Die EU-Landwirte- und Genossenschaftsverbände Copa und Cogeca senken wegen der sich rapide verschlechterten Wetterbedingungen ihre ursprünglich positiven Aussichten auf die Getreideernte 2023 in der EU dramatisch. Sie erwarten nun mit 256 Mio. t das möglicherweise schlechteste Ergebnis seit 2007 und 10% weniger Erntemenge als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Das berichtet der österreichische Pressedienst aiz.info.
Viele Landwirte könnten damit ihre Produktionskosten nicht decken, weshalb die Verbände von der EU-Kommission dringlich umgehende Maßnahmen zur Bewältigung der schwierigen Situation 2023 und deren Folgen für 2024 einfordern.
Schon im Mai sei evident gewesen, dass manche Regionen wie Spanien, Portugal und Norditalien schwere Ertragsverluste bis zu 50 % zu erwarten hätten, dennoch sei man da wegen einer Verbesserung der Witterungsverhältnisse in Nord- und Osteuropa noch von einer insgesamt stabilen Produktionsmenge in der Union ausgegangen.
Unglücklicher Weise hätten sich aber seither die Verhältnisse mit einer Dürre in der gesamten EU dramatisch verschlechtert. Nunmehr befürchten Copa und Cogeca einen ernsthaften Produktionseinbruch vor allem bei Getreide nicht nur in Spanien, Portugal und Italien von nunmehr schon bis zu 60 % gegenüber dem Vorjahr, sondern auch über die ganze EU hinweg von etwa -20 % in Rumänien, -30 % in Finnland, -14 % in Polen, oder -35 % gegenüber der letzten Prognose vom Mai, heißt es.
EU-weit soll die Weichweizenernte nunmehr um 2,8 % unter der des Vorjahres zu liegen kommen, die von Durum um 9,7 % und jene von Gerste um 13,3 %. Die Ertragsverluste seien von ernsten Qualitätsproblemen in vielen Regionen begleitet. Obwohl die Ernteschätzung für Ölsaaten mit 32 Mio. t und für Eiweißpflanzen mit 3,8 Mio. t halbwegs gut bleibe, hätten die Wettereinflüsse auf die Qualität auch hier Verluste in der Profitabilität zur Folge.
Landwirte mit hohen Kosten doppelt getroffen - viele in unhaltbarer Lage
Doppelt getroffen seien die europäischen Landwirte neben den Ertragsausfällen von sehr hohen Inputpreisen und niedrigen Preiserwartungen für alle Kulturen. Düngemittel für die Ernte 2023 hätten 2022 in der Phase ihrer höchsten Preise gekauft werden müssen.
Die Futures-Preise seien mittlerweile auf 219 €/t für Mahlweizen und 407 €/t verfallen und brächten Landwirte in unhaltbar Situationen, zitiert aiz.info die Verbände weiter. Copa und Cogeca appellieren vor diesem Hintergrund an Flexibilität der Kommission bei der Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik GAP und dem Zugang zu den grundlegenden Förderinstrumenten sowie an Ausnahmeregelungen für das kommende Jahr.
Gleichzeitig fordern sie die Verlängerung der Aussetzung von Importzöllen auf Ammonium und Harnstoff sowie deren Ausweitung auf andere Mineraldünger beziehungsweise die Aussetzung von Antidumping-Maßnahmen.