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topplus Das Erfolgsrezept

So hält die Goldschmaus Gruppe ihre Schweinehalter

Die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei. Goldschmaus bindet seit Jahren Tierhalter stark ein. Das scheint sich auszuzahlen, denn die Gruppe wächst gegen den Trend. Was ist das Erfolgsrezept?​

Lesezeit: 6 Minuten

Die Goldschmaus Gruppe aus dem niedersächsischen Garrel pflegt ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl. Die Keimzelle des Unternehmens waren 1988 knapp drei Dutzend Landwirte aus der Region Bösel bei Oldenburg, die eine Erzeugergemeinschaft (EZG) gründeten und damals etwa 70.000 Schweine pro Jahr gemeinsam vermarkteten.

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Den klassischen Weg der EZG verließen die Landwirte dann 1993, als sie das Fleischzentrum in Garrel übernahmen. Von nun an musste die Organisation nicht nur Lebendvieh, sondern auch Fleischprodukte vermarkten. Rückblickend ist es eine Erfolgsgeschichte, denn das Unternehmen steht heute gut da. Es wächst gegen den Trend weiter und betreibt zwei Schlachthöfe, in denen insgesamt rund 1,7 Mio. Schweine und 80.000 Rinder verarbeitet werden.

Struktur der Gruppe

Dabei hat die Gruppe eine eher ungewöhnliche Gesellschafterstruktur. 52 % des Unternehmens gehören den Landwirten bzw. Mitgliedern der EZG Oldenburger Münsterland eG, die ihre Mitgliederzahl in diesem Jahr durch eine Fusion auf rund 1.000 nahezu verdoppeln konnte. Die restlichen Gesellschaftsanteile gehören je zur Hälfte zwei Futtermittelfirmen aus der Region: Fleming + Wendeln aus Garrel und GS agri aus Schneiderkrug.

Die Firmenlenker versuchen seit jeher Trends und Entwicklung frühzeitig zu erkennen und zu nutzen. So hat sich das Unternehmen seit Jahrzehnten 5xD auf die Fahnen geschrieben, um die heimischen Ferkelerzeuger zu unterstützen und nutzt dies auch in der Vermarktung. Die Wertschätzung den Mitgliedern gegenüber drückt sich seit 2013 auch in einem eigenen Label aus, das „Die Marke der Bauern“ heißt und nach Aussage des Unternehmens im Lebensmitteleinzelhandel etabliert ist.

Landwirte eingebunden

„Bei allen strategischen Entscheidungen werden die Mitglieder stets mit eingebunden“, erklärt Dr. Gerald Otto. Er arbeitet seit 14 Jahren für Böseler Goldschmaus und ist für Tierschutz, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Das Ehrenamt der EZG diskutiert und trägt alle Beschlüsse mit. Bei komplexen Themen werden zudem Arbeitsgruppen aus Landwirten und den zuständigen hauptamtlichen Mitarbeitern gebildet. Aktuell gibt es eine Gruppe zum Thema Futtermittel und eine weitere zu Tierschutz. „Wir versuchen immer der Zeit etwas voraus zu sein und lagen oft richtig“, sagt Otto nicht ohne Stolz und nennt ein paar Beispiele:

  • Alle Schweine und Rinder, die geschlachtet werden, müssen in Deutschland geboren sein.
  • Alle männlichen Ferkel werden in der Gemeinschaft mit Isofluran betäubt und kastriert. Ferkelerzeuger erhalten dafür den empfohlenen Aufschlag von 2 € je Ferkel.
  • 2017 hat die Gruppe bereits die Werkverträge abgeschafft und für die eigenen Mitarbeiter bezahlbaren Wohnraum geschaffen.

Otto räumt ein, dass nicht jede Entscheidung „fruchtbar“ war. „Wir ­haben vor einigen Jahren versucht GVO-freie Fütterung bei Schweinen zu etablieren.“ Dieses Ziel musste das Unternehmen wieder revidieren, weil der Markt die Mehrkosten nicht tragen wollte.

Von gelegentlichen Fehleinschätzungen lässt man sich bei Goldschmaus nicht entmutigen. Es gibt bereits neue Pläne: So hat die Gruppe bereits jetzt bei Schweinefleisch einen ITW-Anteil von ca. 90 %. Spätestens ab Sommer sollen in Garrel nur noch ITW-Schweine geschlachtet werden. Außerdem sollen künftig die CO2-Emissionen der Betriebe transparent erfasst und der Fußabdruck von Fleisch verkleinert werden. Dafür arbeitet Goldschmaus mit vielen Unternehmen zusammen, um die Berechnungen zu automatisieren und den Aufwand für die Landwirte gering zu halten.

Gute Auszahlungspreise

Bei den Landwirten kommt der Verbund gut an. „Die Mitgliederzahl ist stabil und es gibt wenig Fluktuation“, erklärt Otto. Entscheidend dürfte für die Erzeuger aber nicht zuletzt sein, ob Böseler Goldschmaus trotz der oft „teuren“ Beschlüsse wettbewerbsfähig auszahlt.

Das scheint zu gelingen, wie Stefan Klaus bestätigt. Der 38-jährige Landwirt hält 650 Sauen im geschlossenen ­System und ist seit vielen Jahren über die Erzeugergemeinschaft ein Teil der Goldschmaus Gruppe. „Ich erreiche bei niedrigen Vorkosten deutlich über 10 Cent Aufschlag auf die Schlachtschweinenotierung“, berichtet Klaus. Darin enthalten sind die 5,28 € ITW-Zuschlag und die Boni für Gesundheit und Nachhaltigkeit. Klaus betont aber, dass er weiterhin kritisch ist: „Ich habe in der Vergangenheit auch schon mal das eine oder andere abseits von Böseler durchgerechnet“, erzählt er. Für seinen Betrieb bietet Böseler Goldschmaus aber ein gutes Paket und nimmt ihm den Vermarktungsstress.

Informationsaustausch

Klaus sieht auch Vorteile in dem intensiven und schnellen Informationsaustausch. „Wenn meine Schweine geschlachtet sind, bekomme ich über eine App direkt die Ergebnisse zugeschickt“. Jedes Mitglied kann auf die ANW-Stallprofi-App kostenfrei zugreifen. Sie enthält neben den Schlachtdaten auch Befunddaten und wertet Tageszunahmen und Futterverwertung direkt aus. In der App kann sich der Landwirt dann bequem mit dem Durchschnitt aller Betriebe vergleichen. „Das sorgt dafür, dass wir insgesamt immer besser werden“, ist Otto überzeugt.

Die Berechnungen der Mastleistung ist möglich, weil die teilnehmenden Schweinehalter die Futterkäufe eingeben oder sogar über Schnittstellen vom Futterlieferanten direkt übermitteln lassen können.

Eigene Berater

Für die optimale Produktion hat die EZG Oldenburger Münsterland mit der ANW (Agrarmanagement Nord-West eG) einen Bündler und mit der NLW (Nachhaltige landwirtschaftliche Wertschöpfung GmbH) eine Beratung integriert. Insgesamt sind es rund 30 Berater die mehr oder weniger ausschließlich für EZG-Betriebe arbeiten. Beide Organisationen bieten ihre Dienstleistungen zwar auch extern an, aber für Mitglieder ist die Beratung eben kostenfrei.

„Sie nehmen mir einfach Arbeit ab“, erklärt Klaus. So hat die NLW für die Landwirte beispielsweise die Schad­nagerbekämpfung ausgeschrieben und auch getestet, welches Isoflurangerät am besten funktioniert. Das hat Klaus viel Büroarbeit erspart. „Am Ende bin ich aber weiterhin frei in meiner Entscheidung, ob ich ein anderes Gerät oder eine andere Dienstleistung nutze“, erklärt der Landwirt zufrieden.

Gemeinsamer Futtereinkauf

Das gilt auch für die Futterausschreibungen, die die EZG organisiert. Die Anforderungen legt die Arbeitsgruppe Futtermittel fest und schreibt sie aus. Neben den beiden Mit-Gesellschaftern nehmen drei weitere regionale Futtermischer teil. „Das ist wichtig, weil ich wissen will, ob die Preise marktgerecht sind“, stellt Sauenhalter Klaus klar. Am Ende steht aber auch dann jedem Mitglied frei, unter den fünf Angeboten auszuwählen oder doch einen ganz anderen Anbieter zu nehmen. Wer allerdings in die hauseigene Marke „Die Marke der Bauern“ liefert, muss das Futter gemäß der Ausschreibungsbedingungen kaufen. Außerdem sind jährliche QS-Audits Pflicht.

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