Unser Gesprächspartner ist Leo von Stockhausen, Geschäftsführer der Familienbetriebe Land und Forst. Der Verband setzt sich für den Schutz des privaten Eigentums und die Stärkung der Wirtschaftskraft im ländlichen Raum ein.
Wie sehen Sie die Diskussion um die Honorierung von Ökosystemleistungen des Waldes?
Leo v. Stockhausen: Da tut sich gerade ungeheuer viel.Im November 2022 hat die EU-Kommission den Entwurf eines Carbon Removal Certification Frameworksvorgelegt, um europaweit einheitliche Rahmenbedingungen für die Zertifizierung der natürlichen Kohlenstoffbindung zu schaffen. Leider sehen wir nicht, dass die Bundesregierung diesen Ball aufgreift. Wir wünschen uns eine offene Diskussion, wie ein System für die Honorierung der Ökosystemleistungen des Waldes aussehen kann.
Einige Start-ups handeln bereits mit CO2-Zertifikaten. Wie schätzen Sie diese Initiativen ein?
Stockhausen: Die Politik hat es verschlafen, Instrumente wie den europäischen oder nationalen Emissionshandel in ihrer Tauglichkeit für die Land- und Forstwirtschaft zu prüfen. In dieses Vakuum ist der private Markt gesprungen. Diese Start-ups haben eine wichtige Pionierfunktion. Es ist zu diskutieren, wie staatliche Rahmensetzung und privater Markt zusammenwirken können.
Erste Konzepte sehen nur stillgelegte Wälder für den Zertifikatehandel vor. Wie lässt sich eine aktive Waldbewirtschaftung mit Holzeinschlag überhaupt mit der Honorierung vereinen?
Stockhausen:Sie legen den Finger in die Wunde. Die Bewirtschaftung und die Holznutzung sind die Grundlagen für alle Ökosystemleistungen des Waldes. Der Wald bindet das durch Holzeinschlag entnommene CO2 ständig neu. Darum brauchen wir ein System, wie gerade der bewirtschaftete Wald in seiner Klimaschutzleistung vergütet werden kann. Stilllegungen schaffen mehr Schaden als Nutzen. Sie erschweren den Ausstieg aus fossiler Energie- und Rohstofferzeugung. Darum dürfen sie nicht die alleinige Grundlage für eine Honorierung sein.
Um die Transaktionskosten niedrig zu halten, brauchen wir ein einfaches System. In Deutschland bindet ein Hektar Wald durchschnittlich 8 t Kohlenstoff im Jahr. Daran können wir anknüpfen.