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topplus Transport von Bullenkälber

Kälber profitieren von der 28 Tage-Regelung

Als das Mindesttransportalter von Kälbern Anfang 2023 erhöht wurde, überwog die Skepsis. Nach den ersten Durchgängen in der Kälbermast fällt das Zwischenfazit deutlich freundlicher aus.

Lesezeit: 5 Minuten

Unser Autor Mathias Klahsen von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Kälbermarkt. Er zieht ein Zwischenfazit für top agrar.

Auch nach knapp einem Jahr sind sich die Experten noch nicht ganz einig, welche Vor- und Nachteile das erhöhte Mindesttransportalter bei Kälbern hat. Klar ist allerdings: Das große Chaos durch die Neuerungen in der Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) ist ausgeblieben. Kurz zur Erinnerung:

Milchviehhalter befürchteten größere Investitionen. Außerdem zweifelten sie daran, dass der Mehraufwand der mindestens 14 Tage längeren Aufzucht durch höhere Marktpreise ausgeglichen wird. Zusätzliche Kosten entstehen durch Arbeit, Fütterung und Einstreu. Allein die variablen Kosten schätzen Berater auf mindestens 80 € pro Kalb unter folgender Annahme: Tränke mit 160 g/l MAT (50 % MMP), Lohnkosten (20 €/h) sowie Stroh.

Kälberhändler erwarteten eine höhere Arbeitsbelastung beim Verladen schwererer Tiere, einen erhöhten logistischen Aufwand und Platzmangel in den Sammelstellen.

Mäster fürchteten, dass die Kälber wegen unterschiedlicher Aufzuchtbedingungen in den Milchviehbetrieben weniger einheitlich sind und schlechtere Mastresultate bringen.

Kälber sind vitaler

Nach Abschluss der ersten Mastdurchgänge im August und September hat sich die Stimmung zumindest un­ter den Mästern verbessert. ­Die höheren Einstallgewichte der über 28 Tage alten Kälber machen die Tiere vitaler. Bei den ersten Betrieben hat sich die Mastdauer durch das höhere Einstallgewicht entsprechend verkürzt. Auch die Befürchtungen, dass sich die Kälber schlechter vom Tränkenuckel entwöhnen, haben sich nicht bewahrheitet. Zudem lassen sich die älteren Tiere besser treiben, da sie sicherer auf den Beinen stehen.

Das Zwischenfazit zur Tiergesundheit ist nicht so eindeutig: So berichten vereinzelt Kälbermäster einerseits von vermehrten Atemwegsinfekten, gerade zu Mastbeginn, andererseits aber von weniger Durchfallerkrankungen. Allerdings sind für verlässliche Schlussfolgerungen weitere Daten bzw. Mastdurchgänge erforderlich, die auch zu unterschiedlichen Jahreszeiten starten. Die ersten Durchgänge haben mit „Winterkälbern“ begonnen, was nicht repräsentativ für das ganze Jahr ist. Das Gleiche gilt für die Tierverluste. Bisher scheinen die Verlustraten im Schnitt geringer zu sein als in den Vorjahren.

Kosten nicht gedeckt

Während also die Rückmeldungen von Mästern überwiegend positiv sind, ­haben sich die Befürchtungen der Milchviehhalter eher bestätigt. Viele Betriebe haben zusätzliche und größere Kälberiglus angeschafft und zum Teil mehrere Tausend Euro investiert. Die Herkunftsbetriebe kritisieren weiterhin die zu niedrigen Erlöse am Markt. Die Ab-Hof-Preise haben seit Jahresbeginn die theoretischen Mehrkosten von mindestens 70 bis 90 € pro Kalb zu keinem Zeitpunkt gedeckt, wie die Übersicht zeigt. Das gilt sowohl für schwarzbunte Kälber als auch Weiß-Blaue-Belgier (WBB) Mastkreuzungen.

Im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum sind die mittleren Ab-Hof-Preise in Niedersachsen im Jahr 2023 für männliche Schwarzbunte nur um rund 31 €/Kalb gestiegen. Für die WBB-Mastkreuzungen war es etwas mehr, aber mit rund 35 €/Kalb ebenfalls viel zu wenig. Der Hinweis, das Geld werde schließlich mit der Milch verdient und nicht im Kälberverkauf, ist dabei nur ein schwacher Trost.

Höhere Erlöse für ­Programmkälber?

Was bei den bisher bezahlten Preisen noch auffällt, ist die große Preisspanne zwischen den Kälbern 1. Qualität (Schwarzbunt: > 65 kg LG, Kreuzungen: > 70 kg LG) und Kälbern 2. Qualität (Schwarzbunt: > 55 – 65 kg LG, Kreuzungen: > 55 – 70 kg LG). Die Preisschere zwischen schweren und leichteren Kälbern geht auseinander. Die Differenz lag 2022 in Niedersachsen bei 33 € und stieg im laufenden Jahr um rund 20 % auf 40 €.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die sehr unterschiedlichen Haltungs- und Fütterungsbedingungen in den Milchviehbetrieben wirken sich in vier Wochen deutlicher auf ein Kalb aus als es die bisherigen zwei Wochen taten.

Hier setzen auch standardisierte Programme zur verbesserten Kälberaufzucht an, von denen die Milchviehbetriebe doppelt profitieren könnten. Zum einen erreichen die Kälber durch die bessere Aufzucht höhere Gewichte und dadurch auch höhere Ab-Hof-Preise. Und zum anderen profitieren auch die im Betrieb verbleibenden Kälber von der optimierten Aufzucht.

Hauptziel dieser Programme ist jedoch, eine möglichst gleichmäßige Basis für die Kälbermast zu schaffen. Bisher wird für die Teilnahme an diesen Programmen in der Regel aber kein gesonderter Bonus auf die marktüblichen Zuschläge für schwerere Kälber gezahlt.

Stabile Kalbfleischnachfrage

Das könnte sich künftig ändern, denn die Rahmenbedingungen für gute und schwere Mastkälber dürften sich verbessern. Die Nachfrage nach Kalbfleisch ist im Vergleich zu den anderen Fleischarten in den vergangenen Jahren relativ stabil, während die Zahl der Nutzkälber stetig zurück geht. Für die kommenden Jahre ist daher mit einem härteren Wettbewerb um schwere Kälber zu rechnen.

Deutscher Alleingang:Transport ab 28 Tagen

Seit dem 1. Januar 2023 ist die Übergangsfrist der Änderung der Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) ausgelaufen. Damit ist die Anhebung des Mindesttransportalters von Kälbern auf 28 Tage verbindlich einzuhalten. Mit dieser Änderung hat Deutschland in der EU einen Alleingang vollzogen.

Die aktuell geltende EU-Verordnung (EG) Nr. 1/2005 schreibt auch weiterhin ein Mindesttransportalter von 14 Tagen vor. Aber auch in Brüssel gibt es Forderungen, die eine Anhebung auf 35 Tage beinhalten. In den Niederlanden liegt ebenfalls ein Antrag zur Anhebung des Transportalters vor.

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