Nach dem Fund eines mit ASP-infizierten Wildschweins in Brandenburg fordern Vertreter von Bauernverbänden und Politik eine verstärkte Jagd auf Schwarzwild. Dazu sind auch entsprechende finanzielle Anreize erneut in der Diskussion.
Auch Sven Herzog, Leiter des Lehrstuhls für Wildökologie und Jagdwirtschaft an der Technischen Universität Dresden, hält einen „starken Eingriff in den Wildschweinbestand“ schon für angebracht, allerdings nur lokal. Falsch sei es, nun zum massiven Feldzug gegen Wildschweine anzutreten, sagte er im Gespräch mit dem Spiegel. „Die Aufrufe von Bauernverbänden, nun vorsorglich 70 % der deutschen Wildschweine abzuschießen, halte ich für Populismus. Das Virus wurde bisher vor allem durch den Menschen weiterverbreitet, nicht durch Tiere.“
Herzog hält die Sorge, dass Wildschweine die Hausschweine anstecken, für unwahrscheinlich, weil beide Tierarten kaum Kontakt hätten. Anders als in Polen, wo Schweine auch auf Weiden gehalten werden, seien die deutschen Ställe abgeschottet. Laut dem Fachmann sollte es auch mehr darum gehen, wie die Tiere gejagt werden, und nicht nur um die Anzahl. „Großräumige Drückjagden durch den Wald, wie sie oft gefordert werden, halte ich für kontraproduktiv. Intensiv muss natürlich in den Sperrgebieten gejagt werden, wo es auch nachgewiesene Fälle gibt. In einem bestimmten Puffergürtel um dieses Gebiet sollte gar nicht gejagt werden, um das Wild nicht unnötig aufzuschrecken. Wir müssen intelligenter jagen, nicht mehr“, so Herzog im Spiegel.
Konkret kritisiert er die Ruhestörung durch die großen Jagden in den Wäldern. Verschreckte Rehe und Hirsche würden dann nicht mehr aus den Einständen herauskommen und dort die Bäume massiv verbeißen. Intelligente Jagd bedeutet für Herzog, dass die Schweine eher auf Landwirtschaftsflächen bejagt werden. „Dazu braucht es aber auch mehr Struktur auf den Flächen oder Jagdschneisen. Wildschweine leben im Sommer und Herbst außerhalb des Waldes gern in Raps- und Maisfeldern. Hier sind sie gut geschützt und können sich vermehren.“
Herzog stellt in dem Zusammenhang klar, dass ein Rückgang der Schwarzwildbestände keine erkennbaren Auswirkungen auf die Ökosysteme habe.