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GEA-Manager über die Zukunft der Milchtechnikbranche

In der Melktechnik-Industrie herrscht zwar Flaute, aber keine Langeweile, versichert Ulrich Rassenhövel von GEA. top agrar: Vor dem Auslaufen der Milchquotenregelung hatten wir einen kräftigen Investitionsboom in der Milchviehhaltung. Aber davor und danach leider auch zwei drastische Preisabstürze. Wie reagieren Sie?

Lesezeit: 5 Minuten

In der Melktechnik-Industrie herrscht zwar Flaute, aber keine Langeweile, versichert Ulrich Rassenhövel von GEA. Auszüge aus einem Interview von Berthold Achler:

 

top agrar: Vor dem Auslaufen der Milchquotenregelung in 2015 hatten wir einen kräftigen Investitionsboom in der Milchviehhaltung. Aber davor und danach leider auch zwei drastische Preisabstürze. Wie reagiert die Industrie? Wie gehen Sie mit den Rückschlägen um?


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Rassenhövel: Von einem Boom in 2013/14 möchte ich nicht reden. Wir hatten eher seit der Verkündung des Quotenausstiegs in 2009/10 einen kontinuierlichen Anstieg der Investitionen. Jetzt investieren Kunden, die langfristig in der Milchproduktion bleiben wollen. Die Melktechnik-Industrie verzeichnete zuletzt Umsatzrückgänge von 20 bis 30 % pro Jahr.


top agrar:Mutige Betriebe investieren auch in der Krise. Wo wird gegenwärtig investiert? Wie stark verändert die Milchpreiskrise das Investitionsverhalten der Bauern?


Rassenhövel: Es wird vorwiegend in langfristige Projekte investiert. Die Planungen laufen oft über mehrere Jahre. Sie sind von langer Hand geplant und werden auch bei Preiskrisen durchgezogen. Daneben laufen die Ersatzinvestitionen natürlich immer. Eine Rückkehr zu einer einfachen, billigeren Technik sehen wir nicht. Alle rechnen damit, dass es wieder aufwärtsgehen wird.


top agrar: Beobachten Sie eine Verschiebung der Milchproduktion in Europa? Wo entwickelt sich die Milchproduktion weiter? Wo stagniert sie? Und wo geht die Milchproduktion erkennbar zurück?


Rassenhövel: Jedes der Nachbarländer hat seine eigene Geschichte und seine politische Motivation, wie z. B. Holland und Irland. Investiert wird besonders bei hohen Lohnkosten, auch der Arbeitskräftemangel auf den Höfen spielt eine Rolle.


top agrar: Bei der Melktechnik konkurrieren drei leistungsfähige Techniken miteinander: Melkstand, Karussell und Melkroboter. Welche Melkstände und Karussells werden aktuell am stärksten nachgefragt? Wohin geht der Trend?


Rassenhövel: Es geht vorrangig um die technologische Vernetzung und die Automatisierung. Es wird noch zu viel unterschieden zwischen traditioneller Melktechnik und Automatisierung. Beide Themen verwachsen zunehmend miteinander. Nehmen wir als Beispiel die Entwicklung beim automatischen Melken: Begonnen haben wir bekanntlich mit den Mehrboxen- Anlagen. Dann folgte das automatische Karussell für die Großbetriebe. Und jetzt bieten wir diese Technologie auch als Einzelbox für kleinere Betriebe an. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie der technische Fortschritt zunächst für Großbetriebe entwickelt wird und wie anschließend auch kleinere Betriebe davon profitieren können.


top agrar: Wie stark wächst der Marktanteil der Melkroboter in Europa? Welche Bedeutung hat das automatische Melken in Übersee?


Rassenhövel: In Deutschland liegt der Anteil der Melkroboter bei Neuanlagen gegenwärtig bei etwa 50 %, Tendenz leicht steigend. In Skandinavien ist zuletzt nicht mehr sehr viel investiert worden, aus wirtschaftlichen Gründen. In den USA setzen viele Großbetriebe auf das Karussell. Aber in Kanada, mit seiner Familienbetriebsstruktur, gibt es einen starken Trend zur Automatisierung. Die Elektronik bzw. Automatisierung wird die Milchproduktion weiter verändern. Dazu nur einige Stichworte: Herdenmanagement, Prozesssteuerung und -überwachung, Dokumentation (Milchleistung, Fruchtbarkeit, Gesundheit etc.).


top agrar: Woran arbeitet die Industrie? Und wo erwarten Sie die nächsten Impulse bzw. Entwicklungsschritte?


Rassenhövel: Ein einfaches Stichwort: Landwirtschaft 4.0, das heißt Vernetzung der Technologien. Wir sind aktiver Partner in dem Projekt 365FarmNet. Die Betriebe benötigen ein simples System zur Erfassung und Beurteilung aller Daten, das alle komplexen Fragen überschaubar verarbeitet und so bedienerfreundlich ist wie ein Smartphone. Automatisch melken können wir alle, jetzt geht es um die Feinsensorik. Ein Beispiel: Wir bringen den neuen CMIQ Sensor zur Überwachung der Eutergesundheit auf den Markt, der die Zellzahlklassen pro Euterviertel erkennt. Damit können wir dem Kunden eine intensivere und höhere Datenqualität zur Verfügung stellen.


top agrar: Bei den Fütterungsrobotern gibt es inzwischen mehr Anbieter als bei der Melktechnik. Wie schätzen Sie die Marktchancen dieser Technologie ein? Geht der Trend zu stationären Anlagen oder eher zum selbstfahrenden Fütterungsroboter?


Rassenhövel: Aufgrund der wirtschaftlichen Lage ist die Nachfrage nach Fütterungsrobotern eher verhalten. Wenn Melktechnik, Herdenmanagement und Prozesssteuerung abgeschlossen sind, wird die Automatisierung der Fütterung der nächste Schritt sein. Wir haben den Fuß in der Tür.


top agrar: Deutschland ist der größte Milchproduzent in Europa. Wir haben ideale Produktionsbedingungen und hoch motivierte Milcherzeuger. Doch wir haben auch starke Veränderungen in der Gesellschaft, bei den Verbrauchern und bei der Politik, die viele Bauern belasten und verunsichern. Wie sehen Sie die Zukunft des Milchstandortes Deutschland? Wo liegen die Herausforderungen für die Milcherzeuger, die Molkereien – und die Industrie?


Rassenhövel: Natürlich sehen wir unseren Heimatmarkt positiv. Trotz Strukturwandel und der heftigen Preisausschläge. Wir erwarten einen zunehmenden Trend zu höherwertigen Lebensmitteln. Und wir sehen bei den Verbrauchern eine zunehmende Sensibilisierung für die Themen Tierwohl, Tierschutz und Umweltschutz. Auf diese Anforderungen reagieren viele Betriebe mit einer zunehmenden Professionalisierung, deshalb ist mir um den Milchstandort Deutschland nicht bange. Dies sollte möglichst gemeinsam in der gesamten Produktionskette laufen, von den Erzeugern über die Molkereien bis zur Lebensmittelindustrie. Daran arbeiten wir.


Das ganze Interview lesen Sie in der Sonderbeilage „Passion für´s Land“, die anlässlich des 70. Jubiläums des Landwirtschaftsverlages Münster der top agrar 1/2017 beiliegt.

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