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Akademie für Präventivmedizin hält DGE-Ernährungsempfehlungen für falsch

Kaum noch Fleisch und Milch? Mediziner zeigen sich entsetzt über die neuen DGE-Ernährungsvorschläge. Klimaschutz werde da über die Gesundheit von Kindern gestellt.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Verein Deutsche Akademie für Präventivmedizin (DAPM) kritisiert die neuen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zum Essen.

Deren Ratschläge könnten weitreichende Folgen für die Bevölkerung haben, da sie von der Verpflegung in Kitas, Schulen, Kantinen und Seniorenheimen bis hin zu den Programmen der Krankenkassen als Standard gelten. Die DAPM sieht gravierende Fehler sowohl im Ansatz dieser Empfehlungen, die sich explizit an ALLE („für Deutschland“) richten, und in etlichen inhaltlichen Aussagen, die überholt und nicht evidenz-basiert seien und zusätzlich den Aspekt des Klimaschutzes teilweise über die gesundheitlichen Belange der Bevölkerung zu stellen scheinen.

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Einheitliche Empfehlungen für alle nicht möglich

Die DAPM stellt fest: Es kann keine einheitlichen Empfehlungen für die Ernährung aller Menschen in Deutschland geben, da sich deren gesundheitliche Ausgangslage unterscheidet. In einer Bevölkerung, in der der Anteil von Menschen mit Übergewicht und Adipositas, Prädiabetes und Diabetes stetig zunimmt, und schlanke, sportliche Menschen mittlerweile eine Minderheit darstellen, sollte man nicht auf Basis theoretischer Überlegungen, welche Ernährungsweise besonders klimafreundlich wäre, der Gesamtbevölkerung Empfehlungen geben.

Adipöse und Schlanke, Diabetiker und Nichtdiabetiker, Sportler und Nichtsportler, Alte und Junge – sie würden alle von der DGE „in denselben Topf geworfen“. Die neuen DGE-Empfehlungen könnten de facto größeren Teilen der Bevölkerung in Deutschland nicht nur nichts nutzen, sondern sogar schaden. Konkret kritisiert die DAPM folgende Aussagen:

  • Die Charakterisierung von Lebensmitteln in solche „pflanzlichen Ursprungs“ und solche „tierischen Ursprungs“ ist wissenschaftlich betrachtet unsinnig.

  • Die Empfehlung „an alle“, täglich 5 Portionen = 300 g Getreideprodukte verzehren, ist für viele Millionen Menschen in Deutschland nicht nur nicht hilfreich, sondern sogar gesundheitsgefährdend!

  • Die Reduzierung des Verzehrs von Milchprodukten im Vergleich zu früheren Empfehlungen um ein Drittel hat keine wissenschaftliche Grundlage. Milchprodukte haben nach aktueller Evidenzlage im Gegenteil positive Effekte auf die Gesundheit im Sinne einer Verminderung des Risikos für Herzinfarkt und Schlaganfall.

  • Der allgemeine Verzicht auf tierische Lebensmittel kann bedenklich sein: Die ausreichende Versorgung relevanter Bevölkerungsteile (z. B. Kinder und Senioren) mit genügend und hochwertigem Eiweiß, essenziellen Aminosäuren und Fettsäuren sowie mit etlichen Spurenelementen und Vitaminen wird mit den DGE-Empfehlungen nicht gewährleistet.

  • Die empfohlene Beschränkung des Verzehrs von Eiern ist seit Jahrzehnten überholt und wurde von den führenden Fachgesellschaften weltweit längst aus den Empfehlungen entfernt.

„Pflanzliche“ versus „tierische“ Lebensmittel

Die Unterscheidung von Lebensmitteln in solche pflanzlichen bzw. tierischen Ursprungs ist wissenschaftlich betrachtet unsinnig, da es auf beiden Seiten, also bei pflanzlichen Lebensmitteln und tierischen Lebensmitteln, sowohl bedenkliche, als auch gesundheitsfördernde Lebensmittel gibt, so die Mediziner weiter.

Beispiel: Zucker ist „pflanzlich“, Weizenmehl ist „pflanzlich“, Palmfett ist „pflanzlich“ - und niemand würde behaupten, dass man davon mehr essen sollte.

Viel Getreide = hohe Zuckerbelastung

Etwa 10 Mio. Menschen in Deutschland haben einen Typ 2-Diabetes, weitere 25 Mio. Menschen erfüllen das Kriterium eines Prädiabetes (Vorstufe der Zuckerkrankheit nach Definition der amerikanischen Diabetesgesellschaft ADA).

Bei den meisten der Betroffenen liegt eine sogenannte Insulinresistenz, also eine verminderte Wirksamkeit des Bauchspeicheldrüsenhormons Insulin mit der Folge chronisch erhöhter Insulinspiegel im Blut vor. Außerdem geht damit eine Leberverfettung einher.

Laut Robert Koch Institut (Deutscher Gesundheit Survey DEGS-1) findet sich in der Kernspintomografie bei 40 % der repräsentativ ausgewählten Erwachsenen eine metabolisch-assoziierte Leberverfettung. In dieser Stoffwechselsituation haben die Menschen eine „Kohlenhydratunverträglichkeit“, das heißt sie können schlechter mit schnellem Ansteigen des Blutzuckerspiegels umgehen und bilden deutlich mehr Fett in der Leber aus den verzehrten Kohlenhydraten als dies bei gesunden Menschen ohne Stoffwechselprobleme der Fall wäre. Hohe Insulinspiegel steigern darüber hinaus den Appetit, fördern die Gewichtszunahme bzw. verhindern das Abnehmen.

Wenn die DGE allen Menschen in Deutschland empfiehlt, 300 g Getreideprodukte pro Tag zu verzehren, dann haben Millionen Menschen mit Übergewicht und Adipositas, Prädiabetes und Typ-2-Diabetes davon gesundheitliche Nachteile, kritisiert die DAPM.

Dass ein Drittel der verzehrten Getreideprodukte „Vollkorn“ sein sollen, ist dabei wenig hilfreich, denn sobald das „volle“ Korn vermahlen ist, sind die daraus hergestellten Mehle trotz „Vollkorn“ sehr stark blutzuckerwirksam. Was einem Großteil der Bevölkerung (und manchen Fachleuten) nicht bewusst ist: Die Menge von 300 g Getreideprodukten hat die Blutzuckerwirksamkeit von umgerechnet ca. 50 Teelöffeln Zucker.

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