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Im Februar standen die Strompreise überwiegend unter Druck. Vor allem die erste Woche beeindruckte mit hoher Windstromerzeugung. Sechs Tage am Stück erreichten On- und Offshore-Windräder nahezu durchgängig eine Leistung zwischen 40 und 50 Gigawatt. Zur Einordnung: Der Gesamtstromverbrauch Deutschlands liegt in dieser Jahreszeit zwischen 45 Gigawatt (nachts) und 70 Gigawatt (tagsüber) liegt.
Analysten sagen: „Bären am deutschen Strommarkt mögen es warm, windig und sonnig.“ Und so gab in der zweiten Monatshälfte die Februarsonne einen sanften Vorgeschmack auf die Solarsaison. Zwar erreichte die PV-Erzeugung „nur“ an drei Tagen die 20-Gigawatt-Marke, doch war die Wirkung auf die Strompreise am Spotmarkt unmittelbar: Trotz vergleichsweise schwachem Wind erreichten die Preise im Day-Ahead-Markt nur selten und vor allem nur für wenige Stunden an Vor- oder Nachmittag die Marke von 100 €/MWh.
Strompreise minus 20 %
Im Vergleich zum Vormonat sanken die über alle Stunden des Monats gemittelten Durchschnittspreise im Day-Ahead-Handel der Spotbörse auf einen Wert von 6,134 Cent/KWh (-19,89 % zum Vormonat) und erreichten damit den tiefsten Stand seit Mai 2021. Photovoltaikproduzenten kamen auf 5,875 Cent/KWh (-22,03 % zum Vormonat), Windmüller an Land auf 5,335 Cent/KWh (-17,95 %). Windmüller auf See erreichten einen Durchschnittswert von 5,655 Cent/KWh (-20,78 %) (siehe Übersicht).
Nur 1x Negativpreise
Wie bereits im Vormonat schwächte sich auch im Februar gegen den Trend der Vormonate das Aufkommen anhaltender negativer Preise ab. Lediglich am 5. Februar sanken
die Strompreise mindestens vier Stunden hintereinander in den negativen Bereich, was das Inkrafttreten der 4H-Regel nach § 51 EEG verursachte und eine Kürzung des anzulegenden Werts nach sich zieht.
Reichlich amerikanisches Gas in Europa
Auch am Gasmarkt standen die Preise im Februar unter Druck. Sowohl die milden Temperaturen als auch die globale Marktlage führten zu einem Überangebot an Erdgas. Zusätzlich waren die deutschen Gasspeicher am Monatsende mit knapp 69 % überdurchschnittlich gefüllt. Auch die Nachrichtenlage aus Übersee beförderte niedrige Preise: Geringe Nachfrage nach Flüssiggas in Asien sowie die teilweise blockierten Schifffahrtswege im Nahen Osten ließen amerikanisches LNG in Europa anlanden. Im Monatsverlauf sank der Erdgaspreis im Großhandel von rund 29 €/MWh auf 25 €/MWh.
Auch langfristiger Strom günstiger
Wenig überraschend: Auch am Terminmarkt, an dem langfristige Stromhandelskontrakte gehandelt werden, gaben die Preise im beschriebenen Marktumfeld weiter nach. Erstmals seit 2021 unterbot der Preis für ein Base-Frontjahr zwischenzeitlich sogar die Marke von 70 €/MWh, um den Monat bei 74,54 €/MWh zu beenden.
Preise für Regelenergie fallen
Ebenfalls im Sog sinkender Preise befindet sich der Regelenergiemarkt, über den die deutschen Übertragungsnetzbetreiber kurzfristige Reserven zur Stabilisierung der Netzfrequenz besorgen. Bei konstanter Vorhaltung und Bezuschlagung von 1 MW an regelbarer Leistung konnten Anbieter in der negativen Sekundärreserve im Februar einen Durchschnittspreis von 3.571 €/MW erzielen (- 24,2 % zum Vormonat), in der positiven Sekundärreserve 3.361 €/MW (- 27,64 %). Auch die Preise für positive und negative Minutenreserveleistung und Primärregelleistung sanken erneut ab.
Lediglich zu Beginn des Monats, als starker Wind die Residuallast in der Nacht auf sehr geringe Niveaus drückte, waren die ersten beiden Zeitscheiben (0-8 Uhr) in der negativen Sekundärreserve und negativen Minutenreserve vergleichsweise lukrativ. Im weiteren Monatsverlauf gaben die Preise für Regelreserven dann nach, da bei einer Residuallast um die 40 Gigawatt nach Aussetzen der starken Windeinspeisung sich viele konventionelle Kraftwerke in Teillast am Netz befanden und entsprechend hohe Reserven sowohl in die negative wie in die positive Richtung verfügbar waren.