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MeLa Mühlengeez

Landesbauerntag MV: Landwirte sprechen Klartext - Innovationen statt Fesseln

"Wir stehen in der Sauenhaltung kurz vor dem Kollaps", warnte ein Landwirt in Mühlengeez. "Für 1.000 € Bienenweide-Saatgut gibts nur 700 € zurück", beklagt ein anderer. Und die KI mache nur Fehler!

Lesezeit: 5 Minuten

Auf dem Landesbauerntag im Rahmen der 32. MeLa in Mühlengeez diskutierten am Freitag rund 440 Landwirte zahlreiche aktuelle Themen. Auf dem Podium stellten sich Agrar-Staatssekretärin Claudia Müller, der CDU-Europapolitiker Norbert Lins, MV-Agrarminister Dr. Till Backhaus sowie Bauernpräsident Detlef Kurreck den zahlreichen Fragen des Publikums.

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Neue strengere Auflagen zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und gleichzeitig eine Ernährungssicherung über eine nachhaltige Intensivierung – „wie soll das zusammengehen?“, fragte beispielsweise Katrin Naumann vom Agrarbetrieb Groß Grenz. Staatssekretärin Claudia Müller räumte ein, dass es eine Präzisierung der sensiblen Gebiete Entwurf zum Sustainable Use Regulation (SUR) geben müsse, ebenso wie Ausnahmen im Gemüse-, Obst- und Weinbau sowie bei der Vermehrung von Saat- und Pflanzgut.

Bauern zahlen bei Umweltleistungen drauf

Michael Drews, Landwirt aus Nordwestmecklenburg, sprach die unzureichende Vergütung von Umweltleistungen deutlich an. „Wir müssen 1.000 € für Bienenweide-Saatgut ausgeben und bekommen nur 700 € zurück“, rechnete er vor.

Auch Bauernpräsident Detlef Kurreck hatte die Diskussion bereits mit dieser Kritik gestartet und bekam Rückenwind von Claudia Müller: Das Versprechen, dass Landwirte mit Umweltleistungen Geld verdienen können, sei nicht eingelöst worden. „Das muss mit Blick auf die nächste Förderperiode umgesetzt werden. Diese Leistungen müssen honoriert werden“, so die Staatssekretärin.

Künstliche Intelligenz im Prämienantrag beschert viel Arbeit

Marco Gemballa aus Vorpommern monierte, dass Landwirte in MV derzeit noch mehr Bürokratie bewältigen müssen, um die eingesetzte Künstliche Intelligenz zur Kontrolle des Agrarantrages zu korrigieren. „Ich bitte um deutlich mehr Demut. Wir haben andere Sachen zu tun, als die Unzulänglichkeiten der Agrarkontrollen auszugleichen.“

Tierhaltung vor dem Kollaps

Über das konfliktreiche Wirtschaften auf wiedervernässten Mooren sprachen Claus-Dieter Tobaben und Hans-Albrecht Witte mit den Podiumsgästen und fokussierten damit ebenso wie Dirk Andresen das Thema Tierhaltung. „Wir stehen in der Sauenhaltung kurz vor dem Kollaps“, warnte der Landwirt aus der Mecklenburgischen Seenplatte.

„Es wird in MV keinen weiteren Abbau der Tierhaltung geben“, sagte Landwirtschaftsminister Till Backhaus. Und Claudia Müller bestätigte: „Wir brauchen die Tierhaltung für die Kreislaufwirtschaft – das gilt auch für die Vegetarier.“ Dennoch stehe die Weiterentwicklung zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft klar auf dem Plan, machte Norbert Lins deutlich. „Wir wollen das Zeitfenster nutzen, dass sich jetzt geöffnet hat – von der Konfrontation zur Kooperation. Wir wollen keinen Neustart, aber eine klare Korrektur.“

Top ausgebildete Fachleute dürfen ihr Wissen nicht anwenden

In MV haben Landwirtinnen und Landwirte einen Bildungsgrad, der weltweit einmalig ist, so Bauernpräsident Detlef Kurreck. „Jeder ist ein Meister seines Faches, ein Meister, ein Agraringenieur – wir sind eine der leistungsstärksten Branchen, dürfen dieses Know-how aber nicht abrufen.

„Wir sind wie ein Athlet, der in Fesseln gelegt wird – von bürokratischen Vorgaben und politischen Regeln.“ Die Branche brauche zur Lösung der großen Probleme nicht noch mehr Verbote, Vorgaben und Regeln. „Wir brauchen innovative Kräfte. Dann können wir alles schaffen.“

Der Bauernpräsident verkündete abschließend, dass er beim nächsten Bauerntag am 22. März sein Amt an die nächste tatkräftige Generation übergeben möchte. Dann werden die Delegierten des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern einen neuen Vorstand wählen.

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Backhaus: Green Deal ja, aber nicht um jeden Preis

Minister Backhaus machte deutlich, dass er hinter den Zielen des Green Deals stehe, aber nicht um jeden Preis. Die Landwirtschaft muss seiner Meinung nach noch sorgfältiger mit den natürlichen Ressourcen umgehen; nicht nur der Klimawandel, sondern auch die Verantwortung für zukünftige Generationen zwingen uns dazu.

„Jetzt kommt das Aber: Die Maßnahmen und der Weg dahin sind entscheidend. Klar ist, ideologisch motivierte Gesetzesinitiativen, die alles auf einmal wollen, sorgen in der Land- und Ernährungswirtschaft für Chaos, Überforderung und führen schlussendlich zu Widerstand – oder schlimmer noch zu Resignation und Betriebsaufgaben. Und eins muss allen klar sein: Wo ein Landwirtschaftsbetrieb aufhört, da wird kein Neuer anfangen“, so der SPD-Politiker am Freitag.

Regierung blendet Ernährungssicherheit aus

Backhaus findet es mehr als enttäuschend, dass die Ernährungssicherheit in den Papieren des Bundeslandwirtschaftsministeriums kaum eine Rolle spielt. Man müsse doch beides im Blick behalten: „Wir müssen ein wettbewerbsfähiger Agrarstandort bleiben und gleichzeitig Boden, Luft und Wasser schützen, indem wir beispielsweise den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Antibiotika oder Düngemittel weiter reduzieren.“

Maßnahmen in diesen Bereichen können seiner Überzeugung nach aber nur Schritt für Schritt erfolgen und dürfen nicht losgelöst von der geopolitischen und wirtschaftlichen Lage auf der Welt betrachtet werden. „Das macht diese Aufgabe ja so anspruchsvoll, aber ich halte sie für machbar und sehe keine unlösbaren inhaltlichen Widersprüche.“

Bürokratieabbau und praktikable Förderungen

Die großen Stellschrauben müssen Backhaus zufolge auf EU-Ebene neu justiert werden. Dazu gehören unbürokratische sowie verlässliche Förderprogramme, die der Branche Rechts- und Planungssicherheit ermöglichen.

Er kritisierte, dass die aktuelle GAP-Förderperiode holprig begonnen habe. Grund sei die verspätete Zusendung des GAP-Strategieplanes durch die Kommission und den Bund an die Bundesländer. Dort werde bis jetzt an den Richtlinien gearbeitet. Die überbordende Bürokratie überfordere Landwirtschaft und Verwaltung gleichermaßen und führe dazu, dass auch gute Programme schlechter angenommen werden.

In Mecklenburg-Vorpommern stehen beispielsweise für die Umsetzung der freiwilligen Ökoregelungen in der 1. Säule rund 80 Mio. € zur Verfügung, berichtete Backhaus. Davon wurden bislang aber nur etwa 70 % ausgeschöpft. Für Mecklenburg-Vorpommerns Bauernverbandspräsident Detlef Kurreck ist das ein Indiz dafür, dass sich mit Umweltleistungen immer noch kein Geld verdienen lasse, da echte Anreize fehlten.

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