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Qaim: Der Ukraine-Krieg kann Millionen Menschen in den Hunger treiben

Durch den Krieg in der Ukraine drohen Ernteausfälle in der Kornkammer Europas. Eine Hungerkrise verschärft sich. In einem FAZ-Interview zeigt Agrarökonom Matin Qaim mögliche Folgen auf.

Lesezeit: 4 Minuten

Vor drastischen Folgen für die globale Ernährungssicherheit warnt Agrarökonom Prof. Matin Qaim, sollte der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine noch länger andauern. Die Ukraine und Russland gelten als die Kornkammern der Welt. Doch seit Kriegsbeginn wird aus beiden Ländern fast kein Getreide mehr exportiert. Auch für Mais und Sonnenblumenöl sind beide Länder wichtige Exporteure. Ob die Landwirte in diesem Jahr überhaupt ernten können, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Der Ukraine-Krieg verschärft damit womöglich bald den Hunger von Millionen weiteren Menschen.

In Europa und Amerika seien die Lagerbestände an Getreide eher gering, in China und Indien scheinen sie noch vergleichsweise groß zu sein. „Diese Bestände könnten vorübergehend helfen, eine Hungerkatastrophe zu vermeiden. Aber falls Russland und die Ukraine als Lieferanten komplett ausfallen, werden wir auch damit nur einige Monate über die Runden kommen“, so Qaim in einem FAZ-Interview.

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Falls Russland und die Ukraine als Lieferanten komplett ausfallen, werden wir mit den Lagerbeständen nur einige Monate über die Runden kommen“ – Qaim

Jedes Land versuche gerade Lebensmittel für die eigene Bevölkerung herbeizuschaffen. Deshalb koste Weizen auf dem Weltmarkt jetzt mehr als in den vergangenen Jahrzehnten. Die Preise für andere Lebensmittel folgen dieser Entwicklung. Deshalb werde der Krieg auch nicht nur in Ägypten, Libyen und Libanon zu Hunger und Unterernährung führen, auch wenn das die Hauptabnehmerländer für Exporte aus Russland und der Ukraine seien, so der Agrarökonom.

Steigende Lebensmittelpreise könnten sich in Deutschland die meisten Menschen leisten. In weiten Teilen Afrikas und Südasiens gehe das Einkommen dagegen fast komplett für Lebensmittel drauf. Wenn dort das Brot um ein paar Cent teurer werde, können sich die Bürger es sich schlicht weg nicht mehr leisten.

Russland und die Ukraine sind zudem wichtige Lieferanten für Dünger. Die steigenden Düngemittelpreise sind laut Qaim vor allem für die ärmsten Länder in Afrika ein großes Problem. In Afrika werde ohnehin wenig gedüngt. Wenn es wegen der Düngemittelknappheit noch weniger wird, könnten die Erträge dort um 20 bis 30 % sinken. Wie bereits ukrainische Landwirte gegenüber top agrar berichteten, schätzt auch Qaim, dass in der Ukraine in diesem Frühjahr die Aussaat zum Großteil ausfallen wird, weil in den Kriegswirren keine Feldarbeit stattfinden kann. Ob die bereits bestellten Felder bearbeitet und im Sommer geerntet werden können, entscheide sich in den nächsten Monaten. „Bei Russland ist die Frage, ob die Einschränkungen im Zahlungsverkehr auch den Agrarhandel erschweren oder ob es sogar noch ein Embargo für Nahrungsmittel geben wird“, so Qaim gegenüber der FAZ.

Welthandel muss so offen wie möglich bleiben

Es sei jetzt wichtig, die Handelswege offen zu halten. Alle Länder müssten jetzt ihre Verantwortung für die Welternährung wahrnehmen. Ungarn habe wegen der gestiegenen Weizenpreise einen Exportstopp verhängt, damit die eigene Bevölkerung keine höheren Preise für Lebensmittel bezahlen muss. Auch Indien liebäugele mit einem ähnlichen Schritt. Thailand und Vietnam könnten darauf kommen, einen Exportstopp für Reis zu verhängen. „Aber dann steigen die Preise auf dem Weltmarkt noch mehr, und am Ende sind die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt die Leidtragenden." Genauso sei es in der Lebensmittelpreiskrise von 2007/2008 gelaufen.

Keine Äcker stillegen

Hunger sei nicht ein Problem der Verteilung, sondern auch ein Problem der knappen Mengen. Auch in Deuschland sollten wir uns laut dem Experten fragen, wie sich die Nahrungsmittelproduktion weiter steigern lässt. „Wir leben in einer klimatisch günstigen Region mit guten Böden. Die sollten wir für den Anbau von Nahrungsmitteln nutzen, anstatt Äcker stillzulegen.“ Eine staatliche Förderung von Biokraftstoff hält Quaim für einen Fehler, solange dafür Mais, Raps oder Soja verwertet werden. „Wenn sich damit eine Hungersnot lindern lässt, sollten wir die Pflicht zur Beimischung von Biokraftstoff zu Diesel und Benzin zumindest vorübergehend aussetzen.“

In unserem Liveticker informieren wir Sie laufend über die Auswirkungen des Konflikts auf die Agrarmärkte und weitere Entwicklungen in der Energiekrise.

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