Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Neue Gebiete ausgewiesen

NRW weitet Herdenschutz-Förderung aus - Frankreichs Wolfspläne fallen durch

Fast die Hälfte der NRW-Landesfläche ist nun Fördergebiet bei Wolfsschäden. Umweltminister Krischer glaubt, dass man gemeinsam zu praxisgerechteren und rechtssicheren Lösungen beim Wolf kommen kann.

Lesezeit: 5 Minuten

Das Land Nordrhein-Westfalen baut die Förderangebote für den Herdenschutz gegen Wölfe weiter aus. Für fast die Hälfte der Landesfläche können nun Fördermittel beantragt werden, um Weidetierhaltungen wolfssicher zu gestalten.

Hierzu hat das Umweltministerium die Fördergebiete "Märkisches Sauerland" und "Dümmer-Geest-Niederung" neu ausgewiesen. Zudem wurde die frühere Förderkulisse rund um Schermbeck vergrößert. Diese umfasst nun als Fördergebiet "Westmünsterland" inklusive einer Pufferzone eine Fläche von mehr als 4.000 Quadratkilometern.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Neue Wolfsverordnung in Arbeit

Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) kündigt zudem an, die Landes-Wolfsverordnung und die Herdenschutz-Förderung zeitnah weiterzuentwickeln und praxisgerechtere Regelungen zu schaffen.

In den jetzt ausgewiesenen Fördergebieten werden bis zu 100 % der Kosten für investive Herdenschutzmaßnahmen gefördert. Neben Zäunen umfasst dies unter bestimmten Voraussetzungen auch die Anschaffung und Ausbildung von Herdenschutzhunden. Zusätzlich bestehen großräumige Pufferzonen, in denen ebenfalls Herdenschutzzäune gefördert werden.

Wie im vergangenen Jahr stehen auch 2023 wieder bis zu 2 Mio. € für Maßnahmen nach den Förderrichtlinien für den Herdenschutz zur Verfügung. Um die Tierhalter über Herdenschutzmaßnahmen und Förderangebote zu informieren, sind in den neuen Fördergebieten Informationsveranstaltungen geplant.

Fünf aktive Wolfsterritorien

Fördergebiete für die Herdenschutzförderung werden ausgewiesen, wenn Wölfe in einer Region mehrfach nachgewiesen wurden und ein Territorium gebildet haben. Im Monitoringjahr 2022/2023 wurden in Nordrhein-Westfalen fünf besetzte Wolfsterritorien registriert (Schermbeck, Leuscheid und territoriale Einzeltiere in den Territorien "Hohe Mark", "Dämmerwald" sowie "Ebbegebirge").

Damit lebt in Nordrhein-Westfalen rund 1 % des deutschlandweiten Wolfsbestandes. Wie für alle Bundesländer ist auch für Nordrhein-Westfalen davon auszugehen, dass zusätzlich sporadisch einzelne durchwandernde Wölfe auftreten, die tage- oder wochenweise in Nordrhein-Westfalen verbleiben.

Detaillierte Informationen und Karten zu den neuen und bestehenden Fördergebieten finden Sie hier...

Die Fördergebiete

Das Fördergebiet Westmünsterland (1.661 km²) hat inklusive der Pufferzone eine Gesamtgröße von 4.090 km² und umfasst Flächen in den Kreisen Borken, Coesfeld, Kleve, Recklinghausen, Wesel sowie den kreisfreien Städten Bottrop, Duisburg, Gelsenkirchen und Oberhausen. Erstmalig sind die Städte Coesfeld und Dülmen Bestandteil des Fördergebiets.

Das Fördergebiet "Märkisches Sauerland" hat eine Größe von 775 km². Hierzu kommt die Pufferzone mit einer Fläche von 1.299 km². Die Flächen liegen in den Kreisen Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis, Oberbergischer Kreis, Kreis Olpe und der kreisfreien Stadt Hagen.

Das Fördergebiet "Dümmer-Geest-Niederung" wurde ausgewiesen, da sich in Niedersachsen unmittelbar an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen drei Wolfsterritorien etabliert haben. Das Fördergebiet hat eine Größe von 515 km² und umfasst zusammen mit der angrenzenden Pufferzone mit einer Größe von weiteren 636 km² den gesamten Kreis Minden-Lübbecke.

---

Frankreichs neues Wolfsmanagement fällt bei Tierhaltern durch

Hier lohnt ein Blick nach Frankreich, denn das dortige neue Wolfsmanagement ist vielleicht keine gute Vorlage für Deutschland. Es fällt sowohl bei den französischen Landwirten als auch bei den Naturschützern durch. Dabei wollte die Regierung mit dem nationalen Aktionsplan eigentlich die Grundlage für den Umgang mit der wachsenden Population in den kommenden sechs Jahren bieten, berichtet Agra Europe (AgE). Schauen wir uns zunächst einmal an, was geplant ist:

Schnelle Rissbegutachtung

Vorgesehen ist unter anderem, die Genehmigung von Abschüssen zu erleichtern und zu beschleunigen. Außerdem soll das Personal der zuständigen staatlichen Stellen aufgestockt werden, so dass Risse innerhalb von maximal 72 Stunden in Augenschein genommen werden können und auch Entnahmen spürbar schneller durchgeführt werden. Für von Wolfsangriffen betroffene Tierhalter soll eine psychologische Beratung angeboten werden.

Genauere Bestanderhebung

Neu aufstellen will Paris laut AgE die Bestandserfassung. Innerhalb eines Jahres soll die Biodiversitätsbehörde (OFB) eine neue Methode zur Zählung der Wölfe entwickeln, damit künftig eine robustere Datengrundlage vorliegt. Erst vor wenigen Wochen war die offizielle Angabe nach zusätzlichen Analysen auf 1.104 Individuen nach oben korrigiert worden. Noch Anfang Juli hatte die OFB die französische Population mit 906 Wölfen beziffert.

Mehr Abschüsse

Grundsätzlich soll das neue Management wesentlich flexibler gestaltet werden. Damit will die Regierung einer möglichen Änderung am Schutzstatus des Wolfes Rechnung tragen und auch besser auf die Bestandsentwicklung reagieren können. In diesem Zusammenhang wird auch in Aussicht gestellt, die bisher bei 19 % der Population eingezogene Obergrenze für Abschüsse heraufsetzen.

Zudem soll die Förderung der Herdenschutzmaßnahmen ausgeweitet werden. Mehr Geld ist auch für begleitende Forschungsprojekte vorgesehen, im Rahmen derer unter anderem neue Möglichkeiten zum Schutz von Nutztieren entwickelt werden sollen.

Was wird kritisiert?

Alle beteiligten Akteure lehnen den neuen Aktionsplan allerdings uneingeschränkt ab.

Die Naturschutzorganisationen zogen sich geschlossen zurück und empören sich über eine Einseitigkeit des neuen Wolfsmanagements. Es sei bedauerlich, dass sich der Staat entschieden habe, vor allem den Forderungen der Tierhalter Gehör zu schenken, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Die nationale Wolfsgruppe sei damit ihrer Funktion als Dialogforum beraubt worden.

Aber auch die Landwirte sind unzufrieden. Aus Sicht der Tierhalter führen die Pläne der Regierung das bereits bekannte und aus ihrer Sicht gescheiterte Wolfsmanagement lediglich fort und bedürfen daher einer grundlegenden Überarbeitung.

Dreh- und Angelpunkt des künftigen Managements müssten die Bedürfnisse der Tierhalter sein, so die Forderung der Landwirtschaftsverbände. Aus ihrer Sicht ist die Wolfspopulation „außer Kontrolle“. Die Vermehrung der Tiere gefährde die Wirtschaft im ländlichen Raum und stelle eine Bedrohung auch für den Menschen dar. Konkret drängen die Verbände darauf, Abschüsse nach Rissen erheblich zu vereinfachen und die Obergrenze für die Entnahme abzuschaffen. Außerdem sollte bei der Jagd auf Wölfe der Einsatz von Nachtsichtgeräten uneingeschränkt ermöglicht werden.

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.