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Agravis-Chef Köckler: "Die Bauernproteste waren eine bemerkenswerte Leistung!"

Der Vorstandsvorsitzende der Agravis, Dr. Dirk Köckler, zeigt sich mit den bisherigen Ergebnissen der Bauernproteste zufrieden – auch wenn noch nicht alle Ziele erreicht worden seien.

Lesezeit: 5 Minuten

"Die Zwischenbilanz der wochenlangen Bauernproteste ist aus meiner Sicht positiv." Das sagte gestern Abend Dr. Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender der Agravis Raiffeisen AG, bei einem Gespräch mit Agrarjournalisten in Hannover.

Nicht nur die organisatorische Leistung der Branche sei überzeugend gewesen. Auch die Sorgen und Nöte der Landwirtschaft, die sonst möglicherweise in den Medien kaum Beachtung gefunden hätten, bestimmten dank der Proteste wochenlang die Schlagzeilen. Er nehme nun deutlich mehr Wertschätzung für die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte in der Bevölkerung wahr.

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Hinzu komme: Die Regierung habe letztendlich wegen der Proteste die Einschnitte bei der KFZ-Steuerbefreiung zurückgenommen, die Vorschriften für die Stilllegung gelockert und wolle nun den Abbau der Bürokratie vorantreiben. "Die Landwirtschaft hat der Regierung ihre Grenzen aufgezeigt. Ein Regieren gegen die Interessen der Landwirte sei nicht möglich", sagte Köckler.

Die Streichung der Agrardieselrückvergütung würde allerdings ein Loch in die Kassen der Landwirte reißen, das die angekündigte Neuauflage der Tarifglättung nicht vollständig ausgleiche. Daher gelte es jetzt, den Druck auf die Politik aufrechtzuerhalten, so der Konzernchef weiter.

Seitenhiebe auf die Regierung

Im Gespräch ließ Köckler mehrmals Seitenhiebe gegen die Regierung fallen. "Ideologische Debatten um die Landwirtschaft helfen niemandem – wir müssen unseren Standortvorteil auch in Zukunft im Sinne der Kreislaufwirtschaft für nachhaltigen, innovativen Pflanzenbau und die tierische Veredlung nutzen", betonte er. Ohne eine effiziente Landwirtschaft werde der ländliche Raum nicht funktionieren.

Dabei machte der gelernte Landwirt und Agraringenieur keinen Unterschied zwischen konventioneller und biologischer Landwirtschaft. Die Agravis stehe beiden Formen als Partner zur Verfügung. Aber die Bio-Strategie des Bundeswirtschaftsministers Özdemir, wonach 30 % der Betriebe bis 2030 auf Ökolandbau umstellen sollen, sei mit Blick auf die Realität kritisch zu hinterfragen.

Kritik an Özdemirs Bio-Strategie

In Medienberichten habe er zuletzt das Zitat von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir gelesen: "In den letzten Jahren haben immer mehr Höfe auf Ökolandbau umgestellt und das erfolgreich für Mensch, Umwelt und Natur." "Ich weiß nicht, woher der Bundesminister diesen Optimismus nimmt. Bio ist in Deutschland kein Wachstumsmarkt – der Preisunterschied auf Erzeugerseite bei konventionellem und Bio-Weizen beispielsweise lässt keinen Massenmarkt erkennen", so Köckler.

Man müsse ohnehin weg von einer Verbots- und hin zu einer Anreizpolitik. CO2 beispielsweise zu verteuern, um Knappheit zu generieren und im Sinne der sozialen, nachhaltigen Marktwirtschaft zu flankieren, sei ein Weg. Es brauche aber auch andere Möglichkeiten.

Verbrenner-Ende noch in weiter Ferne

Die Agravis setzt unter anderem auf sogenannte HVO-Kraftstoffe. Unter den Eigenmarken "Bionergy Diesel 90" und "Bionergy Diesel 25" hat das Unternehmen zwei klimaschonende Dieselkraftstoffe auf den Markt gebracht. Sie sind bereits an ersten Raiffeisen-Stationen im Münsterland erhältlich. Die genannten Produkte bestehen im Falle von "Bionergy Diesel 25" zu einem Drittel, bei "Bionergy Diesel 90" sogar zu 100 % aus erneuerbaren und nachhaltigen Rohstoffen und werden zum Beispiel aus gebrauchtem Pflanzenfett hergestellt.

Die Zusammensetzung bewirke, dass die CO2-Emission um bis zu 90 bzw. um bis zu 25 % reduziert werden könne. "Solange es noch Verbrenner im Straßenverkehr gibt, ist der klimaschonende Diesel ein sofort wirksamer Nachhaltigkeitsbaustein", so Köckler.

Köckler sieht in diesem Zusammenhang das Ende der Verbrenner-Technologie noch in weiter Ferne. Vor allem von einem Durchmarsch der Elektromotoren in Traktoren innerhalb kurzer Zeit könne keine Rede sein. "Auch wenn es nicht modern klingt, aber wir trauen uns in den heutigen Zeiten immer noch und bauen auch im Jahr 2024 Tankstellen der herkömmlichen Art und Weise. Denn wir wissen, dass der Verbrennermotor in den kommenden 15, 20 Jahren weiter genutzt wird. Gerade auf dem Land und im Segment Schwerlast."

Köckler begrüßt Mehrwertsteuer auf Fleisch

Sorge bereitet Köckler der Stillstand in der Tierhaltung. Es werde kaum noch investiert. Dabei sei die tatsächliche Lage aus seiner Sicht auf den Höfen viel besser als die Stimmung. Was den Landwirten aber fehle, sei eine verlässliche Perspektive – vor allem wenn es um den Umbau der Ställe für mehr Tierwohl gehe. Daher begrüßt Köckler auch die nun ins Spiel gebrachte Mehrwertsteuererhöhung auf Fleisch. Die Regierung laufe aber Gefahr, sich im Klein-Klein zu verlieren. Es brauche schnelle Lösungen wie beispielsweise Zuschüsse für den Bau neuer Ställe. „Wir müssen in die Gänge kommen“, so Klöckler.

Über die Agravis

Die Agravis Raiffeisen AG ist mit einem Umsatz von circa 8,8 Mrd. € als eines der größten norddeutschen Unternehmen im Landhandel. Das Ergebnis vor Steuern betrug 2023 rund 65 Mio. €.

Die Geburtsstunde der Agravis Raiffeisen AG schlug im Jahr 2004, als sich die Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG (RHG) und die Raiffeisen Centralgenossenschaft Nordwest eG (RCG) in Münster zusammenschlossen. Gegenwärtig zählt das Unternehmen rund 6.850 Angestellte an 400 Standorten deutschlandweit.

Neben den traditionellen Tätigkeitsfeldern der Agrarbranche, wie Futtermittel, Getreide, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Ölsaaten, ist die Unternehmung zudem im Baustoffhandel aktiv und unterhält im Rahmen der Raiffeisen-Märkte Einzelhandelsaktivitäten.

Sagen Sie uns Ihre Meinung

Was denken Sie über die Zwischenbilanz der Proteste? Wie sehen Sie die Bio-Strategie der Regierung? Ist die Zeit der Verbrenner-Motoren in der Landwirtschaft schon in absehbarer Zeit vorbei?

Schreiben Sie uns gerne an diethard.rolink@topagrar.com.

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