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Brandschaden

Mehr Brände in der Landwirtschaft: Wenn das Lebenswerk in Flammen aufgeht

22 % der Brände in Österreich passieren in der Landwirtschaft. Familie Miedl aus Oberwölz hat Haus und Hof durchs Feuer verloren und schildert den Wiederaufbau.

Lesezeit: 6 Minuten

"Wir dachten es hagelt“, erinnert sich Bernhard Miedl. Als er und seine Frau Elisabeth am 6. Juni 2019 aus dem Fenster schauten, schlugen Flammen aus dem Dach ihres Milchviehstalls. Der vermeintliche Hagel waren die berstenden Dachziegel.

Die Schwiegertochter samt Enkelkind brachte sich sofort in Sicherheit und fuhr weg vom Hof. „Wir haben die Kühe noch gerettet. Meine Frau wollte noch die Kälber raustreiben und wir sind in den brennenden Stall gelaufen“, schildert Miedl.

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Schnell gelesen

Der Hof der Familie Miedl in Oberwölz wurde 2019 ein Raub der Flammen, sie haben alles wieder aufgebaut.

Bei Versicherungen gilt es immer, zu verhandeln, damit der optimale Schutz im Schadensfall gewährleistet ist.

Die Brandursache wird ermittelt und ob Fahrlässigkeit im Spiel war. Im schlimmsten Fall geht es vor Gericht.

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit stellt trotz eines Rückgangs der landw. Betriebe, einen leichten Anstieg der Brände in der Landwirtschaft fest.

Die Schadenshöhe nach Bränden in der Landwirtschaft steigt in den vergangenen Jahren an.

Für die Kälber kam jede Hilfe zu spät. „Im Nachhinein war es nicht schlau, dass wir uns selber in solche Gefahr gebracht haben“, sagt Elisabeth Miedl. Sie kann nur jedem Bauern raten, dieses Risiko nicht einzugehen. Wenig später griffen die Flammen auf den Balkon des Wohnhauses über.

120 Feuerwehrleute versuchten mehrere Stunden, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Haus und Stall brannten komplett nieder, alle Maschinen waren zerstört. Vier Kälber, zwei Schweine und einige Hühner verendeten. Elisabeth Miedl kam mit Verbrennungen davon. Die Familie stand plötzlich vor dem Nichts.

Mehr Brände und höhere Schadenssummen

Kein Einzelfall, 22 % aller Brände in Österreich passieren im Bereich der Landwirtschaft, heuer kam es bereits zu mehreren Großbränden auf Gehöften. Laut einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit sind trotz der sinkenden Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe die Brandereignisse in den vergangenen Jahren in der Landwirtschaft sogar leicht angestiegen. Obwohl die Gesamtzahl der Vorfälle nur um ca. 38 % gestiegen ist, ist ein sehr deutlicher Anstieg der Schadenssummen von fast 95 % zu sehen, wie die Daten der Brandverhütungsstellen zeigen.

Übersicht: Anzahl von Bränden und Schadenssummen

Häufige Brandursachen

Familie Miedl kann Besucher mittlerweile wieder durch ihren neuen Laufstall für die 20 Milchkühe führen und im neu errichteten Wohnhaus empfangen. „Wir haben vieles wieder genauso aufgebaut, wie es vor dem Brand war“, sagt Elisabeth Miedl in der Küche des Mehrgenerationenhauses.

Ausgelöst haben den Brand laut den Brandermittlern Sägezähne einer Kreissäge. „Drei gehärtete Sägezähne sind abgebrochen, mein Sohn hat es bemerkt und ein paar Stunden später noch in der Absaugung nachgesehen, ob eh nichts brennt“, schildert Miedl. Am Abend stand der Stall in Vollbrand.

Die Brandursache wird von der Polizei und Sachverständigen ermittelt. „Für die Versicherung ist wichtig, ob die feuerpolizeilichen Auflagen und Sicherheitsvorschriften, aber auch die Versicherungsbedingungen eingehalten wurden“, weiß Franz Stephan Innerhuber. Mit seinem EFM-Versicherungsmaklerbüro in St. Valentin hat er sich auf die Landwirtschaft spezialisiert. Oft ist es Selbstentzündung von Heu und Stroh, die zu Bränden führt. Aber auch Defekte an elektrischen und technischen Anlagen werden immer häufiger Ursache, sagt Innerhuber.

Auf Normen achten

Der Brandauslöser bestimmt immer, ob die Versicherung zahlt oder nicht. „Wurden die elektrischen Installationen nicht von einem konzessionierten Elektriker abgenommen, kann die Versicherung aussteigen, wenn diese den Brand ausgelöst haben“, sagt Innerhuber. Es mache auch einen sehr großen Unterschied, ob leicht oder grob fahrlässig gehandelt wurde.

„Hier muss man mit den Versicherern verhandeln, damit auch grobe Fahrlässigkeit eingeschlossen ist, diese ist aber kein Freibrief zur Leichtsinnigkeit“, sagt Innerhuber. Im Endeffekt entscheidet ein Gericht, ob Fahrlässigkeit im Spiel war. „Im schlimmsten Fall kommt es danach noch zum Prozess mit der Versicherung ob bezahlt wird oder nicht“, sagt Innerhuber.

Nach der Katastrophe war der Schock bei Familie Miedl groß, ein Streit mit der Versicherung blieb aus, Fahrlässigkeit wurde nicht festgestellt und es gab auch eine Welle der Hilfsbereitschaft. „Wir standen kurz vor der Übergabe an unseren Sohn und der Stall und das Haus waren renoviert und erneuert – es war unser Lebenswerk, das weg war. Wir hatten nicht einmal einen Kübel oder eine Schere“, sagt Elisabeth Miedl. Die Entscheidung, alles wieder aufzubauen, traf die Familie gemeinsam.

Nachbarn und Bekannte versorgten die Familie und ihre Tiere. Das Vieh kam in einem leer stehenden Stall in der Nähe unter, das verbrannte Futter ersetzte die Versicherung. Die Familie zog in ein nahegelegenes Ferienhaus von Bekannten.

Beim Aufräumen und dem Wiederaufbau gab es kräftige Unterstützung. „Wir haben sofort eine Starthilfe der Versicherung für die Abbrucharbeiten des Stalls bekommen“, sagt Miedl. Die Kosten schlugen mit knapp 100.000 € zu Buche. Etwas mehr als ein Jahr dauerte der Wiederaufbau des Stalls. „Die Versicherung hat den Großteil der Kosten gedeckt. Der neue Stall war etwas teurer, weil wir einiges adaptiert haben. Bei unseren zwei Traktoren hatten wir nur den Zeitwert versichert, der neue Traktor war teurer“, erklärt Miedl.

Inventarliste ist hilfreich

Das zerstörte Inventar am Hof überprüften drei Sachverständige. „In der Hektik wussten wir gar nicht, was alles fehlte, die Sachverständigen haben einiges in den Trümmern gefunden und uns unterstützt“, sagt Bernhard Miedl. „Eine Inventarliste für den Hof wäre sehr hilfreich gewesen“, meint Elisabeth Miedl.

Innerhuber kennt diese Situation: „Wir geben den Familien immer einige Wochen Zeit, um zu erheben, was beschädigt wurde. Was die Versicherungsnehmer nie unterschreiben dürfen, ist eine Abfindungserklärung, denn dann verzichtet man auf viele Leistungen. Es gibt keine Versicherung, die freiwillig den besten Schutz zur günstigsten Prämie hergibt, man muss verhandeln. Natürlich hilft ein guter Berater.“

2,2 Mio. € hat die Versicherung für Familie Miedl übernommen. „Wir haben das bekommen, das versichert war und konnten Haus und Hof für uns und die Familie unseres Sohnes komplett wieder aufbauen“, sagt Elisabeth Miedl. Mittlerweile haben sie und ihr Mann den Betrieb an die Familie ihres Sohnes weitergegeben. Durch die Versicherung und viel Arbeit war das möglich. „Wenn einem so etwas passiert, dann hilft nur nach vorne schauen und das Zerstörte wieder aufzubauen“, erklären die beiden.

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