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topplus "Politik trifft Praxis"

SPD-Politikerin Kersten: Eine Pflanzenschutzsteuer ist nicht sinnvoll

Im Interview mit top agrar würde die SPD-Bundestagsabgeordnete Kersten lieber auf Präzisionslandwirtschaft und Digitalisierung als auf neue Steuern für die Landwirtschaft setzen.

Lesezeit: 5 Minuten

Am 19. März findet die dritte Ausgabe des top agrar-Formats „Politik trifft Praxis“ statt, bei dem Landwirtinnen und Landwirte mit Fachpolitikern auf Tuchfühlung gehen und Klartext reden können. Thema ist diesmal der "Pflanzenbau im Wandel". Diskutiert werden soll konkret darüber, wie der Ackerbau in Zukunft Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen gerecht werden kann.

Mit dabei sind diese Bundestagspolitiker:

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  • Dr. Franziska Kersten (SPD)

  • Carina Konrad (FDP)

  • Albert Stegemann (CDU)

  • Karl Bär (Grüne)

  • Sowie der Leiter der Abteilung Pflanzen­schutz­mittel beim Bundesamt für Verbraucher­schutz und Lebensmittel­sicherheit, Dr. Martin Streloke

Interessiert? Dann können Sie sich hier noch zu „Politik trifft Praxis“ anmelden.

Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Franziska Kersten gesprochen und die Agrarpolitikerin zu Pflanzenschutz, nachhaltiger Intensivierung und neuen Züchtungstechnologien befragt.

Die SPD steht agrarpolitisch für Realismus

Frau Dr. Kersten, ganz pauschal gesprochen wollen die Grünen den Ackerbau extensivieren, die Union hingegen präferiert eine produktive Landwirtschaft, die auch Mineraldünger und chemischen Pflanzenschutz einsetzt. Wo sehen Sie die SPD in diesem Spektrum?

Die SPD steht hier für Realismus: Wir haben ein weltweites Bevölkerungswachstum, aber nach wie vor einen Verlust an nutzbarer Fläche: Wir müssen also mehr Menschen auf weniger Land ernähren. Unsere Landwirtschaft soll daher für Ernährungssicherheit sorgen, indem sie Lebensmittel in ausreichender Menge und hoher Qualität erzeugt. Dafür brauchen wir eine hohe Produktivität und vielfältige Kulturen. Pflanzenschutzmittel leisten hier einen Beitrag und verhindern im Übrigen auch Ernteverluste und toxische Belastungen.

Die Landwirtschaft soll aber ebenso die gesellschaftlichen Erwartungen an den Schutz von Umwelt und Klima erfüllen. Dies wird nur gelingen, wenn wir diese Leistungen einkommenswirksam honorieren. Gesunde Böden, sauberes Wasser, reine Luft und Biodiversität sind Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Wirtschaften auch der kommenden Generationen und liegen daher im Eigeninteresse der Landwirtschaft. Und noch etwas ist entscheidend: Miteinander im Gespräch bleiben, der Arbeit unserer Landwirtinnen und Landwirte mit Wertschätzung begegnen und sie bürokratisch nicht überfordern.

Praxiseinsatz von Innovationen vorantreiben

Sind nachhaltige Intensivierung oder Integrierter Pflanzenschutz Ansätze, den steigenden Bedarf an Lebensmitteln mit einem besseren Schutz von Umwelt und Natur zu kombinieren? Was wäre dafür technisch und politisch nötig?

Beides sind wichtige Ansätze, die ja auch schon vielfach in der Praxis umgesetzt werden. Wir haben in unserem Land eine herausragende agrarwissenschaftliche Forschungslandschaft. Außerdem haben wir eine hochmoderne und innovationskräftige Landtechnikbranche. Die technischen Möglichkeiten von Präzisionslandwirtschaft und Digitalisierung sind enorm. Politisch begleiten wollen wir diese durch gezielte Förderung technischer Innovationen. Vor allem der Praxiseinsatz in möglichst vielen Betrieben muss hier im Fokus stehen.

Eine Pflanzenschutzsteuer gilt manchen als der Königsweg zu weniger Mitteleinsatz, andere befürchten, dass der Pflanzenschutz damit nur verteuert wird. Unterstützen Sie eine Abgabe auf chemische Pflanzenschutzmittel und wenn ja, warum?

Das Beispiel Dänemark lehrt uns, dass eine Pflanzenschutzsteuer viel Aufwand und hohe Kosten verursacht, aber nur einen sehr begrenzten Effekt hat. Wir brauchen daher andere Ansätze. Die Überwachungsbehörden sammeln seit vielen Jahren Daten und Fakten, die zu einer Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes führen können. Genutzt werden diese aber bisher nur wenig. So werden Fronten nur härter und die Entscheidungen langfristig drastischer. Da müssen wir umdenken. Was wir außerdem brauchen, sind praxistaugliche Innovationen und vielfältige Möglichkeiten auch für nicht-chemischen Pflanzenschutz. Eine neue Steuer kann hier nicht die gewünschte Lenkungswirkung entfalten und ist daher nicht sinnvoll.

Beim Datenmanagement besser öffentliche Plattformen statt Insellösungen

Digitalisierung, KI und Präzisionstechnik könnten den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutz bei mindestens stabilen Erträgen enorm verringern. Dafür braucht es aber auch eine stabile digitale Infrastruktur an jedem Feldrand. Hier hat Deutschland noch großen Nachholbedarf. Was kann und was wird die Ampel dahingehend tun?

Bei der Digitalisierung ist unser Ziel die Schaffung einer einheitlichen öffentlichen Datenplattform, sodass Landwirte nicht auf Insellösungen der Industrie angewiesen sind. Hier gibt es schon eine Menge Vorarbeiten und entsprechende Studien. Momentan arbeiten wir an der Umsetzung. Allerdings gestalten sich die Abstimmungen mit den Bundesländern hier nicht ganz einfach.

Weltweit gehören die sogenannten neuen Züchtungstechnologien Crispr/Cas und Co. schon fast zum regelmäßigen Handwerkszeug der Züchtungsunternehmen. Nach langer Debatte sollen die Techniken nun auch in der EU liberalisiert werden. Sind Sie dafür oder sehen Sie Risiken?

Sowohl technisch als auch in den Debatten sind wir bei dem Thema deutlich weiter als vor zehn Jahren.

Wir wollen den Erfolg der Bundesrepublik als Forschungsstandort nicht gefährden.

Klar ist: Wir wollen den Erfolg der Bundesrepublik als Forschungsstandort nicht gefährden und die Pflanzenzüchtung auch nicht abhängen. Fakt ist aber auch: Die Konsumenten wollen weiterhin eine Wahlfreiheit. Dafür ist eine Kennzeichnungspflicht notwendig. Außerdem wollen wir vermeiden, dass sich Patente an Pflanzen in der Hand weniger Großunternehmen konzentrieren und so den Zugriff für kleine und mittelständische Unternehmen erschweren. Wir stehen also für einen ausgewogenen Kompromiss, der allen Beteiligten gerecht wird. Hierfür stellt die Überarbeitung des EU-Gentechnikrechts die Grundlage dar.

Vielen Dank für das Gespräch!

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