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Hessen will 30 % weniger Pflanzenschutzmittel bis 2030 erreichen

Hessen setzt sich das Ziel, bis 2030 mindestens 30 % weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Das Land bleibt damit hinter der EU und Baden-Württemberg zurück.

Lesezeit: 4 Minuten

In Hessen hat Landesagrarministerin Priska Hinz (Grüne) zu Wochenbeginn einen Pestizidreduktionsplan vorgestellt. Dessen Ziel ist die Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln von 30 % bis zum Jahr 2030. Bezugspunkt ist dabei die eingesetzte Wirkstoffmenge, heißt es im Reduktionsplan zur Erläuterung.

Jährliche Einsatzmengen sollen erhoben werden

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Der Reduktionsplan enthält zudem Maßnahmen, wie das Ziel erreicht werden soll. So soll zur Bemessung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in der Landwirtschaft und der erzielten Reduktionsfortschritte ein Pflanzenschutzmittel-Beobachtungsnetz in Hessen etabliert werden. Die eingesetzten Mengen von Pflanzenschutzmitteln sollen jährlich erhoben werden und in mehrjährigen Betrachtungszeiträumen in Menge und Umweltrisiko vom Regierungspräsidium Gießen bewertet werden.

Das Pflanzenschutzmittel-Beobachtungsnetz soll in Kooperation mit den berufsständischen Verbänden in Hessen erfolgen. 2024 sollen die ersten Daten erfasst und ausgewertet werden.

Schwerpunktberatung soll Betriebe unterstützen

Zudem soll es eine Schwerpunktberatung geben, die die Betriebe darin unterstützt, neue Anbausysteme und alternative Verfahren zu etablieren, die mit deutlich geringerem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auskommen. Ab 2024 sollen dafür ausreichend kompetente Ansprechpartner beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen zur Verfügung stehen.

Für Betriebe in Hessen, die auf extensivere Bewirtschaftungsformen mit weitgehendem oder vollständigem Verzicht auf die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln umstellen wollen, will das Land Förderprogramme zur Verfügung stellen. Insgesamt stellt Hessen über den Maßnahmenzeitraum (2023 bis 2028) rund 2 Mio. € zusätzlich zur Verfügung und will die Beratungsteams in den beteiligten Behörden personell verstärken.

Reduktionsplan geht auf Runden Tisch zurück

Der Reduktionsplan für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geht in Hessen auf einen Runden Tisch Landwirtschaft und Naturschutz aus dem Jahr 2021 zurück. Dort hatten Vertreterinnen und Vertretern aus Landwirtschaft, Naturschutz und Hessischer Landesregierung die Ziele und Maßnahmen gemeinsam beschlossen.

„Wir müssen den Pestizideinsatz auf den Äckern, aber auch in Gärten und kommunalen Grünflächen reduzieren, um die Artenvielfalt, unsere Ressourcen und damit auch unser Leben und unsere Zukunft zu schützen“, sagte Hinz bei der Vorstellung des Reduktionsplans. Die vorgesehenen Maßnahmen seien eine große Chance für Landwirtinnen und Landwirte, aber auch für Kommunen oder Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus sowie private Gärtnerinnen und Gärtner. „Wir helfen dabei, sich für zukünftige Herausforderungen fit zu machen, europäische und nationale Zielvorgaben zu erfüllen und von Beratung und Förde­rung zu profitieren“, sagte Hinz.

Bauernverband wirbt für Kooperationen

Der Hessische Bauernverband (HBV) bestätigte seine Unterstützung für den Reduktionsplan. Er schränkte jedoch ein, dass „mit Maß und Ziel“ sowie unter Berücksichtigung der Folgen für die heimische Landwirtschaft umgesetzt werden sollte. „Durch den Pestizidreduktionsplan erhoffen wir uns diese Ziele vereinen zu können, da der Plan nicht einfach nur Verbote, sondern auch Chancen für die Landwirtschaft darstellt“, sagte Hans-Georg Paulus, Generalsekretär des HBV.

Der Fokus auf Kooperation statt Ordnungsrecht sei der richtige Weg, sagte Paulus weiter. Er verwies auf einen kontinuierlichen Rückgang des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln, der Beleg dafür sei, dass die deutsche und hessische Landwirtschaft bereits auf einem guten Weg sei Pflanzenschutzmittel noch gezielter und effizienter einzusetzen. Die Digitalisierung landwirtschaftlicher Produktionsprozesse biete dabei noch enorme Potenziale.

Hessen geht nicht so weit wie Baden-Württemberg

Hessen geht mit seinem „Pestizidreduktionsplan“ nicht so weit wie das Nachbarland Baden-Württemberg. Das Land hatte im Jahr 2019 nach einem breit angelegten Dialog mit allen Beteiligten ein Gesetz zur Stärkung der Biodiversität angenommen. Darin ist die Reduktion der Menge chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um 40 bis 50 % bis 2030 festgeschrieben Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann bekräftigte erst Anfang Mai bei der Nachhaltigkeitskonferenz des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL), dass es ihm weiter ernst mit dem Thema ist. „Darum haben wir hart gerungen, das werden wir nicht so leicht aufgeben“, sagte Kretschmann in seiner Rede dort. Seit September 2022 läuft im Ländle bereits der nächste Strategiedialog zur Landwirtschaft, der bis zum Herbst 2024 Ergebnisse liefern soll.

Ringen um EU-weite Pflanzenschutzreduktion noch offen

Die EU hat sich mit dem Green Deal vorgenommen, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, um die Hälfte bis 2030 zu reduzieren. Im Juni 2022 hat die EU-Kommission ihren Vorschlag zur Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) vorgelegt. Die zentralen Ziele der Kommission lauten darin: Einsatzverbote für chemisch-synthetische Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten und auf Ebene der Mitgliedstaaten eine Halbierung des Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030, wobei der Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2017 als Basis dienen soll. Nach massiver Kritik aus den Reihen der Mitgliedstaaten ruderte die Kommission bei den sensiblen Gebieten aber mittlerweile zurück. Dennoch bleibt unklar, welche Pflanzenschutzmittel wo erlaubt bleiben könnten und welche sie verbieten will.

Der hessische Pestizidreduktionsplan ist abrufbar unter: https://umwelt.hessen.de/landwirtschaft/pflanzenproduktion-und-schutz

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