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CO2-Zertifikate: Ein Geschäft für Waldbesitzer?

Die Wiederaufforstung stellt Waldbesitzer vor große finanzielle Herausforderungen. CO2-Zertifikate können helfen. Die CarboForst GmbH vermittelt sie. Doch was sind die Voraussetzungen?

Lesezeit: 4 Minuten

Der Wald ist der größte einzelne Kohlenstoffspeicher. Deutschland ist zu einem Drittel bewaldet, mit einer Fläche von rund 11 Millionen Hektar. Diese Fläche speichert über 50 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Dieses Potential böte den Waldbesitzern die Möglichkeit, sich die Kohlenstoffbindung ihrer Waldflächen über den Handel mit CO2-Zertifikaten honorieren zu lassen. Dieser Speicher ist jedoch bereits im nationalen CO2-Budget von Deutschland im Rahmen des Pariser Abkommens an die EU gemeldet und damit für die Waldbesitzer nicht mehr in Wert zu setzen.

Freiwillige Projekte zwischen Unternehmen und Waldbesitzern

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Eine Teilnahme am offiziellen Emissionshandel ist dadurch nicht möglich, da die Speicherkapazität des Waldes nach Auffassung des Staates nicht dem jeweiligen Waldbesitzer gehört, sondern eine staatliche Leistung darstellt. Aus diesem Grund können Waldbesitzer nur am freiwilligen Emissionshandel teilnehmen.

Ein Dienstleister, der Waldbesitzer und Unternehmen zusammenbringt, ist die CarboForst GmbH. Sie will regionale und lokale Partnerschaften zwischen Waldbesitzern und ortsansässigen Unternehmen und Institutionen fördern, die an einer CO2-Reduktion in ihrer Region interessiert sind.

Wie funktioniert das?

CarboForst identifiziert geeignete Waldflächen und vermittelt zwischen Waldbesitzern und engagierten Unternehmen. Geeignete Flächen werden von der Ecosystem Value Association (eva) zertifiziert. Sie entwickelt wissenschaftlich fundierte, digitale und skalierbare Standards, um Ökosystemleistungen in Wert zu setzen. Die Abnahme durch den TÜV bestätigt die Korrektheit der getroffenen Annahmen. Durch die Inwertsetzung der Ökosystemleistungen des Waldes, u. a. in Form von eva-Zertifikaten, können so zusätzliche finanzielle Mittel für den Wiederaufbau und Umbau von Wäldern aktiviert werden.

Wer kann teilnehmen?

In einem ersten Schritt können Waldflächen zertifiziert werden, die nach Kahlschlägen aufgrund von Trockenheit und Borkenkäferbefall wieder aufgeforstet werden. Dafür müssen aber mehrere verschiedene Baumarten gepflanzt werden, es darf keine Monokultur sein. „Mindestens vier Hauptbaumarten sollten auf einer Fläche vorkommen“, sagt Nicolaus Graf von Hatzfeldt, einer von vier Gesellschaftern der CarboForst GmbH. „Welche Baumarten das sind, hängt natürlich vom Standort ab. Aber es sollen möglichst Nadel- und Laubbaumarten gleichzeitig auf der Fläche stehen. Das Ziel ist schließlich ein klimastabiler Mischwald“, sagt er.

Was lässt sich verdienen?

Der Preis für eine Tonne gespeicherten Kohlenstoff wird mit den Unternehmen frei verhandelt. Er schwankt zwischen 20 und 90 Euro je Tonne jährlich. Aktuell liegt der Börsenpreis laut von Hatzfeldt bei 60 Euro. „Die UN veranschlagt den Wert einer gespeicherten Tonne Kohlenstoff sogar mit 200 Euro“, sagt er.

Derzeit steht CarboForst mit 20 bis 50 Unternehmen in regelmäßigem Kontakt. Etwa 20 Unternehmen haben bereits Waldzertifikate erworben oder stehen kurz vor dem Abschluss. CarboForst legt Wert auf eine hohe Regionalität, um Identifikation und Kontrolle vor Ort zu gewährleisten. Wichtig sei auch eine emotionale Bindung der Beteiligten, denn die Menschen wollen sich mit Klimaschutzmaßnahmen identifizieren, so von Hatzfeldt. Dazu können Unternehmen auch gemeinsame Baumpflanzaktionen für ihre Kunden und/oder Mitarbeiter durchführen, um die Verbindung zu Boden, Wasser und Luft auch physisch erfahrbar zu machen.

Die UN veranschlagt den Wert einer gespeicherten Tonne Kohlenstoff sogar mit 200 Euro."

Zertifikate, Ökopunkte und Fördermittel?

Wenn Waldbesitzer auf ihren neu angepflanzten Flächen Ökopunkte generiert haben, sei dies laut von Hatzfeldt kein Ausschlusskriterium, um zusätzlich CO2-Zertifikate zu beantragen. Mit den Ökopunkten sei die ökologische Aufwertung der Fläche honoriert worden, etwa wenn nach einem Fichtenbestand ein Laubmischwald gepflanzt wird. Mit CO2-Zertifikaten würde hingegen die Kohlenstoffspeicherung bewertet. Dies seien zwei unterschiedliche Produkte, die sich nicht von vorneherein ausschließen.

Wenn eine Waldfläche Fördermittel für die Neuanpflanzung erhalten habe, müsse geprüft werden, ob gleichzeitig eine CO2-Zertifizierung möglich ist. Die Förderung sei in der Regel für die Wiederbewaldung eines klimastabilen Mischwaldes gedacht und nicht für die Kohlenstoffbindung.

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