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topplus Nabelentzündung

Obacht auf den Nabel

Nabelentzündungen gehören zu den häufigsten Krankheiten bei Kälbern. Doch wie kommt es dazu und was können Landwirte tun?

Lesezeit: 6 Minuten

Unsere Autorinnen: Dr. Melanie Eisert und Dr. Beate Streuff vom Tiergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer ­Nordrhein-Westfalen

Nabelentzündungen treten im Schnitt bei jedem fünften neugeborenen Kalb in den ersten Lebenswochen auf.

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Als Nabel wird die Öffnung in der Bauchdecke in Richtung Bauchhöhle bezeichnet. Durch diese Öffnung verlaufen beim Fötus im Mutterleib im sogenannten Nabelstrang die Nabelgefäße (siehe Übersicht):

  • Vene: Die Nabelvene führt zur Leber des Kalbs und versorgt es mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut. Das ist anders als gewöhnliche Venen, die „verbrauchtes“ Blut abtransportieren.

  • Arterien: Die Nabelarterien dienen der fötalen Entsorgung und verlaufen seitlich der Harnblase und dann parallel mit dem Urachus.

  • Urachus: Der embryonale Harngang wird als Urachus bezeichnet.

Schnell gelesen

Nabelentzündungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen beim Kalb.

Sie werden häufig unterschätzt, obwohl sie in Verbindung mit Durchfall oder Lungenentzündungen stehen.

Gute (Geburts-)Hygiene und eine Nabeldesinfektion helfen dabei, Nabelentzündungen vorzubeugen.

Wenn ein Kalb trotzdem erkrankt, ­sollte man es einem Tierarzt vorstellen.

Nabelstrang reißt ab

Der Nabelstrang des Kalbes ist im Vergleich zu anderen Tieren mit ­einer Länge von rund 20 bis 40 cm relativ kurz und reißt schon während der Geburt etwa eine Handbreite unterhalb der Bauchdecke ab. Da dieser äußere Stumpf aber ein offener, direkter Zugang zur Bauchhöhle ist, haben Erreger ein relativ leichtes Spiel. Deshalb ist bei der Geburt und in den ersten 14 Lebenstagen besonders auf eine saubere Umgebung zu achten, um das Eindringen von Erregern zu verhindern.

Beim Abriss des Nabelstrangs schnellen die muskulösen, kontraktilen Nabelarterienstümpfe in die Bauchhöhle des Kalbes zurück. Die Nabelvene dagegen, die zur Leber zieht, wird am Nabelring „festgehalten“ und ist in dem übrig bleibenden äußeren Hautstumpf (etwa 10 cm lang) sichtbar.

Die Nabelvene schließt sich selbstständig durch Kontraktion und sollte nicht weiter nachbluten. Dennoch ist der Nabelvenenrest eine Wunde, die erst abheilen muss. Durch die Feuchtigkeit und das geronnene Blut stellt sie dabei einen idealen Nährboden für Keime dar. Bei einer komplikationslosen Nabelrückbildung trocknet die Nabelschnur zügig ab und nach etwa zwei Wochen sollte der getrocknete Nabelschnurrest abfallen.

Symptome einer Entzündung

Aufgrund der Einzel- bzw. Kleingruppenhaltung in den ersten Lebenstagen können Landwirte den Nabel gut täglich kontrollieren. Schon anhand des Verhaltens und der Haltung des Kalbes kann man erahnen, ob ein Kalb eine Nabelentzündung hat:

  • Kälber mit einer akuten Nabelentzündung fressen bzw. saufen schlecht oder verweigern die Milchtränke.

  • Sie sind für ihr Alter untypisch ruhig und haben eine erhöhte Körpertemperatur von mehr als 39,5 °C.

  • Bei der weiteren Untersuchung des Kalbes lässt sich dann ein verdickter Nabelstrang feststellen.

  • Bei Berührung der Nabelregion und des -stranges ist eine Druckempfindlichkeit zu beobachten.

  • Durch Schmerzen wird das Kalb Abwehrbewegungen (Schlagen mit dem Bein, Aufkrümmen der Wirbel­säule, Anspannen der Bauchdecke) zeigen.

  • Zusätzlich ist die entzündete Region wärmer als üblich.

  • Besteht die Nabelentzündung mindestens eine Woche, ist auch das Ausstreichen von eitrigem Sekret möglich.

Aufsteigende Infektion

Erfolgt keine Behandlung des Tieres, kann sich die Entzündung ausbreiten und steigt über den Nabelstrang in den Bauchraum auf. In Folge werden die Krankheitsanzeichen sichtbarer, das heißt vor allem die Schmerzanzeichen sind deutlich ausgeprägter (mit den Beinen schlagen, Belecken, aufgekrümmter Rücken, keine Futteraufnahme). Bleibt die Entzündung weiterhin unbehandelt, kann auch eine Blutvergiftung durch Verbreitung der Erreger über das Blutgefäßsystem in andere Organe erfolgen.

Häufig verbunden mit einer fortgeschrittenen Nabelentzündung sind aufgrund der Streuung Entzündungen der Gelenke oder Kombinationen mit anderen Krank­heiten wie Durch­fall und/oder Lungenentzündungen. Grundsätzlich haben diese Kälber geringere Therapiechancen und ein höheres Sterberisiko.

Kälber mit einer akuten Nabelentzündung sind untypisch ruhig und haben eine erhöhte Körpertemperatur von mehr als 39,5 °C.

Die Folge: Nabelabszess

Oft ereignet sich die Nabelentzündung erst im Lebensalter von drei bis vier Wochen – wenn keine normale Nabelabtrocknung stattgefunden hat, also nach 14 Tagen immer noch Nabelreste vorhanden sind. Dann fallen die Kälber zunächst durch eine Umfangsvermehrung im Bereich der Nabel­region auf. Darin findet man beim Ausstreichen des Nabels häufig nicht zu unterschätzende Mengen an dickflüssiger, weißlich-gelber bis gelbgrünlicher Flüssigkeit (Eiter). Das ist ein sogenannter Nabelabszess.

Die Kälber sind meist fieberfrei und der Nabel ist nicht mehr vermehrt warm oder druckempfindlich. Ein Nabelabszess kann sich aus einer andauernden Nabelentzündung oder aus einer mechanischen Irritation entwickeln. Ein Nabelabszess sollte immer von einem Tierarzt beurteilt und dabei ein Nabelbruch ausgeschlossen werden. Der Tierarzt wird dann die weiteren Maßnahmen durchführen.

Ein ausgeprägter Nabelabszess sollte nach außen eröffnet werden, um zu verhindern, dass er sich nach innen (Bauchraum) öffnet und die Keime andere Organe besiedeln. Unter Umständen kann ein ausgeprägter Nabelabszess schwer von ­einem Nabelbruch abzugrenzen sein. Unbehandelt kann ein Nabelabszess aber auch zu einem Nabelbruch führen.

Sonderfall: Nabelbruch

Als Bruch oder auch Hernie bezeichnet man das Hervortreten von Eingeweideteilen aus der Bauchhöhle in eine irreguläre Ausstülpung der Bauchwand. Die Bruchpforte kann unterschiedlich groß sein und somit auch unterschiedliche Maßnahmen erfordern.

Zur besseren Beur­teilung kann das Kalb auf die Seite gelegt werden, um die Darmschlingen vorsichtig in den Bauchraum zurückzulegen. In dieser Position ist die Bruchpforte meist zu fühlen. Bei einer kleinen Bruchpforte (maximal 1 Finger weit) fallen in der Regel nur Teile vom Eingeweidenetz oder Fett vor und es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich die Bruchpforte wieder von alleine schließt. Bei einer größeren Bruchpforte können sich durchtretende Darmschlingen einklemmen und es kann dann zu einem Darmverschluss kommen. Das ist für das Kalb lebensbedrohlich.

Unabhängig von der Größe des Bruches ist zu beachten, dass ein Nabelbruch häufig erblich ist. Daher ist ein Verbleib des Kalbes als Zuchttier strittig. Bei Verdacht auf einen Nabelbruch ist ein Tierarzt hinzuziehen.

Den Nabel desinfizieren: So gehts

Prophylaktisch angewendete ­Nabeldesinfektionen sind durchaus sinnvoll, können aber eine ­mangelnde Hygiene nicht aus­gleichen. Zur ­Nabeldesinfektion ist eine Jodlösung zu empfehlen. Diese kann entwe­der ­gedippt oder gesprüht werden. ­Die Jodlösung, in der ein Nabel gedippt wurde, ist anschließend zu ­verwerfen und nicht bei anderen ­Kälbern ­anzuwenden! Die Desinfektion sollte nur äußerlich angewendet werden, da die Präparate gewebereizend sind.

Prophylaxe

Die Prophylaxe beginnt bereits bei der Geburtsvorbereitung. Die Abkalbebox sollte sauber eingestreut sein und bei jeder Geburtshilfe muss auf die Hygiene geachtet werden.

Solange der Nabel noch feucht ist, besteht ein erhöhtes Infektrisiko. Deshalb ist es in den ersten Tagen wichtig, den Nabel regelmäßig zu kontrollieren und auf die oben­genannten Symptome zu achten. Dabei sollte der Nabel möglichst wenig und wenn, dann nur mit Handschuhen berührt werden. Gegenseitiges Besaugen von Kälbern sowie andere Erkrankungen wie Durchfall oder Lungenentzündungen vergrößern das Risiko, an einer Nabelentzündung zu erkranken. Auch ein vermehrtes Fliegenaufkommen kann das Auftreten von Nabelerkrankungen durch Verschleppung von Bakterien fördern.

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