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topplus Biomethanmarkt

Trotz sinkender Gaspreise: Nachfrage nach Biomethan bleibt hoch

Nach dem Verfall der Preise für THG-Quoten und Erdgas ist der Biomethanmarkt abgekühlt. Dennoch ergeben sich interessante Perspektiven, wie Andreas Lenger von Arcanum Energy Systems erläutert.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Biomethanmarkt ist derzeit stark in Bewegung. Viele Anlagenbetreiber denken darüber nach, zumindest einen Teil der Biogasmenge aus ihren Anlagen aufzubereiten und ins Gasnetz einzuspeisen.

Wir sprachen mit Andreas Lenger, Leiter Business Development bei Arcanum Energy Systems, über aktuelle Entwicklungen und Vermarktungsoptionen. Arcanum ist seit 2005 auf die Projektentwicklung, Realisierung und den Betrieb von Biomethanaufbereitungsanlagen spezialisiert. Seit der Übernahme von Neuman & Esser im Jahr 2020 beschäftigt sich die Firma auch mit der Produktion und Vermarktung weiterer „grüner“ Gase wie CO₂, BioCNG, BioLNG, Wasserstoff und Power-to-X.

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Wie hat sich nach der Gasmangellage 2022 die Nachfrage nach Biomethan entwickelt?

Lenger: Die Nachfrage ist weiterhin hoch – gleichzeitig bleibt die Menge am Markt gleich. Der Hype und die steigenden Preise von Herbst bis Weihnachten 2022 haben mit dem Fallen der THG-Quotenpreise ein Ende gefunden. Dennoch: Angestoßen durch die Mangellage ist die Nachfrage nach Lösungen mit Biomethan auf einem Hoch – obwohl der Gaspreis inzwischen wieder gesunken ist. Zunehmend sind Stadtwerke auf der Suche nach grünem Gas. Zusätzlich wird Biomethan durch das neue Gebäudeenergiegesetz als nachhaltiger Energielieferant für Wärme attraktiv.

Bislang wird das meiste Biomethan ja über BHKW zur Strom- und Wärmeproduktion verwendet, z.B. von Stadtwerken oder Contractoren. Welche künftigen Wachstumsmärkte sehen Sie für das grüne Gas?

Lenger: Die RED II/III bevorzugt klar den Kraftstoffsektor und die Produktion fortschrittlicher Kraftstoffe, z.B. Bio-LNG oder Bio-CNG durch den Quotenhandel. Aktuell öffnet sich auch der Wärmemarkt für Biomethan, das als Ersatz für Erdgas ohne weitere Prozessanpassungen in der vorhandenen Infrastruktur genutzt werden kann. Zudem wächst gerade das Interesse an Biomethan als grünes Molekül in der chemischen Industrie.

Viele Biogasanlagenbetreiber sehen nach 20 Jahren EEG die Chance zum Einstieg in die Biomethanproduktion. Wie nehmen Sie den Markt wahr: Steigen die Betreiber eher in die Gaseinspeisung oder in die eigene Vermarktung des Gases ein?

Lenger: Sowohl als auch – die Gaseinspeisung fordert gewisse Gasmenge in der Produktion. Sofern ein eigener Verwertungszweig vorhanden ist, wird die eigene Vermarktung attraktiv. Auch Hybridmodelle sind möglich. Insgesamt geht der Trend zur Kraftstoffproduktion, was in einem Fehlen von Nawaro-Gas am Markt münden könnte.

Grundsätzlich ist es ratsam, sich in der Verwertung des Biomethans breiter aufzustellen und neben dem Kraftstoffmarkt weitere Verwertungsmöglichkeiten, insbesondere für nicht kraftstofffähiges Biomethan, d.h. Nawaro-Gas wie nicht-fortschrittliches-Reststoffgas zu entwickeln. Hinzu kommt, dass auch bestimmtes fortschrittliches Biomethan bei niedrigen Quotenpreisen für den Kraftstoffmarkt unattraktiv wird und besser im Wärmemarkt oder in der Industrie vermarktet werden kann.

Was sollten Betreiber beim Umstieg von Verstromung auf Biomethan bezüglich Rohstoffe beachten?

Lenger: Die Betreiber brauchen, im Optimalfall, in der Hauptsache Wirtschaftsdünger, der derzeit hochpreisig angeboten wird. Der Zugriff auf Substrate muss langfristig gewährleistet sein, was häufig durch Absichtserklärungen realisiert wird, die keiner vertraglichen Bindung gleichen. Ein Zukauf von Mist – insbesondere aus dem Ausland – birgt Schwierigkeiten: Wohin mit dem Gärrest, um nicht die Nitratbelastung im Boden zu erhöhen? Ist der logistische Aufwand vertretbar? Grundsätzlich sollten sich die Betreiber im Vorfeld gut informieren, welche Einsatzstoffe für ihre Anlage in Frage kommen und zu welchen Preisen diese noch rentabel eingesetzt werden können.

Die Zusammenlegung von mehreren Anlagen mit einer gemeinsamen Gasaufbereitung gilt als Modell für kleinere Anlagen. Welche Chancen geben Sie dem Konzept? Und wird es schon angewendet?

Lenger: Gerade für bestehende Anlagen ist eine zentrale Gasaufbereitung, die eine gute Größe hat, eine rentable Lösung. Das hält den Umbau der Bestandsanlagen in Grenzen und ermöglicht eine Gasaufbereitung als Ergänzung zu den vorhandenen BHKW. Für dieses Modell haben wir einige Anfragen. Die Erfahrung zeigt aber, dass ein Zusammenschluss mehrerer Betriebe durchaus eine große Herausforderung darstellen kann.

Mit dem Gebäudeenergiegesetz ist ja die erneuerbare Wärme neu in den Fokus gerückt. Welche Chancen sehen Sie für Biomethan als Brennstoff bzw. zur Versorgung von Nahwärmenetzen?

Lenger: Die Gesetze sind jetzt noch mit Hürden gespickt. Die Nutzung in Nahwärmenetzen ist daher derzeit nur eingeschränkt möglich. Zudem ist der Biomethanpreis in Vergleich zum Erdgaspreis viel höher. Sobald mehr Mengen durch ein europäisches Handelsgeschäft auf den Markt kommen, hat Biomethan im Wärmemarkt eine echte Chance.

Welche Bedeutung hat Biomethan künftig als Kraftstoff (CNG, LNG)?

Lenger: Kraftstoff aus Biomethan bleibt aufgrund der begrenzten Mengenpotenziale eine Nische, die insbesondere im Schwerlastverkehr oder im ÖPNV absolut sinnvoll und rentabel ist. Größere Mineralölunternehmen forcieren aktuell den Aufbau von Tankstellennetzen. Bei Landmaschinen spielt CNG/LNG derzeit keine große Rolle, da hier nur wenige Fahrzeuge und Maschinen mit entsprechendem Antrieb angeboten werden.

Wie hoch sehen Sie die Konkurrenz durch Wasserstoff?

Lenger: Kurzfristig ist H2 hier keine Konkurrenz, da die Infrastruktur im Vergleich zu Biomethan in vielen Punkten hinterherhängt. Zudem sind Prognosen bezüglich der Wasserstoffpreise unsicher und entsprechende Fahrzeuge noch nicht in ausreichender Menge im Markt. Die Preise für H2-LKW sind mindestens doppelt so teuer. Mittelfristig sehen wir hier keine Konkurrenz, sondern eher eine Ergänzung.

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