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topplus Niederlande impft ab September

Geflügelpest: So soll geimpft werden

In den Niederlanden wurden vier Impfstoffe gegen die Aviäre Influenza getestet. Zwei davon kommen nun in Legehennenherden zum Einsatz.​

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Wochenblatt: Herr de Witt, was zeichnet die zwei Impfstoffe aus, die Legehennen vor der Geflügelpest schützen sollen?

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De Witt: Die zwei nun für den praktischen Einsatz vorgesehenen Impfstoffe induzierten einen vollständigen Schutz der Tiere. Sie waren in der Lage, eine Übertragung des Challenge-Virus von den betroffenen Vögeln auf andere geimpfte Vögel zu verhindern.

Woher kommen diese Impfstoffe?

Die Impfstoffe stammen von verschiedenen Herstellern und werden bereits in mehreren Ländern Asiens und des Nahen Ostens verwendet.

Wie genau wirken diese beiden Impfstoffe?

De Witt: Beides sind Lebendimpfstoffe, ­sogenannte HVT-H5-Impfstoffe. HVT-H5 ist ein gentechnisch veränderter Impfstoff gegen die Marek-Krankheit, dem das H5-Gen des Vogelgrippevirus zugesetzt wird. Diese Impfstoffe müssen ins Ei oder am ersten Lebenstag injiziert werden.

Ein Impfstoff enthält eine 17 Jahre alte Variante von H5. Kann dieser vor der Geflügelpest schützen? Das Virus verändert sich doch ständig.

De Witt: Einer der HVT-H5-Impfstoffe enthält eine Einlage von H5 aus einem Virus aus dem Jahr 2006. Es funktionierte immer noch sehr gut. Die Tiere sind geschützt und es findet keine Übertragung statt. Es zeigt sich, dass diese Art von Impfstoffen viel breiter schützt als die klassischen Totimpfstoffe.

Mütterliche Antikörper scheinen den Erfolg von Influenzaimpfstoffen zu beeinträchtigen. Wie kann man dieses Problem lösen?

De Witt: Das Ausmaß der Beeinträchtigung hängt von der Art des verwendeten Impfstoffs ab. Bei den HVT-H5-Impfstoffen ist die Beeinträchtigung moderat. Einige Impfstoffe hingegen können aufgrund stärkerer Interferenzen erst im Alter von zwei Wochen angewendet werden.

Wie sieht der geplante praktische Einsatz der Impfstoffe bei Ihnen aus?

De Witt: Voraussichtlich werden in den Niederlanden ab September einige Tausend Legehennen in einer Brüterei geimpft. Im Allgemeinen wird die Impfung ­gegen die Aviäre Influenza zur Vorbeugung eingesetzt werden. Die Hauptanwendung wird in Brütereien stattfinden, auf der Grundlage von Risikobewertungen. Bio- und Freilandhennen haben ein größeres Risiko, sich zu infizieren.

Was kostet die Impfung?

De Witt: Dies hängt von der Art des Impfstoffs und den verkauften Mengen ab, einschließlich der Vorhersehbarkeit der Verkäufe. Einige Impfstoffe werden voraussichtlich unter 10 Cent pro Vogel liegen, andere werden mehr kosten.

Wird für jede Geflügelart ein anderer Impfstoff benötigt?

De Witt: Im Allgemeinen sind Impfstoffe, die sich im Wirt nicht vermehren, theoretisch für viele Geflügelarten geeignet. Dazu gehören unter anderem Totimpfstoffe und DNA/RNA-Impfstoffe. Impfstoffe, die sich im Tier vermehren, müssen in der Lage sein, sich in dem betreffenden Wirt zu vermehren. Die HVT-H5-Impfstoffe vermehren sich bei Hühnern und Puten gut, bei Enten und Gänsen jedoch nicht oder nur kaum.

Tests auch in Deutschland



Auch am Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems hat ein Forschungsprojekt zur Impfung gegen die Geflügelpest begonnen. Ab September sollen 50 Gänse mit Wirkstoffen verschiedener Hersteller geimpft werden.

Einige Länder wie Brasilien oder Thailand wollen noch nichts von einer Impfung wissen. Aber macht eine weltweite Impfung nicht Sinn?

De Witt: Wäre die Geflügelpest eine neue Krankheit, würden viele Länder bereits impfen, da es sich um eine tödliche Krankheit für Geflügel und eine zoonotische Bedrohung handelt. Die Hochpathogene Aviäre Influenza ist jedoch im Gesetz und in vielen Handelsabkommen enthalten, sodass sie jetzt auch eine große Bedrohung für den Handel darstellt. Dies gilt auch für die Impfung gegen H5. Länder mit intensivem Handel und wenig offiziellen Ausbrüchen werden sehr zurückhaltend sein, was die Impfung betrifft. Die Einstellung der Welt zum Impfen muss sich erst ändern.

Wie beurteilen Sie die Auswirkungen von Handelsbeschränkungen, wenn nur einige Länder impfen?

De Witt: Für Exportländer sind Handelsbeschränkungen ein großes Problem und Ausbrüche führen zu Handelsbeschränkungen. Ein erfolgreiches Impfprogramm sollte zu weitaus weniger Ausbrüchen führen, was dazu beiträgt, Handelsbeschränkungen zu verringern.

Innerhalb der Europäischen Union und der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) können Impfung und Handel kombiniert werden, wenn ein angemessenes Überwachungssystem vorhanden ist. In der Praxis zögern viele Länder, Impfungen zuzulassen. Sie wollen vermutlich nicht die ersten sein, die es versuchen. Gleichzeitig besteht ein höheres Risiko, sich zu infizieren.

Immer mehr Herden werden infiziert und gekeult. Wenn wir nicht ­verantwortungsvoll reagieren, könnten irgendwann die Gesundheits-, Tierschutz- und Verbraucherorganisationen und Politiker die Führung übernehmen. Die ­Situation könnte außer Kontrolle geraten.

Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf die beginnenden Impfungen in Frankreich?

De Witt: Wir werden sehen, was mit dem französischen Exportmarkt passiert, wenn dort nun Enten geimpft werden. Wenn die Exportbeschränkungen im Vergleich zu den Vorteilen gering sind, könnten schnell weitere Länder diesem Beispiel folgen.

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