Einem verfrühten Vegetationsstart durch einen milden März folgte ein relativ kühler April mit schweren Frostschäden zu Beginn des Monats. Nach einer trockenen ersten Aprilhälfte führten sehr niederschlagsintensive Wochen, insbesondere im Osten und Süden Österreichs, zu Überschwemmungen. Ebenso kam es zu ersten Hagel- und Sturmschäden an landwirtschaftlichen Kulturen. Es ist bisher schon ein herausforderndes Jahr.
Nun ist auch die Trockenheit in den letzten Wochen regional ein Thema geworden: So gibt es insbesondere in Oberösterreich seit Mitte Mai Niederschlagsdefizite von rund 70 % im Vergleich zum 10-jährigen Niederschlagsmittel.
Prognosen mittels Satellitendaten
Prognosen über den Ertrag sind schwierig, deshalb setzt die Hagelversicherung auf das Ertragsprognoseservice YPSILON® der Firma VISTA GmbH in München. es kombiniert hochmoderne Copernicus-Satellitendaten der European Space Agency (ESA) mit einem Pflanzenwachstumsmodell und ermöglicht so großräumige Ertragsvorhersagen. Dabei wird der Biomasseaufwuchs kontinuierlich dokumentiert und der Einfluss von Wasser-, Kälte- oder Hitzestress auf die Ertragsbildung berechnet.
Vorhersagen bis auf Bezirksebene
Die Vorhersagen sind erstmals auf Bezirksebene möglich. „Satellitendaten sind für uns als agrarischer Spezialversicherer seit Jahren ein wichtiges Werkzeug. So nutzen wir die Copernicus-Daten der ESA schon seit mehr als fünf Jahren für die Schadenerhebung. Wir sind hier Pionier und stellen sie auch allen versicherten Landwirten kostenlos für ihr betriebliches Management und zur Übersicht des Pflanzenwachstums zur Verfügung. Wir versichern nicht nur Hagel, Überschwemmung, Sturm und weitere Risiken, sondern bieten neben einer Dürreertragsversicherung auch Dürreindex-Produkte an. Und gerade beim Risiko Dürre nehmen die Schäden zu. Im heurigen Jahr beträgt der Dürreschaden bei Weizen aktuell rund 20 Mio. €“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger.
Weizenerträge sinken leicht unter den 10-Jahres-Durchschnitt
Aktuell geht die Hagelversicherung aufgrund der Prognosen der Fernerkundungsspezialisten von einer Weizenernte in den sonst ertragreichen Gebieten in Oberösterreich von rund 5.000 bis 6.000 kg pro ha aus. "Das ist ca. 25 % weniger als im 10-jährigen Durchschnitt. In Niederösterreich, im Burgenland und in der Steiermark sind durchschnittliche und regional leicht überdurchschnittliche Erträge zu erwarten. Das Wetter bis zum Erntebeginn in der kommenden Woche im Osten kann aber noch immer bedeutenden Einfluss nehmen, da Hagel oder schwere Stürme den erwarteten Ertrag zunichtemachen können. Insgesamt ist aber aktuell in Österreich mit einer leicht unterdurchschnittlichen Weizenernte 2023 zu rechnen“, sagt Weinberger.