Die umfangreichen Analysen des Strategieprozesses VISION 2028+ geben ein Bild von der aktuellen Situation in der heimischen Landwirtschaft. Dazu Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig: "Die Verunsicherung unter den Landwirten ist groß. Das gilt in Österreich und in der EU, wie die zahlreichen Proteste zeigen. Die wachsende Bürokratie aufgrund des Green Deals, starke Preisschwankungen auf den Märkten und die steigenden gesellschaftlichen Anforderungen seien nur einige Beispiele, die unsere Bäuerinnen und Bauern beschäftigen. Anhand der Ergebnisse sollen Zukunftsbilder und konkrete Entwicklungspfade für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum erarbeitet werden."
1.500 Bauern wurden befragt
Die 1. Phase - eine umfangreiche Analyse des IST-Zustandes bzw. der Ausgangsbedingungen - beinhaltet neben einer wissenschaftlichen Literaturrecherche, eine repräsentative Befragung von 1.500 Bäuerinnen und Bauern, von 1.000 Personen aus der Bevölkerung sowie von rund 250 Personen aus der Lebensmittelwirtschaft (z.B. dem Handel).
Zudem wurden zwölf Interviews mit allen Agrarsprechern der verschiedenen politischen Parteien sowie Vertretern von NGOs, OECD und der EU-Kommission geführt. Auch acht Gruppendiskussionen (zirka 90 Personen) mit Bäuerinnen, Hofnachfolgern, Vertretern aus dem vorgelagerten Bereich (Landtechnik, Saatgut, Stallbau etc.), dem Land- und forstwirtschaftlichem Schulwesen, der Forstwirtschaft, der Verwaltung, der Interessensvertretung und der verschiedenen Agrarsektoren wurden abgehalten.
Green Deal ist die größte Bedrohung
Wie die Ergebnisse zeigen, werden als größte Herausforderungen für den eigenen Hof die steigenden gesetzlichen Auflagen und die ausufernde Bürokratie gesehen. Dabei ist die größte Bedrohung aus Sicht der Bäuerinnen und Bauern der Green Deal der EU-Kommission.
Darüber hinaus belastet die Bauern die unberechenbare Situation auf den Märkten sowie die steigenden Ansprüche der Gesellschaft bei gleichzeitig mangelnder Zahlungsbereitschaft der Konsumenten für die hohen Produktionsstandards in Österreich. Auch die Auswirkungen des Klimawandels, die Arbeitsüberlastung und fehlende Planungssicherheit werden als eine der künftigen Herausforderungen gesehen. Die Rahmenbedingungen ändern sich schneller als sich die investitionsintensive Landwirtschaft ändern kann, so der einhellige Tenor.
Zentrale Chancen für Österreichs Landwirtschaft
Trotz zahlreicher Herausforderungen blicken drei Viertel der Jungbauern sehr positiv bis neutral in die Zukunft, heißt es weiter. Chancen für den eigenen Betrieb sehen die Bauern insbesondere im Trend zur Regionalität und Qualität und einem steigenden Interesse der Bevölkerung an der Landwirtschaft.
Auch die Tatsache, dass am Betrieb mit mehreren Generationen gelebt und gearbeitet wird, wird sehr positiv gesehen. Als wichtigste Strategien für die Zukunft gelten die Weiterbildung, sowie ein verstärkter Fokus auf Kooperation, Vernetzung und die Nutzung von Qualitätsprogrammen.
Für einen erfolgreichen Generationenwechsel braucht es zukunftsfähige Betriebskonzepte, Anerkennung, angemessene Entlohnung für die erbrachten Leistungen, genügend Freiheit für Unternehmertum und Innovationen, erklärt das Landwirtschaftsministerium weiter. Auch die Bevölkerung sehe die vielfältigen heimischen Familienbetriebe mit ihren hohen Produktionsstandards und den hohen Bio-Anteil als Stärke der österreichischen Landwirtschaft. Gleichwohl werde thematisiert, dass in letzter Zeit beim Lebensmitteleinkauf vermehrt auf den Preis und Aktionen geachtet wurde. Totschnig: "Der Lebensmittelhandel will in Zukunft auf preisgünstige Produkte setzen, gleichzeitig wird jedoch Qualität, Tierwohl und Regionalität gefordert.
Am Ende dieses Strategieprozesses sollen mit klaren Leitlinien die besten Rahmenbedingungen und Perspektiven für die bäuerlichen Familienbetriebe in Österreich geschaffen werden. Die Ergebnisse sollen auch in die EU-Verhandlungen über die künftige Gemeinsame Agrarpolitik und den Green Deal einfließen.
Vertrauen und Planungssicherheit müssen wieder her
"Unsere Bäuerinnen und Bauern brauchen wieder Vertrauen, Planungssicherheit sowie faire Rahmenbedingungen, die im Verhältnis zu den Leistungen stehen, die sie für das ganze Land erbringen. Mein Ziel ist, dass unsere Jungbäuerinnen und -bauern auch weiterhin positiv in die Zukunft blicken und mit Freude ihre Höfe weiterführen. Wenn man aber von ihnen Unmögliches abverlangt, dann besteht die Gefahr, dass sie ihre Hoftore für immer schließen. Der Green Deal bringt mit seinem Regulierungsdruck unsere Betriebe an ihre Grenzen. Deshalb setze ich mich für eine Kurskorrektur der EU-Politik ein", kündigt Totschnig an.
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