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Warum nicht mal Pappel als Vorwald?

Hybridpappeln wurden bisher vor allem für die Energieholzproduktion ­gezüchtet. Doch auch waldbaulich werden die Pappelkreuzungen immer ­interessanter – und das nicht nur als Baumart für den Vorwald.

Lesezeit: 3 Minuten

Unsere Autoren: Karolina Faust und Randolf Schirmer, AWG. Der Text ist im Sommer 2022 erstmals erschienen.

Bis vor wenigen Jahren wurden leistungsfähige Hybridpappelsorten verstärkt in Form von Kurzumtriebsplantagen (KUP) auf weniger produktiven Acker- und Grünlandflächen angebaut. Ziel war die Versorgung von Heizkraftwerken mit Hackschnitzeln. Durch hohe Investitionen in Züchtung und Prüfung konnte die Palette geeigneter Pappelhybridsorten deutlich ausgeweitet werden. Derzeit (2022) stehen der Praxis etwa 15 empfohlene Sorten zur Verfügung.

Die neuen Hybridsorten sind jedoch wegen ihrer hohen Zuwachsleistungen auch für klassische waldbauliche Zwecke interessant. Da diese Balsampappelhybride auch auf grundwasserfernen, mäßig frischen Standorten erfolgreich wachsen, können sie zur Lösung aktuell anstehender Pro­bleme einen wichtigen Beitrag liefern:

  • schnelle Bestockung von Freiflächen/Schadflächen,

  • Ersatzbaumart für die durch das Triebsterben flächig ausfallende Esche.

Flächen schnell bestockt

Als Vorwald eignen sich die Hy­bridsorten wegen ihres raschen Wachstums, ihrer gut zersetzbaren Laubstreu und der enormen Pumpwirkung auf vernässten Stand­orten. Auf gut wasserversorgten Standorten ist zudem eine Pflanzung mit Setzstangen auch in dichter Begleitvegetation möglich.

So zeigt ein Setzstangenversuch von 2019 auf einer verwilderten Freifläche im Forstbetrieb Zusmarshausen (Landkreis Augsburg) einen 95 %igen Anwuchs. Bei Pflanzverbänden von etwa 4 x 4 m bilden Balsampappeln zügig ein geschlossenes Kronendach, unter dessen Schutz die Schlagflora zurückgedrängt und beispielsweise spätfrostgefährdete Tannenverjüngung eingebracht werden kann.

Bei der Anlage von Vorwaldbestockungen ist auf eine gute räumliche Ordnung zu achten, um bei der Entnahme der Pappeln Hiebsschäden am Folgebestand zu vermeiden.

Ersatz für die Esche

Die Holzeigenschaften von Pappeln sind nicht mit denen der Esche vergleichbar. Allerdings ist starkes Pappelstammholz in einem Drittel der Umtriebszeit von Esche produzierbar. Bei rechtzeitiger Wertästung können aus Erdstammstücken Schälfurniere beispielsweise für Sperrholz erzeugt werden.

In beiden Anwendungsbereichen bildet die Pappel rasch wieder einen geschlossenen Bestand und trägt zur effektiven CO2-Bindung bei, wie Untersuchungen belegen. Ihr intensives Wurzelwerk nimmt Stickstoff und andere Nährstoffe aus der sich schnell zersetzenden orga­nischen Substanz der Freifläche auf und verringert Austräge ins Grundwasser. Die Laubstreu verbessert Bodenleben und Bodengefüge. Trockene, sehr saure Standorte und beschattete Teilflächen sind jedoch für einen Anbau ungeeignet.

Die Entwicklung verschiedener Hybridpappelsorten im Hochwaldumtrieb ist seit 1997 im „Populetum“ im Kranzberger Forst bei Freising anschaulich zu beobachten. Diese vom Bayerischen Amt für Waldgenetik (AWG) angelegte Sammlung der wichtigsten Pappelarten und ihrer Kreuzungen wurde 2014 mit neu zugelassenen KUP-Sorten erweitert. Es kamen einjährig bewurzelte Stecklingspflanzen im Pflanzverband 2 x 4 m auf die Fläche.

Starkes Wachstum

Die belgischen Hochleistungssorten Bakan und Skado zeigen hier ihr Wachstumspotenzial. Nach sieben Jahren haben die meisten Pappelsorten Durchmesser von 10 cm erreicht. Die wüchsigsten Sorten zeigen Durchmesser von 13 cm. Besonders Koreana 6/69 und die im Projekt Fastwood gezüchteten Matrix-Sorten weisen ein überdurchschnittliches Dickenwachstum auf, wie in der Abbildung dargestellt.

Neben der Wüchsigkeit spielt auch das Anwuchsverhalten eine Rolle. Bakan, Grimminge, Matrix 11 und Skado sind mit mehr als 80 % Anwuchs überdurchschnittlich vital. Koltai ist eine reine Schwarzpappelkreuzung und kann auf diesem feuchten, aber grundwasserfernen Lehmstandort weder in der Wüchsigkeit noch in der Konkurrenzkraft mithalten.

Nur 14 % der Koltai-Stecklingspflanzen sind derzeit noch auf der Fläche. Koreana liegt mit 51 % Anwuchs unter dem Flächenmittel von 64 %. Den durch Ausfall der Nachbarpflanzen vergrößerten Standraum nutzen die verbleibenden Koreana-Pappeln jedoch effizient durch verstärktes Höhen- und Dickenwachstum. Matrix 11, Bakan und Skado zeigen ebenso ein etwa 2 m über dem Flächenmittel liegendes Höhenwachstum.
Die Pappeln wurden im Sommer 2019 durch den Forstbetrieb geastet, um das Stammholz später als Schälfurnier verwerten zu können.

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