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Schwarzmeerabkommen

Getreidedeal am Ende – Wird das Schwarze Meer zur neuen Front?

Das Abkommen, das den Ukraine-Export ein Jahr lang abgesichert hat, ist (vorläufig) gestoppt. Nun wird über Alternativen nachgedacht, die jedoch hohe Risiken für die Weltgemeinschaft bergen.

Lesezeit: 3 Minuten

Nach Russlands Ausstieg aus dem Getreidedeal hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Vereinten Nationen (UN) und der Türkei vorgeschlagen, gemeinsam mit der Ukraine den „Lebensmittelkorridor“ auch ohne Moskau fortzusetzen. Eine ähnliche Idee hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zuvor ebenfalls angedeutet.

Moskau: Keine Sicherheitsgarantien – Keine Sicherheit

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Dieser Plan wäre jedoch mit nicht zu vernachlässigenden Gefahren verbunden, wie Moskau nun noch einmal mit einer kaum verhohlenen Drohung unterstrichen hat. Der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow stellte gestern klar, dass die bisherigen Sicherheitsgarantien auf dem schwarzen Meer mit dem Getreidedeal erloschen sind und „ohne Sicherheitsgarantien gibt es bestimmte Risiken“.

Peskow meint damit nicht zuletzt, dass die Schwarzmeerroute nun aus Sicht Moskaus am oder sogar im Kampfgebiet liegt. Nach seinen Worten sollten „diese Risiken berücksichtigt werden“, wenn in puncto Exporte etwas ohne russisches Einverständnis realisiert wird.

Was passiert im Schwarzen Meer?

Tatsächlich wären in einem solchen Szenario Zusammenstöße zwischen russischen und türkischen Schiffen wohl kaum zu vermeiden. Sollte es dann zu Kampfhandlungen kommen, wäre der NATO-Bündnisfall nicht mehr weit – mit unabsehbaren Folgen für die geopolitische Lage.

Russland war am Montag aus dem vor einem Jahr geschlossenen Getreidedeal ausgestiegen. Der Kreml begründete den Schritt mit bisher nicht erfüllten russischen Forderungen, wie Erleichterungen für die eigenen Agrarausfuhren sowie dem Zugang der russischen Agrarbank zum internationalen SWIFT-Zahlungsverkehr. Kritisiert wurde aber auch, dass die Ukraine-Lieferungen nicht – wie vereinbart – in erster Linie in bedürftige Entwicklungs- und Schwellenländer gehen.

Wenig Getreide für hilfsbedürftige Länder

Tatsächlich hat Moskau hier einen wunden Punkt erwischt. Wie auch Bauer Willi auf seinem Blog berichtet, wurden laut Angaben der Vereinten Nationen (UN) im Rahmen der Black Sea Grain Initiative seit Inkrafttreten des Deals fast 33 Mio. t Agrarprodukte exportiert. Davon gelangten 8 Mio. t nach China, 6 Mio. t nach Spanien, 3,2 Mio. t in die Türkei und jeweils 2 Mio. t nach Italien sowie die Niederlande. Auf diese Länder entfielen zusammen 21,2 Mio. t oder gut 64 % aller ukrainische See-Exporte.

Dem standen gerade einmal 1,5 Mio. t Getreide gegenüber, die nach Ägypten gingen. Die fast schon regelmäßig von Hungerkatastrophen heimgesuchten Länder Äthiopien und Jemen erhielten über diese Transitroute gerade einmal 283.000 t bzw. 260.000 t.

Auch, wenn man sich die Zusammensetzung der Transporte anschaut, ergeben sich Fragen: Von den 33 Mio. t, die über den Getreidedeal verschifft wurden, entfielen 51 % auf Mais und 6 % auf Sonnenblumenschrot – beides klassische Futtermittel. Unklar ist auch, ob und wieviel von dem exportierten Weizen – immerhin 27 % der Ausfuhrmenge – im Futtertrog landete.

Das Problem ist schon länger bekannt, allerdings wird teils auch so argumentiert, dass die Ukraine-Exporte unabhängig von den Destinationen einen mäßigenden Einfluss auf die globalen Lebensmittelpreise entwickeln, da hierdurch schließlich das internationale Angebot steige.

Häfen Odessa und Tschornomorsk von russischen Raketen getroffen

Unterdessen hat Russland das Bombardement von Odessa fortgesetzt und auch den Hafen Tschornomorsk ins Visier genommen. Dabei sollen rund 60.000 t Getreide vernichtet worden sein. Seit dem Auslaufen des Getreidedeals sind in 48 h mindestens zwei Wellen von Raketenbeschuss gemeldet worden. Dabei wurden auch Teile des Hafengeländes von Odessa und dortige Anlagen getroffen. Während einige Medien vermuten, dass es sich um eine Vergeltungsaktion für den erfolgreichen Angriff auf die Kertsch-Brücke zur Krim handelt, gehen andere Beobachter davon aus, dass damit explizit auch die logistischen Exportkapazitäten der Ukraine zerstört werden sollen.

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