Haben Sie sich feste Ziele gesetzt für Ihre Amtszeit als Co-Vorsitzende der Landjugend?
Theresa Schmidt: Ja, auf jeden Fall. Zum einen möchte ich die, auch von meiner Vorgängerin Kathrin Muus, angestoßenen Prozesse zur Umsetzung bringen. Konkret geht es hier um die Zukunftskommission Landwirtschaft und die Borchert-Pläne. Es würde mich echt wütend machen, wenn die ganze bisher geleistete Arbeit umsonst war. Aber die Agrarpolitik ist nicht mein alleiniger Fokus. Ich stehe auch für über 100 000 Landjugendliche, von denen nur ein Fünftel aus der Landwirtschaft kommt. Nach zwei Jahren Corona möchte ich, dass die jungen Menschen auf dem Land wieder mehr Begegnungspunkte haben. Das Landjugendgefühl soll zurückkehren.
Wo sehen Sie denn Möglichkeiten sich Gehör in der Politik zu schaffen? Die große Bühne der Zukunftskommission gibt es nicht mehr.
Schmidt: Herr Özdemir hat uns Jugendverbänden im Gespräch mehr Mitwirkung versprochen. Das werde ich auch einfordern. Zudem hat der Krieg in der Ukraine auch bei uns ein Bewusstsein in der Bevölkerung geschaffen, wie wichtig regionale Landwirtschaft ist. Das Thema ist den Menschen enorm wichtig.
Herr Özdemir hat uns Jugendverbänden im Gespräch mehr Mitwirkung versprochen.
Wie stehen Sie zu den Vorschlägen des Ministers für die kommende Haltungskennzeichnung?
Schmidt: Dass Herr Bundesminister Özdemir neue Labels vorstellt, ist schön und gut. Gleichzeitig tut er das ohne jegliche Finanzierungsmöglichkeiten. Hinzu kommen Blockaden durch Politik, vor allem durch die FDP. Wenn wir an die zukunftsweisende Borchert-Kommisson denken, ist eine schnelle Umsetzung und dementsprechend auch eine Finanzierung von großer Wichtigkeit. Es braucht öffentliche Programme und Finanzinstrumente, schließlich muss mehr Tierwohl auch mit der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit des Betriebes in Einklang stehen. Vorhaben müssen zu Ende gedacht werden, sonst können wir sie nicht ernst nehmen.
Wegen des Kriegs in der Ukraine gibt es Diskussionen, Brachflächen im Rahmen der GAP 2023 in der Produktion zu halten. Wie stehen Sie dazu?
Schmidt: Ich persönlich würde das befürworten. Wir sollten für außergewöhnliche Ereignisse, wie der Ukrainekrieg, Ausnahmen ermöglichen, damit Deutschland und Europa ihre Rolle bei der Ernährung der Welt erfüllen können. In unserem Arbeitskreis Agrarpolitik werden wir das aber noch diskutieren.
Sehen Sie da Konflikte mit z. B. der BUNDjugend heraufkommen? Bisher hat die Landjugend gut mit Umweltverbänden zusammengearbeitet.
Schmidt: Der große Konsens in der Zukunftskommission war aber nur möglich durch große Kompromissbereitschaft und ein gemeinsames Ziel: eine gesellschaftlich akzeptierte, nachhaltige und zugleich wettbewerbsfähige Landwirtschaft. Ich kann mir vorstellen, dass es jetzt zu Konflikten mit anderen Verbänden kommen kann. Aber dabei geht es um konkrete Punkte. Die Ziele für mehr Nachhaltigkeit stellen wir nicht in Frage.
Von der Politik zu jungen Menschen vor Ort: Was muss sich für junge Menschen auf dem Land verbessern?
Schmidt: Breitbandausbau ist ein großes Thema. Nicht jeder konnte während Corona von zu Hause studieren oder arbeiten. Wir brauchen Bleibeperspektiven auf dem Land. Wir müssen die gleichen Voraussetzungen haben, wie Jugendliche aus der Stadt.
Sie studieren derzeit noch, sind amtierende Rapsblütenkönigin und nun auch noch Bundesvorsitzende der Landjugend: Wie kriegen Sie das unter einen Hut?
Schmidt: Ich weiß, dass ich neben Studium und Landjugend nicht mehr so viel schaffen werde. Wenn ich dem Amt gerecht werden will, muss die Landjugend auch Priorität haben. Die Rapsblüte ist zwar vorbei, aber das Amt werde ich abgeben. Und falls die Termine doch mal zu viel werden sollten, habe ich noch eine Zwillingsschwester (lacht).
Vielen Dank für das Gespräch.