen Kessel als Notreserve komplett aus“, sagt Weidner.

Für die Wärmespeicherung und zusätzliche Versorgungssicherheit sorgt der Wärmepufferspeicher mit 85 m3. Mit ihm kann die Wärmeversorgung im Winter für einige Stunden aufrechterhalten werden, falls Reparaturen notwendig sein oder Heizkessel kurzfristig ausfallen sollten.

Für die Eigenstromversorgung hat sich naturstrom mit einem Stromspeicher mit 12 kWh Speicherkapazität abgesichert. Er wird gespeist von einer Photovoltaikanlage mit 26 kW, die auf dem Dach der Wärmezentrale montiert ist. Sie versorgt auch sämtliche Pumpen und die Heizkessel mit Strom, wenn die Sonne scheint.

Nach der Energiepreiskrise ist auch die Nachfrage nach neuen Anschlussmöglichkeiten gestiegen. „Wir bieten auch die Möglichkeit zur Nachverdichtung, also entlang der bestehenden Trassen mehr Häuser anzuschließen“, sagt naturstrom-Projektmanagerin Franziska Mehrbach.

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