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Ziemlich beste Freunde: Schneebruch & Borkenkäfer

Die schweren Käferkalamitäten in Osttirol und Oberkärnten müssen als Mahnung ernst genommen werden. Sie stehen im engen Zusammenhang mit den Schneebrüchen im November 2019.

Lesezeit: 4 Minuten

Unser Autor: Josef Krogger, Landwirtschafts­kammer Steiermark, Graz

Schneebruchereignisse sind ein altbekanntes Wetterphänomen. Es entsteht dort, wo es in winterlichen Warmphasen zu starkem Schneeregen mit großen Niederschlagsmengen kommt. Diese enormen Schneelasten sind physikalisch einfach zu hoch und es kommt zwangsläufig zum Bruch im Kronenbereich.

Schnell gelesen

Die Schneebruchgrenze steigt steigt mit der Klimaerwärmung aktuell auf 1.000 bis 1.300 m Seehöhe.

Die zunehmenden Fälle an Schneebrüchen bedingen gleichzeitig auch eine deutliche Zunahme an Borkenkäferbefall.

In befahrbarem Gelände ist deshalb die Aufarbeitung der Schneebruchschäden ganz wichtig, um einen anschließenden Borkenkäferbefall zu verhindern.

Untersuchungen zeigen, dass rechtzeitig und gut durchforstete Bestände eine deutlich längere grüne Krone aufweisen.

Wenn nicht flächig aufgearbeitet werden kann, so sollten die liegenden Wipfelstücke jedenfalls sorgfältig entastet und in kurze Stücke abgeschnitten werden.

Bruchgrenze über 1.000 m

Lag die problematische Schneebruchzone früher zwischen 800 bis 1.000 m Seehöhe, so steigt diese Zone mit der Klimaerwärmung auf über 1.000 bis 1.300 m Seehöhe. Die Klimaerwärmung trägt dazu bei, dass diese Wetterphänomene häufiger auftreten und in höher gelegenen Waldgebieten tendenziell auch steilere Hanglagen oder Schutzwaldgebiete betroffen sind.

Dieses fatale Zusammenspiel macht daraus eine gefährliche Beziehung zwischen Wipfelbrüchen und Borkenkäferbrutmöglichkeiten. Aus der Übersicht 1 auf der Seite 44 mit den Schadholzmengen ist der Zusammenhang von abiotischen Schadfaktoren und folgender Zunahme an Borkenkäferbefall deutlich erkennbar.

Gefahr der liegenden Wipfel

Großflächige Schadereignisse werden leichter hochmechanisiert aufgearbeitet. Die Gefahr von einzelnen Wipfelbrüchen liegt also darin, dass viele dieser liegenden Wipfel oder stehende Stämme ohne ausreichende grüne Krone leicht übersehen werden oder die Gefahr vernachlässigt wird. Im traktorbefahrbaren Gelände ist diese Aufarbeitung trotz minimaler Deckungsbeiträge machbar.

Im steilen Seilgelände ist die Aufarbeitung dieser meist schwachen Sortimente nicht kostendeckend und man hofft insgeheim, dass in höheren Lagen über 1.200 m Seehöhe keine starke Borkenkäferentwicklung stattfinden wird. Diese Wipfel können im Frühjahr aber noch sehr anlockend für die Borkenkäfer sein und höhere Temperaturen ermöglichen eine gute Entwicklung der Borkenkäferpopulation.

Finden derartige Ereignisse mehre­re Jahre aufeinander statt, entwickelt sich eine Borkenkäfergradation und es kommt zu großflächigen Befalls­herden.

Die Schuldfrage

Für das Wetterphänomen Nassschneeregen ist natürlich niemand verantwortlich. Die Frage, ob Wipfelbrüche durch forstliche Eingriffe vermieden oder zumindest reduziert werden könnten, beschäftigt die Forstwissenschaft und die forstlichen Praktiker gleichermaßen. Die einen schwören auf ungepflegten Dichtstand und die anderen auf rechtzeitige starke Standraumregulierung. Wobei keine Einigkeit über die Begriffe rechtzeitig und stark herrscht.

Wir finden auch keine Laborbedingungen in den Beständen vor, wo das Eintreten eines Bruches auf ein Einzelindividuum mit größter Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden könnte. Neben den technischen Bruchlasten spielen auch Wind oder ungleichförmige Beastung und Phänologie der Kronenform eine große Rolle.

Ursachen erforschen

Uns bleibt daher nur, Schneebruchereignisse genau zu beobachten und Ursachen zu erforschen. Unbestritten ist, dass wir das Risiko eines Schneebruchereignisses auf den verbleibenden Bestand möglichst reduzieren sollten. Hier zeigt die Beobachtung, dass rechtzeitig und gut durchforstete Bestände eine deutlich längere grüne Krone aufweisen.

Kronenanteil mindestens 30 %

Beträgt der Kronenanteil 30 bis 50 % der Baumlänge, so verbleibt dem Baum nach einem Wipfelbruch immer noch eine vitale Beastung mit mehr als fünf Astquirlen. Äste stellen sich auf und übernehmen die Wipfelfunktion.

Als leicht messbare Kennzahl dient der bekannte H/D-Wert (Übersicht 2). Liegt dieser H/D-Wert unter 80, so ist davon auszugehen, dass der Baum nach einem Wipfelbruch überlebensfähig ist und im Bestand verbleiben kann. Damit sichert er Bestandesstabilität, im Schutzwald die Schutzwirkung und verringert Holzerntekosten und Aufforstungskosten. Das Risiko flächiger Schadeintritte zu verringern, ist unter allen Umständen vorrangig zu beurteilen. Resilienz und Resistenz sind die wichtigen Schlagwörter dafür.

Borkenkäferbefall vermeiden

In den gebrochenen Wipfeln, aber auch in starken Ästen (über 5 cm Durchmesser) können sich Borkenkäfer (vor allem Kupferstecher) ab 16 °Celsius einbohren und vermehren. Ist eine flächige Aufarbeitung des Schadholzes aus technischen, zeitlichen oder finanziellen Gründen nicht möglich, so sollten die liegenden Wipfelstücke jedenfalls sorgfältig entastet und in kurze Stücke abgeschnitten werden.

Dadurch wird die Austrocknung beschleunigt und so der Befallsdruck verringert. Diese hohen Kosten, womöglich ohne Holzerlöse, stehen aber einem vielfachen Schaden durch großflächigen Borkenkäferbefall gegenüber. Weder Frost noch Trockenheit oder Feuchtigkeit können dem Borkenkäfer in seiner Winterruhe schaden.

Wechselhafte Witterung im Frühjahr (warm-trocken oder kühl-nass) kann die Borkenkäferentwicklung hemmen oder sogar zu Verpilzungen der Käfer führen. Hier sind kleinräumige Unterschiede zu beachten. Kein bruttaugliches Stammholz, Wipfel- oder Astmaterial im Wald zu belassen, ist daher die sicherste Methode, größere Schäden durch Borkenkäfer zu verhindern.

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