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Flächenverbrauch steigt wieder an

Der Flächenverbrauch hinkt seit Jahren hinter den ehrgeizigen politischen Reduktionszielen hinterher. Nun steigt er sogar zum zweiten Mal wieder an.

Lesezeit: 4 Minuten

Beim Flächenverbrauch deutet sich in Deutschland eine negative Trendumkehr an. Denn die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland ist im vierjährigen Mittel der Jahre 2018 bis 2021 zum zweiten Mal hintereinander im Vergleich zur vorherigen Periode gewachsen und liegt bei 55 ha pro Tag.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, nahm der tägliche Anstieg damit gegenüber dem Indikatorwert des Vorjahres leicht zu, der 54 ha pro Tag in den Jahren 2017 bis 2020 betragen hatte. In den Jahren 2016 bis 2019 war der Flächenverbrauch auf einen bisherigen Tiefstwert von 52 ha pro Tag gesunken.

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30-ha-Ziel bereits von 2020 auf 2030 verschoben

Die täglichen Verbrauchszahlen sind weit von den Zielen entfernt, die sich die Bundesregierung jede Legislatur aufs Neue gibt. Die Nachhaltigkeitsstrategie gibt ihr das Ziel vor, den Flächenverbrauch auf 30 ha pro Tag zu reduzieren. Ursprünglich sollte das schon bis 2020 erreicht werden. Nachdem absehbar war, dass das Ziel verfehlt wird, wurde das Datum allerdings auf 2030 verlängert.

Bis 2019 war der Flächenverbrauch von ehemals mehr als 120 ha je Tag im Jahr 2000 fast zwei Jahrzehnte langsam, aber kontinuierlich zurückgegangen. Und auch im Ampel-Koalitionsvertrag von 2021 steht: „Um den Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke auf das 30-ha-Ziel bis spätestens 2030 zu reduzieren, werden wir Anreize setzen, Fehlanreize vermeiden und durch wirksame Initiativen Versiegelung reduzieren.“

Mehr Zuwachs seit dem Bauboom von 2020/ 2021

Laut dem Statistikamt wuchsen innerhalb der Siedlungsfläche (ohne Abbauland) vor allem die Flächen für Wohnbau, Industrie und Gewerbe sowie öffentliche Einrichtungen 2021 und 2020 stärker als in den Vorjahren. 2021 betrug die Zunahme dieser Flächen 39 ha pro Tag, 2020 waren es 40 ha pro Tag. 2019 betrug die Zunahme noch täglich 33 ha, 2018 und 2017 jeweils 32 ha. Eine Ursache für die Zunahme dieser Flächen dürfte in der starken Bautätigkeit in und um Gemeinden und Städte liegen, heißt es bei den Statistikern.

Die Siedlungs- und Verkehrsfläche darf allerdings nicht mit „versiegelter Fläche“ gleichgesetzt werden, da sie auch unversiegelte Frei- und Grünflächen enthält. Dazu zählen beispielsweise alle den Gebäuden unmittelbar zugehörigen Flächen wie Haus- und Vorgärten oder Campingplätze. Auch Grünanlagen, Spielplätze und Friedhöfe zählen zur Siedlungs- und Verkehrsfläche. Der Zuwachs bei den Sport-, Freizeit und Erholungs- sowie Friedhofsflächen zeigte sich im Vierjahreszeitraum seit 2018 allerdings weitestgehend konstant und wies 2021 täglich 11 ha auf. Die Verkehrsfläche legte knapp 8 ha pro Tag zu.

50 % der Fläche nur noch für Landwirtschaft

Trotz der Zunahme machen die Flächen für Siedlung und Verkehr nach wie vor etwa ein Siebtel der Gesamtfläche in Deutschland aus: 14,5 % der Fläche und damit 5,2 Mio. ha werden für Siedlung und Verkehr genutzt. Davon entfallen 9,4 % (3,4 Mio. ha) auf die Siedlungsfläche (einschließlich Abbauland) und 5,1 % (1,8 Mio. ha) auf die Verkehrsfläche.

Insgesamt umfasst die Gesamtfläche Deutschlands 35,8 Mio. ha. Die Fläche für Vegetation bildet mit 83,2 % den höchsten Anteil (29,8 Mio. ha). Diese besteht im Wesentlichen aus Flächen für Landwirtschaft mit 50,5 % (18,1 Mio. ha) sowie aus Waldflächen mit 29,8 % (10,7 Mio. ha) und aus Gehölz mit 1,2 % (441 000 ha). Lediglich 2,3 % der bundesdeutschen Fläche sind mit Gewässern (0,8 Mio. ha) bedeckt.

Bundesumweltministerium fordert mehr Anstrengungen

Das Bundesumweltministerium äußert sich zum Anstieg des Flächenverbrauches besorgt. „Wir beobachten bereits im zweiten Jahr in Folge eine bedenkliche Entwicklung des Flächenverbrauchs. Obwohl der Flächenverbrauch ohnehin viel zu hoch ist, geht der Trend jetzt zusätzlich in die falsche Richtung“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Christian Kühn (Grüne).

Kühn appellierte bei der Siedlungsentwicklung den Grundsatz ‚Innenentwicklung vor Außenentwicklung‘ zu beherzigen und zu stärken. „Mit Blick auf die Verkehrsflächen muss der Erhalt der maroden Straßen und Brücken unbedingten Vorrang vor dem weiteren Ausbau oder gar Neubau haben“, so Kühn weiter.

Laut dem Bundesumweltministerium geht zu fast 50 % der Flächenverbrauch mit einer besonders umweltschädlichen Bodenversiegelung einher, wodurch die Böden undurchlässig für Niederschläge werden und bei den zunehmenden Starkregenereignissen das Wasser nicht aufnehmen können. Vermiedener Flächenverbrauch hingegen erhält die Senkenfunktion des Bodens und bindet die klimaschädlichen Treibhausgase.

Durch die Begrenzung des Flächenverbrauchs bleiben nicht nur wertvolle Flächen für den Erhalt unserer Biodiversität bestehen, sondern auch Ackerflächen für den wichtigen Anbau von Nahrungsmitteln. Auch bleibt mehr Raum für die so dringend benötigten Maßnahmen für die Energiewende.

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