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Bender: Landwirtschaft der Zukunft ist nachhaltig, produktiv und resilient

Ungeachtet der aktuellen Verwerfungen an den Rohstoff- und Energiemärkten darf der Agrarsektor laut der grünen Politikerin seinen Transformationspfad wegen der Klima- und Artenkrise nicht verlassen.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Staatssekretärin Silvia Bender vom Bundeslandwirtschaftsministerium sieht die Land- und Ernährungswirtschaft aktuell in einer schwierigen Phase, drückt bei der Transformation der Agrarwirtschaft aber dennoch auf die Tube. Corona und der russische Angriffskrieg hätten beide die Fragilität internationaler Lieferketten gezeigt und Landwirte wie Verarbeiter vor große Herausforderungen gestellt, konstatierte Bender beim diesjährigen Agrarhandelstag gestern auf Burg Warberg. Dies darf nach ihrer Auffassung aber nicht dazu führen, die Augen vor anderen Krisen wie dem Klimawandel, Artensterben und gefährdeten Ökosystemen zu verschließen.

Transformationsprozesse eher noch beschleunigen

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Vor diesem Hintergrund will die Grünen-Politiker die bereits angeschobenen Transformationsprozesse eher noch beschleunigen als ausbremsen. Es müsse darum gehen, das Agrarsystem parallel zur aktuellen Krisenbewältigung resilienter und anhaltend produktiv aufzustellen. Dies bedeute beispielsweise, neben der Sicherstellung der nationalen wie internationalen Nahrungsmittelversorgung den Wandel hin zu einer mehr pflanzenbasierten und damit nachhaltigeren Ernährung voranzutreiben, verdeutlichte Bender.

Ebenfalls dazu zählt sie den tierwohlgerechten Umbau der deutschen Ställe und eine Verkleinerung der deutschen Nutztierzahlen. Die Bauern sollten in Zukunft weniger Tiere besser halten, dafür aber dasselbe Geld verdienen, erklärte die Staatssekretärin. Auch an den europäischen Extensivierungsstrategien Green Deal und Farm-to-Fork will sie nicht rütteln. Dies gilt grundsätzlich ebenfalls für die Reduktionsziele bei Düngung und Pflanzenschutz, wobei Bender hier immerhin Nachbesserungsbedarf in Fragen wie der Definition der „Sensiblen Gebiete“ einräumt. Berücksichtigt werden müsse bei den Reduktionszielen auch das Startniveau der einzelnen EU-Mitgliedsländer.

Hennies: Pflanzenschutzeinsatz nicht beliebig zu reduzieren

Landvolk-Präsident Dr. Holger Hennies gab allerdings zu bedenken, dass die Bauern nicht grenzenlos belastbar sind. Ihm zufolge hat gerade Niedersachsen bei der Reduktion des chemischen Pflanzenschutzes schon kräftig vorgelegt. Weitere 50 % weniger seien einfach nicht mehr machbar, ansonsten drohe ein massiver Ertragseinbruch, warnte Hennies.

Sollte es zu den von Brüssel geplanten Einschränkungen beim Pflanzenschutz und beim Dünger kommen, werde er wohl Brotweizen, Braugerste und Raps aus seinem Anbauplan streichen müssen, so der Bauernpräsident von Niedersachsen. Statt vielfältiger Fruchtfolgen drohe dann eine deutliche Einschränkung der anbauwürdigen Kulturen und statt fünf Familien werde in seinem Betrieb nur noch eine vom Ackerbau leben können, verdeutlichte Hennies.

Schuler: EU könnte zum Netto-Getreidekäufer werden

Auch der Verband „Der Agrarhandel“ kann die pauschalen Reduktionsziele der EU-Kommission nicht nachvollziehen. Verbandspräsident Rainer Schuler warnte, dass die Europäische Union dann bei Getreide vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur werden dürfte. In Zeiten nachlassender weltweiter Ernährungssicherheit drohe dann ein Szenario, dass die EU auf dem Weltmarkt Ländern Getreide wegkaufe, die darauf dringend angewiesen seien.

Darüber hinaus würden am Weltmarkt andere Regeln für Getreidequalitäten gelten als am Binnenmarkt, betonte Schuler. Er mahnt daher Fingerspitzengefühl und Praktikabilität bei der Umsetzung von Reduktionszielen an. Eine mögliche Lösung liegt für den Verbandspräsidenten im Prinzip „Ökologisierung durch Technisierung“. Allein durch Neue Züchtungstechnologien und Präzisionslandwirtschaft könne der Einsatz von chemischem Pflanzenschutz deutlich reduziert werden, ohne Kompromisse beim Ertrag oder den Qualitäten eingehen zu müssen, sagte Schuler.

Balmann: Instrumentenkasten der Landwirte erweitern

Das sieht der Direktor des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO), Prof. Alfons Balmann, ähnlich. Er plädiert wie Schuler dafür, den „Instrumentenkasten“ der Landwirte um solche modernen Werkzeuge wie Crispr/Cas oder digitale Technologien zu erweitern. Balmann befürchtet jedoch, dass insbesondere kleinere Agrarbetriebe hier bei den notwendigen Investitionen oder dem Know-how nicht mehr mitkommen werden. Die Politik sei gefordert, hier einen konstruktiven Rahmen zu setzen, erklärte Balmann.

Den wünscht sich die Hauptgeschäftsführerin der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss (ANG), Stefanie Sabet, auch für die Ernährungswirtschaft. Sie befürchtet, dass sich die Bundesrepublik und die EU mit immer neuen Regeln und Auflagen zunehmend vom Weltmarkt isoliert und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Ernährungsindustrie schmälert. Diese stehen laut Sabet schon jetzt wegen der Corona-Jahre und nun wegen der Energiekrise bereits unter erheblichem Druck. Das geplante Lieferkettengesetz werde in seiner jetzigen Form die Lage der Unternehmen weiter komplizieren, weshalb der Gesetzgeber hier dringend nachbessern müsse, forderte die ANG-Hauptgeschäftsführerin.

Dem entgegnete Bender, die europäischen Werte müssten „uns auch etwas wert sein“. „Wandel durch Handel“ sei hier die Devise, wobei es Grenzen für solche Beziehungen zwischen den Ländern geben müsse. Die fortgesetzten Sanktionen gegen Russland hält Bender daher für „absolut richtig“, da die Ukraine ansonsten nicht das letzte Land sein werde, das Moskau angreife.

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