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Agrargenossenschaft „Odertal“ Lüdersdorf geht Probleme gemeinsam an

Kooperationen können Ideen beflügeln und den Weg zu neuen Geschäftsfeldern bereiten oder dabei helfen, Ressourcen und Maschinen effizienter einzusetzen. Ein Beispiel aus Lüdersdorf in Brandenburg.

Lesezeit: 5 Minuten

Die enge Bindung an das Unternehmen und das Gemeinschaftsgefühl der Anteilseigner – das ist das Besondere am Modell Agrargenossenschaft, so sieht es Michael Böhling (45), Prokurist der Agrargenossenschaft „Odertal“ eG, Lüdersdorf, die rund 65 km nordöstlich von Berlin in Lüdersdorf liegt.

Das Unternehmen bewirtschaftet mithilfe von 18 Mitarbeitern 1.500 ha Ackerfläche und 300 ha Grünland, verfügt über 2 400 Schweinemast- und 270 Sauenplätze, hält 300 Mutterkühe mit Nachzucht und mästet jährlich rund 90.000 Enten im Lohn.

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Auch die Vorstandsmitglieder Jörg Lehmann und Heiderose May finden, dass man in einer Genossenschaft immer seinen persönlichen Anteil daran hat, wie das Unternehmen wächst und sich stetig neu aufstellt. Gewirtschaftet wird in Lüdersdorf seit jeher in dieser Rechtsform. Nach der Wiedervereinigung stand auch der damalige Betrieb vor der Frage, wie und in welcher Form die Landwirtschaft der bis dahin bestehenden Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) fortgeführt werden soll.

„Mein Vorgänger war schon zu Zeiten der DDR überzeugter Genossenschaftler“, erklärt der heutige Vorstandschef Jörg Lehmann. Da sei klar gewesen, dass man auch unter den Bedingungen der Marktwirtschaft auf diese Weise weitermachen werde.

Genossenschaftsmitglieder haben eine besondere Bindung an das Unternehmen - Michael Böhling

Für Heiderose May und Jörg Lehmann steht das genossenschaftliche Modell derzeit nicht infrage, obwohl sich Letzterer durchaus auch eine Rechtsform wie die GmbH vorstellen könnte. Das hat für ihn viel mit den Entscheidungsprozessen zu tun, die in einer Genossenschaft nun einmal anderen Regeln unterworfen sind als in einer GmbH mit einem oder mehreren Geschäftsführern. „Wir haben es aber immer geschafft, unsere vierzehn Genossenschaftsmitglieder mitzunehmen“, betont der langjährige Chef.

Harter Einschnitt durch ASP

Hart zu kämpfen hat der Betrieb derzeit mit den Folgen der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Für Jörg Lehmann war der 29. Juli 2021 ein Tag, an dem sich alles veränderte. Damals wurde die Tierseuche in seiner Region im Nord­osten Brandenburgs zum ersten Mal bei Schwarzwild festgestellt.

Die Agrar­genossenschaft „Odertal“ war direkt von den seuchenrechtlichen Auflagen betroffen. „Das Amt ordnete für zweieinhalb Wochen einen völligen Produktionsstopp an; ein Teil unserer Ernte ging verloren“, berichtet Lehmann.

Noch schlimmer waren die Folgen für die eigene Schweinehaltung: Absatz­beschränkungen, Niedrigstpreise und gleichzeitig explodierende Futter- und Transportkosten zwangen Lehmann, seine Vorstandskollegin Heiderose May und ihren Prokuristen Michael Böhling schließlich zum Ausstallen. Das vorerst letzte Mastschwein verließ am 25. Juli 2022 den Hof.

Sobald sich die Lage normalisiert hat, soll der Schweinebestand aus Sauen und Nachzucht wieder aufgebaut werden. Danach sieht es momentan aber noch nicht aus.

Mehr Glück hat das Unternehmen bei der Suche nach Mitarbeitern. Der 65-jährige Jörg Lehmann denkt ans Aufhören. In Lüdersdorf steht aber schon ein potenzieller Nachfolger in den Startlöchern, denn der 29-jährige Jan Krünegel ist vor Kurzem in die ­Agrargenossenschaft eingestiegen. Als staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt war er zuvor Ackerbauleiter eines Biobetriebs und will sich jetzt systematisch in sämtliche Betriebszweige des neuen Unternehmens hineinarbeiten. Wenn alles klappt, soll Krünegel schon nach dem Jahreswechsel in Lehmanns Fußstapfen treten und im Laufe des Jahres vielleicht schon in den Vorstand nachrücken.

Weiterentwicklung im Blick

Lehmann erwartet ausdrücklich nicht, dass Jan Krünegel alles „so macht, wie ich das gemacht habe“. Ohnehin wird in Lüdersdorf viel über die Weiterentwicklung der Agrargenossenschaft nachgedacht. „Wir hoffen, stärker in die Energiegewinnung einzusteigen“, erläutert der Vorstandschef. Insbesondere Windkraft könnte ein neues Standbein der Agrargenossenschaft werden.

Lehmann kann sich auch vorstellen, dass der Betrieb künftig enger mit benachbarten Agrarunternehmen kooperiert, beispielsweise bei der gemeinsamen Biogaserzeugung und der regionalen Energieversorgung.

Eine weitere Option sei die Umstellung von Teilen der Genossenschaft auf den Ökolandbau, wie etwa die Mutterkuhhaltung auf dem selbst bewirtschafteten Grünland, das ohnehin zur Hälfte im Nationalpark „Unteres Odertal“ liegt.

Ich erwarte nicht, dass mein Nachfolger alles so macht wie ich - Jörg Lehmann

Klar ist für den Vorstand, Böhling und den designierten Betriebsleiter Krünegel, dass die nächsten Jahre so oder so herausfordernd sein werden. Extrem volatile Preise für Feldfrüchte und Betriebsmittel, aber auch die stete Gefahr neuer ASP-Ausbrüche in der Region machen deutlich: Die Latte für unternehmerische Entscheidungen hängt so hoch wie lange nicht und neue Strategien sind gefragt. Vorerst wollen sich Lehmann und Co deshalb mit größeren Investitionen zurückhalten. Wo noch nicht geschehen, sollen Effizienzpotenziale auf dem Hof und dem Acker gehoben werden.

Mit Mineraldünger wird in Lüdersdorf schon seit dem vergangenen Jahr sparsam umgegangen. Beim Weizen wurden beispielsweise in der letzten Saison nur noch 63 kg an mineralischem Stickstoff ausgebracht, statt 140 bis 170 kg im Jahr zuvor. Der vorhandene Wirtschaftsdünger und Gärsubstrate aus der nahen Verbio-Ethanolproduktion in Schwedt füllen die Lücke so gut es geht. So sollen die rauen Zeiten durchgestanden werden. Danach werde man weitersehen, so die Führungsleute der Agrargenossenschaft „Odertal“. 

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