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Legehennen länger halten lohnt sich

Rechnet sich wegen der stark gestiegenen Junghennenpreise eine längere Haltungsdauer der Tiere? Unsere Experten kommen zu einem klaren Ergebnis.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autoren: Dr. Philipp ­Hofmann LfL, Institut für ­Landtechnik und Tierhaltung, Kitzingen; Dr. Ruben Schreiter, HenControl Geflügel­beratung; Dr. Klaus Damme, BaySG, Staatsgut ­Kitzingen

In der Vergangenheit wurden Lege­hennen in Deutschland für gewöhnlich ein Legejahr gehalten, sodass die Herde nach 52 Produktionswochen bzw. im Alter von 72 Lebenswochen durch eine junge Herde ersetzt wurde. Die sinkende Legeleistung, steigende Mortalität und erhöhte B-Ware-Anteile im Gelege waren wesentliche Gründe dafür.

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Schnell gelesen

  • Die Wirtschaftlichkeit einer längeren Legedauer hängt u. a. vom Junghennenpreis und vom Vermarktungsweg ab.

  • Bei guter Persistenz und Schalenstabi­lität kann sich eine Haltung je nach Herkunft bis zur 100. Lebenswoche lohnen.

  • Bei einer Mauser fallen zusätzliche ­Kosten von 2,50 € pro konventionellem und 3,30 € pro Ökotierplatz an.

Diese Abwägung hat sich verschoben. Vor allem wegen der stark gestiegenen Junghennenkosten und höherer Futter- und Energiekosten werden Legehennen in Deutschland zunehmend länger gehalten, da so die anteiligen Kosten pro Ei sinken. Weil das genetische Leistungspotenzial der Hennen ständig steigt, ist eine längere Haltungsdauer grundsätzlich möglich.

Teure Junghennen

Das Verbot der Tötung männlicher Küken ab 2022 hat die Junghennenpreise in Deutschland durch die Hahnenaufzucht bzw. die Geschlechtsbestimmung im Brutei fast verdoppelt. Während in anderen europäischen Ländern weiter „mit Küken töten“(MKT) Eier produziert und vermarktet werden, müssen in Deutschland KAT-Betriebe „ohne Küken töten“ (OKT) arbeiten.

Die Verlängerung des Produktionszyklus senkt die Kosten für den Tierzukauf je Jahr. Übersicht 1 zeigt das Einsparpotenzial in Abhängigkeit von der Haltungsdauer und dem Einkaufspreis. Dabei zeigt sich ein linearer Zusammenhang.

Bei 280 vermarktungsfähigen Eiern je Henne und Jahr errechnet sich ein Einsparpotential von 0,3 bis 2,5 ct je Ei. Der wirtschaftliche Anreiz, Legehennen länger zu nutzen, ist für Ökobetriebe mit Hahnenaufzucht und Junghennenpreisen von über 20 € höher als für konventionelle Direktvermarkter mit Bezug von MKT-Junghennen aus dem Ausland für ca. 6 €.

Länger legen ohne Mauser?

Entscheidend ist jedoch, inwieweit das Einsparpotenzial für den Tierzukauf die finanziellen Nachteile der Haltungs­verlängerung kompensiert. Mögliche ökonomische Vor- und Nachteile einer ­verlängerten Haltung sind einzelbetrieblich und herdenspezifisch zu bewerten (siehe Übersicht 2). Dabei spielen der Vermarktungsweg und jahreszeitliche Schwankungen der Nachfrage und beim Eierpreis eine große Rolle.

Bei Direktvermarktern ist der Anstieg der gewollten und gut bezahlten L-/XL-Ware mit steigendem Tieralter ökonomisch positiv. Zugleich verursacht der bei Direktvermarktern durch Fütterungs- und Managementmaßnahmen forcierte starke Eigewichtsanstieg jedoch eine nachlassende Schalenstabilität, die dann die Vermarktungsfähigkeit des Geleges einschränken kann.

Bei größeren Erzeugern für den Lebensmitteleinzelhandel (LEH), teils aber auch bei Ökobetrieben, werden die Eier der Gewichtsklassen M und L oft fast gleich bezahlt. Der ökonomische Vorteil eines hohen Anteils an L-/XL-Eiern besteht also für diese Eiererzeuger kaum.

Andererseits können Hennenhalter mit großen Beständen das Gelege alter Herden möglicherweise noch gewinnbringend an die Eiprodukten-Industrie vermarkten, was die Wirtschaftlichkeit einer verlängerten Haltungsdauer verbessert.

Welcher Gewinn entgeht?

Ein entscheidender Faktor für die ökonomische Betrachtung ist der entgangene Gewinn, der aufgrund der geringeren Anzahl an Eiern pro Tierplatz und Jahr bei verlängerter Haltungsdauer entsteht. Dieser errechnet sich aus dem Gewinn pro Ei multipliziert mit dem Rückgang an Eiern pro Jahr. Realistische Gewinne (Erlös abzüglich der Produktions-, Fest- und Arbeitskosten) reichen von 0,5 ct/Ei bei großen LEH-Erzeugern bis 5 ct/Ei bei Direktvermarktern.

Wie stark sinkt die Leistung?

Wann das ökonomische Optimum einer längeren Nutzung erreicht ist, hängt aber nicht nur von der Persistenz (dem Durchhaltevermögen bei der Legeleistung) und Mortalität der Hennen ab, sondern auch von der Schalenstabilität. Sinkt die Legeleistung je Durchschnittshenne vor der 80. Lebenswoche unter 75 % und steigen die Verluste über 15 %, dann dürfte der wirtschaftliche Zenit einer Herde überschritten sein.

Eine Modellkalkulation der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zur verlängerten Haltungsdauer im Vergleich der Haltung bis zur 72. Lebenswoche kommt zu folgendem Ergebnis: Bei Herden mit guter Persistenz und Schalenstabilität ist die Verlängerung der Legeperiode um acht Wochen (bis zur 80. Lebenswoche) bzw. in sehr guten Herden sogar um 28 Wochen (bis zur 100. Lebenswoche) bei Preisen von über 10 € für konventionelle Jung­hennen (OKT) bzw. von über 20 € für Biojunghennen (OKT) finanziell interessant.

Worauf Sie in der Fütterung und im Management achten sollten, wenn Sie die Legedauer verlängern, lesen Sie ab Donnerstag auf topagrar.com

Mit Mauser länger halten?

Die Verlängerung der Haltungsdauer in einer Legeperiode ist ökonomisch sinnvoll. Doch wie sieht es mit der ­induzierten Legepause (Mauser) und einer zweiten Legeperiode aus?

Bei der induzierten Legepause strebt man eine hormonelle Umstellung mit Erneuerung des Gefieders und körperlicher Regenerierung an. Während einer Phase von sechs bis zehn Wochen legen die Hennen so gut wie keine Eier. Anschließend erreichen sie das Leistungsniveau wie am Ende der erste Legeperiode und produzieren große Eier mit guter Schalenstabilität.

Während der Mauserphase ent­stehen allerdings zusätzliche Kosten von 2,50 € pro konventionellem Tierplatz und 3,30 € pro Ökotierplatz. Eine induzierte Legepause ist nur dann finanziell interessant, wenn die Mauserzusatzkosten für Impfung, Entwurmung, Arbeit und Futter durch höhere Eierpreise (mehr L- und XL-Eier) und weniger Sekunda-Ware in der zweiten Legeperiode kompensiert werden. Bei sehr teurem Zukauf der Junghennen (Hahnenaufzucht, oder OKT mit Plant Egg oder Seleggt in Ovo Sex Verfahren) kann das Einsparpotenzial über den Zusatzkosten der Mauser liegen.

Insgesamt spielt für die Entscheidung zur Mauser auch der Eierpreiszyklus, die Nachfrage und die Vermarktung eine wichtige Rolle. Die Mauser im „Sommerloch“ kann daher für einen Direktvermarkter, eine ökonomisch sinnvolle Option sein.

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