Das Berliner Clean-Energy-Startup stromee vermartet Strom von landwirtschaftlichen Biogasanlagen, Windkraft- und Solaranlagen nach einem neuartigen Konzept. Die Idee dahinter ist: Erzeuger erneuerbarer Energien bieten ihren Strom auf der Online-Plattform www.stromee.de an, und Verbraucher können zwischen verschiedenen unabhängigen Erzeugern und nachhaltigen Energiequellen auswählen. Wir haben Geschäftsführer Mario Weißensteiner nach dem Konzept gefragt.

Welche Anlagen verkaufen ihren Strom an Sie? Wegen des Doppelvermarktungsverbots im EEG dürften es ja nur Ü20-Anlagen sein, oder?


Weißensteiner: Wir kaufen Ökostrom von den Betreibern sowohl von Anlagen im EEG als auch von Ü20-Anlagen. Im Falle von EEG-Anlagen kaufen wir Strom vom Direktvermarkter. Der Anlagenbetreiber dagegen verkauft nur die Grünstromeigenschaft an den Netzbetreiber. Bei Post-EEG-Anlagen erwerben wir auch die Herkunftsnachweise von den Anlagenbetreibern, sodass wir die Grünstromeigenschaft direkt ausweisen können.

Verkaufen die Anlagen den gesamten erzeugten Strom abzüglich Eigenstrom an Sie?

Weißensteiner: Das kommt ganz darauf an. Bei uns geht es ja darum, dass sich unsere Kunden ihren Ökostrom frei aussuchen können. Je nachdem, wie viele Kunden sich für eine bestimmte Anlage entscheiden und wie hoch deren Verbrauch ist, variiert die Strommenge, die wir kaufen. Im Falle der ausverkauften Anlagen haben wir beispielsweise die gesamte Strommenge gesichert.

Was ändert sich für die Betreiber im Vergleich zur Einspeisung unter EEG? Sind neue Zähler oder Messkonzepte nötig?


Weißensteiner: Für die Betreiber ändert sich nichts, da die EEG-Vergütung nicht beeinflusst wird und wir von diesen Anlagen die Energie ohne die Grünstromeigenschaft beziehen.

Mit welchen Preisen pro kWh können Betreiber von Wind-, Solar- und Biogasanlagen in etwa rechnen? Orientieren diese sich an den Börsenstrompreisen bzw. am Spotmarkt?


Weißensteiner: Die Vergütungen richten sich nach den zu erwartenden Börsenpreisen des jeweils nächsten Jahres für die individuelle Technologie und den Standort. Zusätzlich können unsere Erzeuger noch eine selbstgewählte Prämie festlegen, damit sichergestellt ist, dass ihre Anlage wirtschaftlich bleibt. Hier unterstützen und beraten wir sie natürlich, da auch Ökostromkunden Preisen gegenüber nicht unsensibel sind und wir sichergehen möchten, dass unsere Erzeuger ihren Strom zu bestmöglichen Konditionen für alle an die Verbraucher verkaufen können.

Welche Vertragslaufzeiten schreiben Sie mindestens vor? Denn Ü20-Anlagen können ja altersbedingt durch Totalschäden vorzeitig die Produktion beenden.


Weißensteiner: Bei Ü20 Anlagen werden in der Regel Ein- oder Zwei-Jahresverträge vereinbart. Die Lieferverpflichtung bei einem Totalschaden wird mit den Anlagenbetreibern individuell geregelt. Viele Anlagen befinden sich nach 20 Jahren aber noch in sehr gutem Zustand, sodass sich dieses Risiko nur geringfügig in der Vergütung der Anlage widerspiegelt. Wir versuchen hier, eine möglichst faire Regelung zu finden, um Ü20 Anlagen möglichst lange eine gesicherte Vergütung zu ermöglichen und so die Energiewende voranzubringen.

Ist es auch denkbar, dass künftig neue Anlagen außerhalb des EEG wirtschaftlich Strom über Ihre Plattform verkaufen können?

Weißensteiner: Auf jeden Fall! Unsere Vision ist es, dass Anlagenbetreiber in Zukunft ganz ohne Subventionen vom Staat wirtschaftlich ihren Ökostrom direkt an Abnehmer verkaufen können. Auf unserem Marktplatz sollen deshalb schon heute unterschiedlichste Anlagen eingebunden werden und wir arbeiten hier bereits daran, unseren Marktplatz weiter zu optimieren und in neue Richtungen zu denken.