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topplus Brüsseler Naturschutzpläne

EU-Kommission kompromissbereit beim Pflanzenschutz in „sensiblen Gebieten“?

Mit Claire Bury zeigt eine hochrangige Vertreterin der Kommission Entgegenkommen, was Pflanzenschutz in Naturschutzgebieten und kooperative Naturschutzinitiativen angeht.

Lesezeit: 4 Minuten

Die stellvertretende Generaldirektorin der Generaldirektion Gesundheit (DG SANTE), Claire Bury, wirbt um Unterstützung bei der Umsetzung der Brüsseler Nachhaltigkeitsziele und signalisiert zumindest vorsichtige Kompromissbereitschaft bei den pauschalen Pflanzenschutzverboten in Naturschutzgebieten. Gegenwind für Green Deal und Farm-to-Fork kommt jedoch von der Leiterin der Agrarabteilung in der Botschaft der Vereinigten Staaten, Kimberly Sawatzki.

Kooperativen Naturschutz EU-weit anwenden

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Bei den Zielen der Europäischen Kommission zur Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes sollen bestehende kooperative Naturschutzinitiativen Berücksichtigung finden. Das hat die stellvertretende Generaldirektorin der Generaldirektion Gesundheit (DG SANTE), Claire Bury, versichert. Sie halte derartige Modelle für eine sehr gute Vorgehensweise, die auch im restlichen Europa eingesetzt werden könne, erklärte die Kommissionsbeamtin beim gestrigen Dialogforum des GrainClub zur Farm-to-Fork-Strategie in Berlin.

Bury räumte darüber hinaus ein, dass das im Raum stehende Verbot von Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten ein weitreichender Eingriff sei, der möglicherweise in bestimmten Bereichen eingeschränkt werden müsse.

Farm-to-Fork zu Lasten der Entwicklungsländer

Nach Ansicht von Sawatzki ist die EU mit ihren Nachhaltigkeits- und Extensivierungsplänen jedoch schon länger auf dem falschen Weg. Die Gemeinschaft habe in den letzten Dekaden wiederholt Teile des landwirtschaftlichen Systems eingeschränkt und „attackiert“, konstatierte Sawatzki. In der Folge könne das System nicht angemessen funktionieren und bleibe auch in Sachen Nachhaltigkeit hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Eine infolge der Extensivierung sinkende Agrarproduktion in der EU stellt laut der US-Repräsentantin weder für die Europäische Union noch die USA ein ernstes Problem dar. Beide Regionen seien in der Lage, eventuelle Versorgungslücken über den internationalen Markt zu decken. Schwerwiegender seien aber die Folgen für Entwicklungsländer, die dann mit einem knapperen globalen Nahrungsmittelangebot und höheren Preisen konfrontiert wären, gab Sawatzki zu bedenken.

Höhere Erträge auf weniger Fläche nötig

Entscheidend ist laut der US-Agrarattacheé, dass sich die EU im Kampf gegen den Klimawandel an wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht an „Propaganda, Angst oder der uninformierten Meinung der Öffentlichkeit“ orientiert. Sawatzki zufolge müssen technologische Innovationen beim Kampf gegen Klimawandel und Ernährungsunsicherheit im Mittelpunkt stehen. Ziel müsse es sein, höhere Erträge auf weniger Fläche zu erzielen; das könne nicht mit geringerer Produktivität erreicht werden. Sawatzki verwies hierzu auf die US-amerikanische Sojaproduktion, die innerhalb von 50 Jahren mehr als vervierfacht worden sei, obwohl dafür heute weniger Land eingesetzt werde als 1970. „Das ist nachhaltige Landwirtschaft“, betonte Sawatzki.

Holzenkamp: Bei Reduktionszielen ehrlich machen

Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, hatte zu Beginn der Dialogveranstaltung seine Forderung nach einer Folgenabschätzung für die Kommissionspläne bekräftigt. „Wir kommen einfach mit pauschalen Reduktionszahlen nicht weiter, sondern wir müssen genau wissen, worüber wir reden und auch nicht der Gesellschaft etwas suggerieren, was vielleicht gar nicht real umsetzbar ist“, so Holzenkamp.

Mit Blick auf die Arbeit der Borchert-Kommission und der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) forderte er die Politik auf, endlich tätig zu werden. „Salbungsvolle Reden helfen nicht wirklich weiter, irgendwann muss man politisch auch liefern“, betonte der DRV-Präsident. Das bedeutet ihm zufolge, dass höhere Standards in der Landwirtschaft auch ein entsprechendes „Preisschild“ bekommen.

Verlagerungseffekte im Blick behalten

„Licht und Schatten“ attestierte derweil der Göttinger Agrarökonom Prof. Stephan von Cramon-Taubadel der Farm-to-Fork-Strategie. Positiv wertete er unter anderem das Bekenntnis zur Förderung von Forschung und Innovation. „Problematisch“ sind für ihn vor allem die angestrebte Halbierung des Pflanzenschutzeinsatzes und das Ausbauziel für den Ökolandbau. Es handele sich um eher produktionstechnische Vorgaben, die nicht unbedingt zu mehr Nachhaltigkeit führten.

Ein Kernproblem ist nach Einschätzung des Wissenschaftlers die fehlende Berücksichtigung von Verlagerungs- oder Leakageeffekten. Produktionsrückgänge in der EU lösten global betrachtet Preissteigerungen aus, die wiederum Anreize für die Ausweitung der Produktion in anderen Teilen der Welt darstellten. Das Anliegen der Strategie sei nicht falsch, nur die Herangehensweise sei in einigen Aspekten „bedenklich“, so von Cramon-Taubadels Fazit.

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